Karwoche vom 14. bis zum 21. April 2019 mit Büßerkutten und Marteles Blancas, Sternprozessionen etc. - Ausnahmezustand herrscht zu Ostern auf den Kanarischen Inseln, denn für viele Kanarier bzw. Spanier ist es die Zeit der Familientreffen. Viele "stauen" sich jetzt im Campwagen bis an die Küsten, um einige Tage mit der ganzen Familie eine Kurzurlaub am Strand zu verbringen. Bekanntlich gibt es traditionell große Familien und nicht wenige der Minibungalows und Appartements in den Touristenhochburgen platzen förmlich während der "Semana Santa" aus allen Nähten. Dazu gesellen sich die ausländischen Gäste mit ihren gebuchten Osterurlauben dazu.
Allerdings gibt es noch eine weitere wesentliche Komponente von Ostern. Es ist neben Weihnachten das wichtigste Fest für die Christen und im katholisch geprägten Spanien wird die Karwoche (Semana Santa, dt. Heilige Woche) wie in kaum einem anderen europäischen Staat intensiv zelebriert. Offiziell sind 90 Prozent der Spanier katholisch. In Las Palmas de Gran Canaria begann man Ostern mit der offiziellen Stadtgründung im Jahr 1478 zu zelebrieren, also noch vor dem Abschluss der Eroberung.
Bekanntlich fällt die Karwoche jedes Jahr auf ein anderes Datum. Das Wort „Kara“ leitet sich aus dem althochdeutschen ab und steht für Kummer und Trauer.
Das bei uns so beliebte Eiersuchen und Ostereier pecken ist auf den Kanarischen Inseln nicht üblich, denn hier feiert man das Osterfest, sofern die Familie ihren Glauben aktiv ausübt, auf eine ursprüngliche Weise. Wir wollen Ihnen gerne hier einen Überblick der "Semana Santa" samt Riten und Bräuche darbieten.
Start mit dem Palmsonntag
14. April: Der Palmsonntag (Domingo de ramos) läutet die Karwoche ein und man gedenkt dem Einzug Jesu Christi in Jerusalem auf einem Esel, wo ihn das Volk wie einen König empfing und mit wedelnden Palmzweigen zujubelte. Palmen wurden als heilige Bäume verehrt, während der Esel sinnbildlich für Bescheidenheit und Frieden stand.
In der spanischen Provinz Elche und in Alicante entwickelte sich dazu eine jahrhundertealte Tradition, die vermutlich auf das Jahr 1370 zurückreicht: Die Kunstwerke aus Palmzweigen (Palmas artesanales). Diese werden zumeist von Frauen angefertigt und zwar in dem Pflanzen gezogen werden, die kaum dem Licht ausgesetzt werden und somit sich kaum der grüne Farbstoff Chlorophyll entwickelt und die Palmwedel eine dezent gelbe Farbe haben. Zusätzlich werden sie in Bädern gebleicht und dann werden sie zu kunstvollen Gebilden geknüpft (siehe Foto). Es gibt auch in Las Palmas diese ‚Kunsthandwerkerinnen‘.
Die Passionsblume
Die Kirchen quellen von aufwendigen Blumenarrangements über. Eine Blume hat eine besondere Symbolkraft zu Ostern und zwar die sogenannte Passionsblume (bot. Passiflora Quadrangularis). Sie steht für das Leiden Christi. Wer genau hinschaut, sieht die „drei Nägel Christus“, die fünf Wunden und die Dornenkrone (siehe Foto li. u.). Sie kommt in weiß und in violett vor. Auch die Farbe violett hat eine tiefere Bedeutung in der Passionszeit und steht für den Übergang und die Verwandlung.
Prozessionen mit "Mantillas blancas", Büßer mit Kutten und Spitzhauben
Bei vielen Prozessionen könnte man es mit der Angst zu tun bekommen … Die Jungfrau Maria mit dem Schwert in der Brust, büßende Kettenträger, in schwarze Spitze verhüllte Witwen, Fackeln, Kerzen und unheilschwangere Klänge der Blaskapellen, die den Zug durch dunkle Gassen begleiten etc. Besonders eigentümlich muten die Büßer in ihren langen Kutten und mit ihren mysteriösen Spitzhauben, die an den Ku-Klux-Klan erinnern, an. Diese Kleidung und die Verhüllung des Gesichts diente dazu, die Anonymität während des Bußaktes zu bewahren. Kaum noch zu sehen sind Selbstgeißelungen, die einst von Franziskaner- und Dominikanermönchen als Zeichen der Solidarität mit den Leiden Jesu Christi durchgeführt wurden.
