Ausgabe Nr.
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J M upload 04.11.2016, Viva Edition 106 | Print article

Martín Chirino - Eisen und Stein im Castillo de la Luz

Das Castillo de la Luz ist die älteste Befestigungsanlage von Las Palmas, wie in unserer Ausgabe Nr. 105 vom 21. Oktober berichtet. Diesmal wirdmen wir uns der Kunst eines der wohl bedeutendsten kanarischen Bildhauer: Martin Chirino. Er wirkt seit vielen Jahren auf internationalem Terrain. Aus dem Fundus der Stiftung Martín Chirino wurden 25 von ihm handverlesene Exponate im Castillo de la Luz installiert. Ein Teil davon steht im Garten und der Rest im Inneren dieser Befestigungsanlage.

Eisen und Stein harmonieren in wunderbarer Symbiose aus Geschichte und Gegenwart, präsentieren jede Skulptur im richtigen Licht, ohne die Wirkung der originären Steinwände dieser geschichtsträchtigen Festung dominiert werden. Die Exposition ist sehr gelungen, wie ich meine. Lange Zeit lebte der 1925 in Las Palmas Geborene abwechselnd in den USA und in Madrid. Allerdings hat Chirino vor zwei Jahren seinen Lebensmittelpunkt wieder fest in seiner Heimat verwurzelt.

BESICHTIGUNG IM MÜSSIGGANG

Da dieses historische Juwel erst seit Januar 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde und somit in den klassischen Reiseführern noch nicht aufgeführt ist, schieben sich auch keine Touristenmassen durch die Ausstellungsräume. Man kann entspannt und in Ruhe die Kunst auf sich wirken lassen. 

Alle Exponate sind beschriftet und mit einem QR-Code versehen. So können Kunst- und Kulturliebhaber sich die entsprechenden Hintergrundinformationen über die einzelnen Werke holen.

VITA: CHIRINO‘S KÜNSTLERISCHES SCHAFFEN

Martín Chirino López wurde am 1. März 1925 als elftes von zwölf Kindern in Las Palmas de Gran Canaria geboren. Sein Vater war Werftarbeiter und dadurch lernte er die ersten Schritte hinsichtlich der Be- und Verarbeitung von Metall. Es lag auf der Hand, dass der Sohn Schmiede- und Gießereitechnik

lernt, doch war sein Kunstsinn stark ausgeprägt. Dank eines Stipendiums konnte Chirino an der Königlichen Akademie der Schönen Künste studieren. Nach Abschluss zog es ihn in die Welt, um neue Eindrücke zu sammeln. Mit 27 Jahren reiste er nach Paris und dann weiter nach Italien.

Nach seiner Rückkehr begann sich Chirino auf der Suche nach der eigenen Identität intensiv mit der Geschichte der kanarischen Urbevölkerung zu beschäftigten. In dieser Zeit entstand seine Serie „Schwarze Königinnen“ (Reinas negras). Auch die afrikanische Kunst interessierte den weltoffenen Chirino und er gründete im Jahr 1957 die Künstlergruppe EL Paso. Ein Jahr davor kaufte das Museum für Zeitgenössische Kunst in Madrid zwei seiner Skulpturen.

Im Jahr 1962 hatte Chirino seine erste Einzelausstellung in New York. Zwischen 1968 und 1969 kreierte der Künstler „Mediterránea“, eine 1,14 Meter hohe Figur aus Stahl. Diese Skulptur befindet sich vor dem Museo de Escultura in Madrid.

PENDELN ZWISCHEN DEN USA UND SPANIEN

In den 1970-er Jahren pendelte er regelmäßig zwischen Spanien und den USA hin und her. Zu dieser Zeit entstanden seine wichtigsten Serien, wie z. B. Mediterráneas, Ladies und Paisajes.

Für seine künstlerische Arbeit erhielt er 1980 den Spanischen Preis für Plastische Kunst. Dem Eisen blieb Chirino als bevorzugtes Werkmaterial für die Realisierung seiner abstrakten Kunstwerke treu. Das Fehlen erzählerischer Komponenten ersetzte Chirino durch formalen und symbolischen Reichtum.

