Ausgabe Nr.
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J M upload 09.08.2018, Viva Edition 54 | Print article

Idolos - Symbolische Figuren der kanarischen Urbevölkerung

Noch immer geben die Altkanarier viele Rätsel auf, zu wenig ist dokumentiert und viele Fundstellen gilt es noch, als Puzzle ihrer geheimnisvollen Geschichte zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Eines dieser archäologischen Rätsel sind die sogenannten "Idolos". Dabei handelt es sich um kleine Figuren, zumeist aus gebranntem Ton, wie sie auch in weiten Teilen des alten megalithischen Europas (Irland, Kreta, Malta, Mazedonien) gefunden wurden. Wofür genau die Idole verwendet wurden, ist nicht restlos geklärt. Es scheint aber gewiss zu sein, dass sie häufig in einem religiösen Zusammenhang standen und beispielsweise bei Bestattungs- und Fruchtbarkeitsritualen zum Einsatz kamen. Sie dienten auch als Votivgabe, also als symbolisches Opfer für die Götter. Möglicherweise wurden sie auch simpel als Amulette getragen oder als eine Art Spielzeug verwendet.

Meistens stellten die "Idolos" Menschen dar, es wurden aber auch welche gefunden, die Tiere verkörperten. Viele der Figuren waren weiblich und üppig in ihrer Form sowie mit klaren sexuellen Charakteristiken und mit dicken Bäuchen, die für Schwangerschaft standen. Es gab zudem bisexuelle Formen und seltener männliche Idole, wie z. B. jene im Jahr 1970 in Gáldar gefundene Figur „der Tänzer“. 

Tara, die Urmutter

Das heute wahrscheinlich bekannteste "Idolo" wurde in einem Dorf bei Telde gefunden, ist 27 Zentimeter hoch und aus rotem Ton gefertigt. Sie wird unter dem Titel „Die Urmutter von Tara“ im Museo Canario in Las Palmas ausgestellt. Der Name „Tara“ bedeutet aus dem altkanarischen soviel wie „Erinnerungszeichen“ oder „Schrift“ und demnach sind alle Steinzeichen eigentlich „Taras“. Es bezeichnet allerdings auch den Ort der Urmutter. Was an dieser Form noch auffällt, ist die phallische Form von Hals und Kopf und somit ist sie eher eine bisexuelle Figur und verkörpert stärker die beidgeschlechtliche Ausrichtung ihres Kultes, während die Figuren der älteren Stilphase, wie z. B. „Die Venus von Willendorf“, mit ihren übermäßig ausladenden Rundformen, eindeutig die Weiblichkeit bzw. Fruchtbarkeit suggeriert.

Idolos - ausgestellt im Kolumbushaus 
in Las Palmas de Gran Canaria

Museo Canario

Das Museum beherbergt die vollständigste archäologische Sammlung des Archipels. c/Dr. Vernau 2 in der Altstadt Vegueta (unweit des CAAM). Geöffnet: Mo. bis Fr. von 10.00 bis 20.00 Uhr, Sa., So. und Feiertage bis 14.00 Uhr. Eintritt: 4 Euro (Senioren 2,40 Euro, Kinder bis 12 Jahre frei).

- siehe unseren Bericht über den Gründer des Museums, der visionäre Arzt und Anthropologe Dr. Chil Museo Canario - Die Geschichte des Dr. Chil