Ausgabe Nr.
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J M upload 30.09.2022, Viva Edition 192 | Print article

Die historischen Schlachten auf den Kanaren ... von Piraten und Freibeutern

Die Eroberung der Kanarischen Inseln durch die kastilische Krone war formal Ende des 15. Jhdts. abgeschlossen, doch immer wieder kam es durch konkurrierende Königshäuser Europas zu Attacken. Zu dieser Zeit waren die Inseln wenig bevölkert und hatten kaum Waffen, doch das kompensierten die InsulanerInnen bei den Angriffen mit Mut, Einfallsreichtum und Kampfgeist. Dadurch konnten sie diese feindlichen Attacken abwehren, wenngleich das viele menschliche Opfer forderte.

Zum Schutz der Bevölkerung entstanden im Laufe der Zeit Wehrtürme bzw. solide Verteidigungsanlagen (castillos),1) die heutzutage zu den meist besuchten Sehenswürdigkeiten zählen. Viele davon beherbergen im geschichtsträchtigen Rahmen Museen. Unsere Top 5 Castillos stellten wir in Ausgabe 170 vor. (siehe QR-Code).

• 1595: Sir Francis Drake und John Hawkins waren im Auftrag Königin Elizabeth I. auf Beutetour auf dem Weg in den Pazifik. In der Nähe der Kanarischen Inseln wurde ihr Proviant knapp und sie kamen auf die Idee einer ‚schnellen Invasion’ von Gran Canaria. Gesagt, getan bzw. versucht!

Am 4. Oktober 1595 starteten sie mit einer Flotte von 47 Schiffen und einer 500 Mann starken Besatzung die Invasion.

Alonso de Alvarado, der damalige Gouverneur von Las Palmas de Gran Canaria, versammelte etwa 1.500 beherzte Einwohner, die trotz der fehlenden Kampfausbildung und Kriegserfahrung gewillt waren, ihre Heimat zu verteidigen. Frauen und Kinder zogen sich in das nahe gelegene Hinterland des heutigen Gemeindegebiets von Santa Brígida zurück.

Die Briten versuchten es anfänglich südlich der Bucht des Wehrturms Castillo de La Luz, rechneten jedoch nicht mit dem erbitterten Widerstand der Einheimischen. Nach weniger als zwei Stunden waren vier Schiffe der Angreifer versenkt und 40 Männer getötet. Das hatten sich die Invasoren anders vorgestellt, zogen sich zurück und versuchten es in den folgenden Tagen mehrmals, doch ohne Erfolg. Ihnen ging das Wasser aus und sie zogen ab in Richtung Süden. An der Küste vor Arguineguín versuchten die Angreifer an Land zu gehen, doch die Einheimischen verfolgten sie zu Pferd entlang der Küste und holten zum Gegenschlag aus. Die Angreifer zogen schließlich weiter nach La Gomera, wo sie ihre Verwundeten versorgten und sich mit Trinkwasser eindeckten. Von dort aus segelten sie nach Puerto Rico und danach nach Panama, wo Francis Drake seinen Verletzungen erlag.

• 1599: Pieter van der Does war ein holländischer Vize-Admiral und startete am 25. Juni 1599 einen Angriff auf Las Palmas de Gran Canaria.

Dieses Mal mussten sich die BewohnerInnen einer noch stärkeren Macht, als jener von Sir Francis Drake vier Jahre zuvor, stellen. Die Angriffsflotte umfasste 73 Schiffe und 150 Landungsboote mit einer Besatzung von 2.000 Mann. Die Insulaner waren zahlenmäßig stark unterlegen und die erbitterten Kämpfe forderten auf beiden Seiten große Verluste. Unter den Opfern zählte der Stadthalter von Las Palmas de Gran Canaria, Alonso de Alvaro, der heroisch die Verteidigung anführte. Ihm zu Ehren steht vor der Befestigungsanlage Castillo de Mata, dem heutigen Stadtmuseum, ein Denkmal. Im Museum sind u. a. zwei Gemälde zu sehen, welche diese Schlacht darstellen (siehe Foto links), wenngleich mit einigen kleineren geschichtlichen Ungenauigkeiten.

Tipp: Besuch des Stadtmuseums im historischen Castillo de Mata aus dem 16. Jhdt. samt herrlichem Ausblick.

• 1657: Admiral Blake

Während des Spanisch-Englischen Krieges versuchte Admiral Blake im April 1657 mit einer Flotte von 33 Schiffen den Hafen von Santa Cruz de Tenerife einzunehmen. Die dort ankernden Handelsschiffe hatten gegenüber dem starken Kanonenbeschuss wenig Chancen. Zwei wurden gekapert, drei gerieten in Brand, vier strandeten und der Rest wurde versenkt. Allerdings sorgte die heftige Gegenwehr der InsulanerInnen vom Land aus auch für enorme Schäden bei den Angreifern. Fast alle Schiffe verloren ihre Masten und sie mussten sich zurückziehen und die gekaperten Handelsschiffe letztendlich zurücklassen.

• 1706: Admiral Sir John Jennings

Auch der Versuch des verdienten Marinebefehlshabers, den Hafen von Santa Cruz de Tenerife einzunehmen, scheiterte.

• 1740: Die Schlacht von Tamasite

Als die spanische Küstenwache dem britischen Freibeuter ein Ohr abschnitt, löste dies eine Kette von Ereignissen aus, u. a. die Angriffe der Korsaren im Jahr 1740. Diese werden als Spektakel jedes Jahr nachgestellt (siehe Der "Krieg der Ohren", Fuerteventuras historische Schlacht   ).

Fiesta de La Naval in La Isleta (Las Palmas)

Im Stadtteil La Isleta in der Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria wird in Memoriam an die historischen Attacken von Sir Francis Drake im Jahr 1595 im Rahmen des Volksfests „La Naval de La Isleta“ zelebriert. Ein Highlight ist der Festzug mit Repräsentanten der 94. Artillerie. Das detaillierte Programm lag bei Redaktionsschluss nicht vor. Dieses stellen wir ggfs. auf unserer Webseite zur Verfügung.