Auf den Kanarischen Inseln sieht man bei den Prozessionen Frauen mit hüftlangen weißen Kopftüchern (Mantillas blancas) und es gibt sogar eine eigene Prozession (siehe Foto).
Passionsspiele
Zwar werden auch andernorts die christlichen Dramen rund um die Passion, das Leiden und Sterben von Jesu von Nazaret in Form von Passionsspielen nanchgestellt, doch auf Gran Canaria ist jenes in Agüimes das wohl Größte auf Gran Canaria. Über 300 Bewohner nehmen als Laienschauspieler daran teil und es ist, auch für nicht tief religiöse Menschen, ein sehenswertes Spektakel.
Fr., 12. April, ab 20.30 Uhr
27. Ausgabe der Passionsspiele von Agüimes („Auto de la Pasión, Muerte y Resurrección de Jesús de Nazaret“). Schauplätze: Parque de los Moros, Plaza de San Antón und Plaza del Rosario in Agüimes.
Karfreitag - Megaspektakel bei Magna-Prozessionen
19. April (Feiertag am Viernes santo) Prozessionen sind, abgesehen von den vielen Gottesdiensten und Eucharistiefeiern, ein wesentlicher Bestandteil der „Semana Santa“. Der Karfreitag ist das formale Ende der vorangehenden 40-tägigen Fastenzeit. Man gedenkt dem Leiden und dem Tod des Erlösers. Daher wird dieser Tag auch als „Stiller“ oder „Hoher Freitag“ bezeichnet.
Unzählige Menschen kommen am Karfreitag nach Las Palmas de Gran Canaria, Kirchenvertreter und Gläubige, Politiker und sogar Militärvertreter und nicht zuletzt auch immer mehr Touristen, die dieses 'Spektakel' interessiert verfolgen - so profan das nun auch klingen mag. Dem Anlass entsprechend nehmen die Gläubigen in festlicher Kleidung teil. Die Heiligenfiguren auf ihren schweren und mit Blumen verzierten Thronen verlassen an diesem Tag ihre Kirche und werden von tief Gläubigen auf der Prozession getragen, eine unbeschreibliche Ehre.
11.00 Uhr: Ab der Kathedrale „Procesión del Santísimo Cristo“
Magna-Prozession am Karfreitag (19. April 2019)
Eine Besonderheit ist die sogenannte Magna-Prozession am Karfreitag. Dabei starten gleichzeitig Prozessionen an drei Kirchen der Stadt Las Palmas und vereinen sich zu einer einzigen großen. Über die c/Triana endet dieser andächtige Festzug vor dem großen Platz an der Kathedrale Santa Ana ein.
18.30 Uhr: Ab Parroquia de Santo Domingo
18.30 Uhr: Ab Parroquia Matriz de San Agustin
19.00 Uhr: Ab Parroquia de San Francisco de Asis
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22.00 Uhr: Ab der Parroquia de Santo Domingo
22.30 Uhr: Ab der Parroquia de San Francisco de Asis.
Weitere Prozessionen in der Karwoche
So., 14. April (Palmsonntag)
11.00 Uhr: Ab Parroquia de San Bernardo bis zur Ermita de San Telmo „Procesión del Señor en la Burrita“ - Gedenken an den Einzug Jesu in Nazareth.
19.00 Uhr: Ab Parroquia de Santo Domingo de Guzmán
Mi., 17. April
19.00 Uhr: Ab Parroquia de San Bernardo bis zur Ermita de San Telmo „Nuestra Señora de los Dolores“
20.30 Uhr: Ab Parroquia de Santo Domingo bis zur Plaza Santa Ana.
Do., 18. April (Jueves Santo)
24.00 Uhr: Ab Ermita del Espíritu Santo.
Siehe auch Sondergottesdienste der deutschsprachigen Religionsgemeinschaften
Konzerte zu Ostern
Fr., 12. April, 19.30 Uhr
Konzert mit dem Streicherensemble der Akademie des OFGC in der Parroquia Ntra. Sra. de los Doloeres (Schamann). Werke von Nelson, Boyce, Telemann, Haydn, Boroding, Bach, Tzeng, Morris und Moore. Gratis.