Ausgabe Nr.
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J M upload 27.03.2019, Viva Edition 150 | Print article

Meloneras - 30 Jahre danach

Es war einmal vor langer Zeit ... Manch einer wird sich vielleicht noch daran erinnern, als Maspalomas und der Tourismus am ‚Faro de Maspalomas’, am Leuchtturm endete. Als es dahinter nur noch endlose Tomatenfelder gab, eine unwirtliche, trockene, steinige Landschaft und eine kaum begehbare Küstenregion. Weder Hotels noch Restaurants warteten jenseits der kleinen Fischerbude am Leuchtturm auf Gäste. Doch einige Insider wussten es besser: Ein wundervolles Kleinod, die Playa de las Meloneras, lag irgendwo im Nirgendwo hinter den nächsten Hügeln. So hörte auch ich erstmals 1989 von dem Strand mit seiner kleinen familiär geführten Gastronomie und machte mich auf den Weg.

Nur ein schmaler Trampelpfad führte damals vom Faro Maspalomas über die Klippen und durch die Felder an der Küste entlang. 20 Meter unter mir schlug die raue Meeresbrandung gegen die Felsen und die Gischt sprühte mir fast bis ins Gesicht. Skeptisch und neugierig folgte ich vorsichtigen Schrittes dem mit Geröll übersäten Pfad immer weiter Richtung Westen.

Nachdem ich den dritten Hügel umrundet hatte, sah ich sie dann vor mir: die Playa de Las Meloneras. Ein kleiner Stand, teils mit Sand, teils mit Steinen bedeckt, einen kleinen finca-artigen Gebäudekomplex, mit einem durch Stroh- und Bastmatten abgeteilten Liegebereich und wesentlich mehr Badegästen, als ich erwartet hatte. Denn, wie ich später erfuhr, gab es auch einen Feldweg, über den man von der Küstenstraße bis hinunter an den Strand fahren konnte.

Casa Serafin anno dazumals ...

Doch nun war ich auch zu Fuß gut angekommen, saß auf einem hölzernen Schemel im Halbschatten und gönnte mir ein kühles Bier vom ‚Büdchen‘, einem kleinen Verkaufsstand. Gleich daneben gab es zwar auch ein Restaurant mit Innenplätzen, sowie einigen bunt zusammengewürfelten Tischen und Hockern im Außenbereich, doch dies war am späten Vormittag noch geschlossen. Die einzige Möglichkeit, Getränke, Eis oder einen Snack zu kaufen, war eben dieses eine kleine Fenster an der linken Seite des Gebäudes, hinter dem Mama Serafin im Kittel stand und die ersten Gäste des Tages bediente.

So saß ich erstmals in der ‚Casa Serafin‘ - benannt nach seinem Hausherren, der täglich wie ein Patriarch durch sein Refugium schritt und immer mal wieder die Gäste auf seinem Grund und Boden in kanarischem Spanisch zurechtstutze: „…rück mal zur Seite…“, „…sitz hier nicht so rum…“ „…zieh Dir mal was an…“ - ja, ja, der alte Papa Serafin war schon ein Unikum.

Seinen Schafstall rechts vom Restaurant, die letzten Tiere hatten längst das Zeitliche gesegnet, hatte er mit Matten blickdicht umgeben und einen FKK-Bereich eröffnet, der sich auch regen Interesses erfreute. Und während der alte Serafin darauf achtete, dass alles nach seinem Gusto war, arbeiteten seine Frau und die Kinder in der Küche und führten das Restaurant, allen voran, sein ältester Sohn Manolo.

Es war schon eine bunte Gesellschaft, die sich dort ein tägliches Stelldichein gab. Größen aus Politik und Gesellschaft: Boutiquenbesitzer, Wasserskibetreiber, Musiker und Sänger, Mitarbeiter der örtlichen Polizei, ein bolivianischer Honorarkonsul, deutsche Bowlingbahnbetreiber, Restaurantinhaber, Lebenskünstler… ein wirklich illustrer Kreis von Menschen, die sich schon seit Jahren auf Gran Canaria zuhause fühlten.

Tja und heute, ziemlich genau 30 Jahre später, bummle ich die wunderschöne geradezu autobahnartige Promenade von Maspalomas nach Meloneras hinunter und staune aufs Neue, wie sich diese ‚Ecke‘ entwickelt hat. Ein Shoppingcenter ist hier entstanden, Luxushotels gleich nebenan und dahinter ein grandioser Golfplatz. Und auch der kleine verträumte Hafen ‚Pasito Blanco‘ ist in den Jahren zu einer abgeschotteten Luxuswohngegend geworden. Großzügige Restaurants und Bars am Strand laden zum Verweilen ein - allen voran die Casa Serafin! Ja, es gibt sie immer noch… doch heute ist es ein Restaurant, das von den anderen an dieser kleinen Promenade kaum zu unterscheiden ist. Doch ich weiß noch, wie es früher war… lächle und genieße einen wundervollen Sonnenuntergang.

Dirk Holst
www.grancanriafoto.com