Ausgabe Nr.
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J M upload 01.09.2022, Viva Edition 191 | Print article

Trockenheit bringt 'Spaniens Stongehenge' an Land, die archäologische Fundstätte aus der Neusteinzeit

Die extremen Hitzewellen und langen Trockenperioden dieses Sommers veranschaulichten auf dramatische Weise, wie weit der Klimawandel fortgeschritten ist und welchen großen Einfluss dieser auf die Natur und uns Menschen hat bzw. noch haben wird.

Kein Kontinent blieb vor Waldbränden, ausgedörrten Landflächen und extrem sinkenden Wasserständen verschont.Letztere erregten in einigen Fällen zusätzliches Aufsehen, wie beispielsweise in Texas, wo ein Skelett eines 18 m großen Dinosauriers entdeckt, das auf 113 Mio. Jahre geschätzt wird.

Auch die Iberische Halbinsel sorgte im August für ein internationales Medieninteresse mit seiner normalerweise unter dem Wasser befindlichen „Dolmen de Guadalperal“ (siehe Foto 01). Diese oftmals fälschlicherweise als „Stonhenge Spaniens“ bezeichnete Fundstelle aus der Neusteinzeit ist ‚aufgetaucht‘. Der Grund dafür ist, dass der Wasserstand des Staubeckens „Embalse de Valdecañas“ auf unter 30 Prozent gesunken ist.

Aus der Neusteinzeit: Dolmen de Guadalperal

Dabei handelt es sich um eine archäologische Fundstelle aus der Neusteinzeit. Die Stätte umfasst etwa 150, von Menschen senkrecht positionierte, Granitsteine (Orthostaten), teils mannshoch. Etwa ein Duzend von ihnen bilden eine ovale Kammer mit einem Durchmesser von fünf Metern. Der Zugang ist von zwei 2 m hohen ‚Wächtern’ flankiert, die mit Gravuren versehen sind. Diese Grabstätte ist kreisförmig mit kleineren Quarzit Blöcken eingefasst (siehe Foto 02).

Entdeckt hat sie übrigens im Jahr 1925 der deutsche Prähistoriker Hugo Obermaier (1877 - 1946) aus Regensburg, der sie in den darauffolgenden zwei Jahren gänzlich freigelegt hat. Er hat sich um die Erforschung der Altsteinzeit verdient gemacht. Doch der Diktator Francisco Franco hatte offenbar keinen Sinn für Archäologie und befahl im Zuge eines Landentwicklungsprojekts im Jahr 1967 die Flutung der ganzen Zone, wodurch „Dolmen de Guadalperal“ sich den Augen entzog. Nur ganz selten, wie in diesem Jahr, ist sie für „Landeier“ sichtbar bzw. zugänglich. Im Mai 2022 wurde die Fundstelle zum nationalen Kulturinteresse deklariert.

Trotz aller Klimadramatik ermöglicht diese Freilegung weitere Forschungen durch die Archäologen. Inzwischen ist diese Fundstelle sogar zu einem Touristenmagneten avanciert, im Bewusstsein, dass es sich um eine temporäre Erkundungsmöglichkeit handelt. Bis zu 80 Boote bringen Interessierte zum „Dolmen de Guadalperal“.

Es wird damit gerechnet, dass bereits mit Oktober/November mit der nächsten Regenzeit der Wasserpegel wieder steigen und diese geheimnisvolle Stätte unter sich begraben wird.      jm