Ausgabe Nr.
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J M upload 24.02.2020, Viva Edition 134 | Print article

Archäologiepark von Ansite im Valle de Fataga

Die Altkanarier bestatteten ihre Verstorbenen außerhalb der Ansiedlungen, zumeist auf sogenanntem „Malpaís“, also unfruchtbarem Gesteinsboden mit viel Geröll. Diese losen Steine wurden für die Errichtung der sogenannten „Túmulos“ (Steintürmchen) verwendet. Das größte und spektakulärste Gräberfeld befindet sich in Agaete, wie schon mehrfach berichtet. Gleich danach folgt die zweitgrößte Begräbnisstätte „Necrópolis de Arteara“ im Gemeindegebiet von San Bartolomé de Tirajana mit etwa 800 Gräbern.1) Konkret liegt es 14 Kilometer nördlich im Tal von Fataga. Diese Strecke bietet mehrere atemberaubende Aussichtsplattformen, wie z. B. den Mirador Degollada de las Yeguas, wo Sie fast eine 360 Grad Aussicht genießen können. Ein Zwischenstopp hier ist beinahe Pflicht (siehe Foto 01).

Die Straße nach Fataga wurde jüngst renoviert, obwohl sie aufgrund der vielen Kurven, der Spitzkehren und der großen Steigungen noch immer durchaus anspruchsvoll ist und für Menschen mit Höhenangst eine Herausforderung darstellen könnte. Man muss sich an Wochenenden vor entgegenkommendem Verkehr oder Motorradfahrern in Acht nehmen. Fahren Sie lieber etwas langsamer als zu schnell! Sobald Sie in der Talsenke ankommen, biegen Sie auf Kilometerstand 37,3 links in Richtung Arteara ab. Von hier aus sind es nur noch 1,5 Kilometer durch ein verschlafenes Dorf, das Sie über eine teilweise nur einspurig befahrbare Straße erreichen können. Typisch sind die üppigen Palmenhaine, die dem Tal mitunter den Namen gegeben haben.

Am Ende angelangt befindet sich ein Miniparkplatz und der Eingang des Archäologieparks, wo die Eintrittsgebühr zu entrichten ist. Ein Informationszentrum, ebenfalls in sehr kleiner Ausführung, zeigt Ihnen wissenswerte Hintergrundinformationen zur Anlage. Ich empfehle Ihnen zuerst diesen Bereich zu besuchen und sich erst anschließend auf den Rundgang durch das Gräberfeld zu begeben. Im Jahr 1973 wurde Arteara zum archäologischen Kulturgut erklärt und im Dezember 2014 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Das Gräberfeld

Obwohl sich das gesamte Areal mit einer Länge von zwei Kilometern durch das rotbraune Gestein farblich von der Umgebung abhebt, sind die einzelnen Gräber nur schwer voneinander zu unterscheiden. Die Altkanarier hatten rund um ihre Begräbnisstätten eine zusätzliche Einzäunung aus Stein und es scheint auch bei Ansite der Fall gewesen zu sein. Die ersten Bestattungen gehen 1.300 Jahre zurück und eine übliche Form scheint die fast durchgängige Einzelbestattung in Grabhügeln gewesen zu sein. Allerdings fand man auch ein Grab mit 13 Toten, Männer wie Frauen. Diese wurden zuerst in eine Aushebung, die zumeist mit kleineren Steinen ausgelegt wurden und somit in einer Art Steinsarg, gebettet. Erst anschließend wurden die Türmchen mit größeren Felsbrocken bzw. Gesteinsmaterial erstellt. Es wurden auch pflanzliche Rückstände gefunden (Binsen und Palmblätter) in die die Toten scheinbar gewickelt waren. Einige Tote wurden in sogenannten Grabhügelhöhlen bestattet, in die die Leichname gelegt und anschließend die Öffnung mit Steinen verschlossen wurden. Trotz der Vielzahl an Gräbern konnten nur wenige Skelette komplett ausgegraben werden. Erwähnenswert ist, dass es sich aufgrund der Untersuchungen um sehr robuste und großgewachsene Menschen handelte, die eindeutig dem sogenannten „Chromagnon“ Typ zugeordnet werden. Die ältesten Knochenfunde datieren auf das 4. Jahrhundert v. Chr.

Generell gab es verschiedene Methoden die Verstorbenen zu bestatten. In einigen Zonen (z. B. vor Fortaleza oder im Barranco de Guyadeque) wurden sie in natürlichen Höhlen zur Ruhe gebettet. Um den Kontakt des Toten mit der Erde zu vermeiden, wurde der Leichnam auf Steine oder auf einem Flechtwerk aus Holz oder Binsen und zumeist in stehender Position und mit dem Gesicht zu den Felswänden positioniert. Die Öffnungen wurden anschließend wieder mit Steinen verschlossen.

Zwar wurden in Ansite keine mumifizierten Leichname gefunden, doch war es auf Gran Canaria für Menschen mit einem besonderen Stellenwert durchaus üblich. Die meisten archäologischen Funde stammen aus der Gegend um Agüimes und befinden sich heute im Museo Canario. Im Unterschied zu Ägypten wurden die Körper mitsamt der Eingeweide mumifiziert. Dazu wurde der Körper gewaschen und mit aromatisierenden Kräutern eingerieben und über mehrere Tage in der Sonne ‚getrocknet‘. Danach wurden sie in mehrere Schichten aus Lederhäuten und pflanzlichen Stoffen eingewickelt.

Kontakt

Gräberfeld Necrópolis de Arteara

GC-60 in nördliche Richtung nach Fataga und im Tal bei Kilometerstand 37,3 links beim Hinweisschild nach Arteara abbiegen. Geöffnet: Di. bis So. von 10.00 bis 14.00 Uhr
Eintritt: 4 Euro (ermächtigt zu nochmaligem Besuch für ein ganzes Jahr), 2 Euro für Senioren.
Führungen sind unter der Rufnummer 638 810 591 anzumelden oder via Email: necropolisdearteara@arqueocanario.com
www.necropolisdearteara.com
Wichtiger Hinweis: Ein Rundgang auf dem Trampelpfad ist nur für Menschen, die trittfest sind, empfehlenswert. Das Gelände ist teilweise unwegsam.