Ein kleines ‚Wamperl‘ (wie man in Österreich sagt) hat mir das letzte Jahr die Gesundheitskrise aus meiner Langeweile heraus und den damit verbundenen übermäßigem Schlemmen, sowie dank vieler geglückter Koch-experimente, eingebrockt. Die muss weg! Ich erinnerte mich an ein besonderes Interview mit Simonetta Pusceddu und das bot eine gute Gelegenheit diese Branche in der „Post-Covid-19“ Phase zu durchleuchten. Vor über zwei Jahren durfte ich eine ‚starke‘ Frau interviewen und einige ihrer prägnanten Aussagen kommen mir immer wieder in den Kopf, wie z. B. „Ich habe unnötig soviel Geld für Cremes ausgegeben, heute wäre ich reich!“
Dieses Zitat stammt von der italienischstämmigen Simonetta Pusceddu, die mit 50 Jahren ihr Leben umkrempelte und sich mit dem ‚Fitness Virus‘ infiziert hat. Sie durchlief eine mentale und physische Transformation und mit dem Erfolg stieg ihr Selbstbewusstsein. Als Personal Coach trainiert und unterweist sie Frauen individuell und ganzheitlich zugleich - auch mit wichtigen Tipps zur Ernährung. Von Frau zu Frau. Jede von uns hat ihre eigenen Bedürfnisse, Voraussetzungen und Motivation. Manche Damen wollen ihren Körper in eine gestählte Form bringen, andere wollen ihre ‚Dellen‘ abtrainieren oder Gewicht verlieren und manche wollen einfach mehr Kraft besitzen. Das höchst interessante und offene Interview können Sie auf unserer Webseite nachlesen (siehe QR-Code).
X-Woman: Die Pionierin in Spanien
Simonetta ist inzwischen nicht nur Frauen-Personaltrainerin, sondern als Pionierin auch das Aushängeschild des internationalen Frauentrainingsprogramms X-Woman España. Allerdings hat die Gesundheitskrise im Vorjahr auch ihr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht, indem das Training in Fitnesszentren lange Zeit und immer wieder nicht möglich war. Wie hat sie die Zeit erlebt und was hat Covid-19 in ihrem Leben und ihre Arbeit verändert? Wir gingen auf Spurensuche bei ihr Zuhause in El Tablero.
Uns empfängt die entspannte Simonetta, strahlender und schöner denn je. Man sieht und spürt, dass die heute 56-jährige im Einklang mit sich selbst ist und sich wohlfühlt. Zugegen ist ihr langjähriger Lebensgefährte Richard Steindl.2) Die feurige Fitness-Trainerin legt auch gleich los: „Wir haben den Lockdown im vorigen Jahr am Anfang gar nicht in seiner vollen Tragweite erkannt und es eher als eine Art Urlaub betrachtet. Noch nie haben wir so lange schlafen und uns richtig erholen können nach all den Jahren des Stresses, insbesondere seit auch unsere Kinder ausgezogen sind. Wir haben unsere Wohnung komplett renoviert und neu gestaltet und uns Zuhause mit köstlichem Essen belohnt. Nach einigen Wochen stellte sich nicht nur Langeweile ein, sondern auch Existenzfragen. Wie soll das weiter gehen? Wie lange wird diese Krise noch andauern? Zudem habe ich eine Verantwortung gegenüber meinen Kundinnen, doch wie soll ich dem nachkommen können ohne ein Sportzentrum frequentieren zu können?“
Tele-Fitness: Von der Improvisation zum Business
Die feurige Simonetta springt auf und führt uns in ihren neuen „Home-Fitness-Raum“ und fährt fort: „Das war einst ein Gästezimmer, das wir leer geräumt und als Trainingsraum umgestaltet haben. Ich habe mir die wichtigsten Geräte, die ich zum Trainieren benötige, besorgt und mit Ach und Krach unterbringen können. Hier trainierte und trainiere ich teilweise immer noch manche meiner Kundinnen telematisch - über den Bildschirm können wir uns sehen. Ich mache die Übungen bei mir und sie bei sich. Die Krise hat viele von uns gezwungen flexibel zu sein und nach Alternativen zu suchen. Auch wenn es am Anfang für mich extrem war mich plötzlich mit Themen wie Computer und Videoconferencing auseinandersetzen zu müssen, kann ich es mir heute ohne nicht mehr vorstellen. Es ist eine wertvolle Ergänzung und Bereicherung für meine individuellen One-2-One Frauentrainings im Rahmen des X-Women Programms.“
Simonetta hat die Covid-19 Improvisation nun fest in ihr Portfolio aufgenommen und bietet spezielle Trainingspakete und erläutert es folgendermaßen: „Ich unterrichte mit der gleichen Professionalität und Disziplin, als wäre ich bei der Kundin vor Ort. Sie zahlen ja schließlich die 30 Euro pro Stunde nicht für das Quatschen, sondern verlassen sich darauf, dass ich Ihnen als Profi helfe ihre Ziele zu erreichen. Für Fortgeschrittene Schülerinnen habe ich ein speziell ökonomisches geschnürt, denn es geht uns allen jetzt finanziell nicth sehr gut. Dabei arbeite ich für die Kundin individuell, je nach ihrem persönlichen Fortschritt, die nächsten Übungen aus und bebleite sie die ersten Tage des Monats telematisch. Den Rest des Monats trainieren sie allein und im Folgemonat sehe ich mir Stand und Fortschritt an bzw. entwickle auf dieser Basis die nächsten Übungen. Das wurde und wird gut angenommen. Andererseits habe ich auch andere Kundinnen, die einfach den persönlichen Kontakt bevorzugen und glücklicherweise ist das auch wieder möglich. Corona hat eigentlich dazu geführt, dass ich mein Business Modell erweitert habe.“
Mission Impossible: Schummeln
Egal, ob persönlich oder telematisch, der Erfolg hängt letztendlich vom persönlichen Willen ab, von der eigenen Disziplin und Ehrlichkeit. Kundinnen können versuchen sich selbst anzulügen, mich aber nicht. Wer meine Tipps befolgt, der hat garantiert Erfolg. Wenn ich nach einem halben Jahr merke, dass sich nichts verändert, dann ist etwas faul. Letztendlich geht er immer auch darum, nicht mehr Kalorien zu sich zu nehmen als der eigene Körper braucht. Wer jeden Tag sündigt, unterschätzt die Auswirkungen. Aber, wichtig ist auch, sich hin und wieder etwas zu gönnen, sonst kehrt ein Trainingsfrust ein und man fällt wieder zurück auf das Anfangsniveau. Ja, auch ich gönne mir dann und wann einen Abend mit schönem Essen und Wein, aber eben nicht jeden Tag. Dadurch bewahre ich mir die Freude am Trainieren und am Leben. Das ist banal, funktioniert jedoch. Julija Major
1)Viva Canarias Nr. 146 vom 12.12.2018 „Simonetta Pusceddu, Personaltrainer nur für Frauen“
2)Viva Canarias Nr. 151 vom 6.5.2019 „Richard Steindl - der Wanddesigner über neue Trends“