Er verwendet häufig die Form einer Spirale als Sinnbild für Kraft, Spannung und Bewegung. Das stellt eine zusätzliche Herausforderung in der Realisierung dar und stellt den Künstler immer wieder vor schwierige Aufgabenstellungen, wie z. B. Schwerpunkt, Materialrisse oder Gewicht. „Man muss ein richtiger Handwerker in der Verarbeitung von Eisen sein“, sagt er selbst. Zudem versinnbildlicht die Spirale den Atlantik bzw. die Wellen des Meeres wie beispielsweise bei „El Viento“ aus dem Jahr 1968, Schmiedeeisen (Foto 02). Chirinos monumentale „Lady Harimaguada“ erschuf er im Jahr 1996. Sie steht an der Stadteinfahrt Avda. Marítima beim Kreisel Juan Carlos XXIII und ist inzwischen zu einem Wahrzeichen von Las Palmas avanciert. (Anm.: Eine Harimaguada war in der Kultur der indigenen Bevölkerung eine Art Priesterin, die höchstes Ansehen genoss). Seine neun Meter hohe Skulptur „Espiral del viento III“ aus dem Jahr 2003 ziert das

Ende der c/Triana und ist ein echter Hingucker in dieser beliebten Einkaufsstraße.

In keine seiner Serien passt die Skulptur „El Viento“ (Foto 03), ebensowenig wie Santa Teresa II aus Bronze, 2007 (Foto 04). „Homenaje Serie Marinetti XVII“ aus dem Jahr 2014 aus Schmiedeeisen. Wie der Name sagt, zollt Chirino dem Begründer des sogenannten Futurismus Tribut, die in ihrer Dynamik auf die Zügellosigkeit hinweist, indem sie von der beginnenden Eleganz eine radikale Kehrtwendung macht. Die Skulptur drückt auch Extreme und Kontraste aus (Foto 01). Das griff er auch bei seinen Werken „Aerovos“ auf und realisierte es als durchgehende Spirale in horizontaler Ebene, sowie in ovaler Form in vertikaler Orientierung bei „Afrocán“ auf, die er aus Bronze erschuf und die von afrikanischen Masken inspiriert ist. Wasser ist bei der Erschaffung seiner Kunstwerke von großer Bedeutung, wie auch für das Leben und mit „Alfaguara - El Sueño“ interpetiert Chirino das, Schmiedeeisen aus dem Jahr 2005 (Foto 05). „Mi Patria es una Roca“ (dt. Meine Heimat ist ein Fels) sollen diese beiden Skulpturen aus dem Jahr 2006 ausdrücken, ebenfalls aus Eisen. Er begann in den 1980-er Jahren mit der Realisierung und diese beiden lassen sich, so wie die Figur 04, in keine seiner Serien einordnen (Foto 06). Eine Hommage an die legendäre Figur Quijote stellt seine Skulptur „Gigantes que no Molinos“ aus dem Jahr 2005 dar, ebenfalls aus Eisen (kein Foto).

Trotz des hohen Alters von 91 Jahren scheint der Künstler noch nicht müde geworden zu sein. Vielleicht gibt es bald weitere interessante Skulpturen zu sehen.

Permanente Ausstellung Martín Chrino im Castillo de la Luz

c/Juan Rejón s/n, Las Palmas (Anm.: Es befindet sich ein Stück nördlich des Hafens und in unmittelbarer Nähe des beliebten Mercado de Puerto. Ein Parkhaus liegt ebenso direkt am Castillo wie eine Busstation). Sehr schön istauch der angrenzende Rosengarten (siehe Foto unten)

Geöffnet (Neue Öffnungszeiten): Oktober bis Mai: Mo. bis Sa. von 11.00 bis 19.00 Uhr, So. von 11.00 bis 14.00 Uhr. Mai bis September: Di. bis So. von 11.00 bis 19.00 Uhr. • Eintritt: 4 Euro (2 Euro für Senioren, Residenten und Besuche in der Zeit von 18.00 bis 19.00 Uhr. Gratis für Studenten und Menschen mit Behinderungen)

Führungen 

Diese müssen zuvor angemeldet werden. Führungen in Englisch (nur für Gruppen ab acht Personen) kosten 3 Euro pro Person. Gruppen von 15 bis 25 Personen kosten nur 2,50 Euro pro Person, müssen aber mindestens 48 Stunden vorher angemeldet werden. Tel.: 928 461 372 und Email: visitas@castillodelaluz.es