Ausgabe Nr.
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J M upload 27.02.2019, Viva Edition 149 | Print article

Cristina Ramos - Superstar, super natürlich

Cristina Ramos, der gefeierte Superstar aus Gran Canaria sorgte mit ihrer Bühnenperformance international für Furore. Schon 20181) durften wir diese zauberhafte, facettenreiche Künstlerin interviewen und in Anbetracht ihrer weltweiten Erfolge freut es mich umso mehr, dass sie sich wieder Zeit genommen hat. Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Iñigo Irigoyen, ein Opernsänger, trafen wir uns am 19. Februar 2019 im Restaurant meines lieben Freundes Gaetano Caprio im Il Vespino Vecchio in San Agustín. Mit Schreck nahm ich - dank der Social Networks - zur Kenntnis, dass Cristina an diesem Tag Geburtstag hatte. Es rührte mich, dass sie trotzdem zugesagt hatte. Gaetano als auch ich sorgten zumindest für eine kleine florale Überraschung. Zudem weiß ich, dass beide  gutes Essen lieben und war mir aufgrund der Wahl der Location sicher, dass sie es dort genießen werden.

Vieles hat sich geändert, vieles ist gleich geblieben

Wenn dieses Powerpaar erscheint, dann ist es, als würde die Sonne aufgehen. Damit beziehe ich mich nicht nur auf die aparte Optik, sondern auch auf die Herzenswärme der beiden. Ihre Natürlichkeit und ihr Frohsinn sind einnehmend und man kann sich dem Charme nicht entziehen.

Cristina wirkte trotz ihrer 40 Jahre wie das Mädchen von nebenan, jugendlich und immer den Schalk in den Augen. Sie trug ein legeres Sommerkleidchen und kam völlig ungeschminkt, nicht dass sie das nötig hätte. Ihre Strahlkraft und natürliche Schönheit sind einfach perfekt und das wird wohl jeder neidlos bestätigen können (siehe Fotos).

Durchbruch 2016 - Sieg bei "Got Talent España"

Wir erinnern uns an ihren fulminanten Sieg im spanischen TV Format „Got Talent España“, dem Pendent zum Supertalent in Deutschland. Cristina betrat die Bühne und ihre dunklen Locken fielen verspielt über ihre Schultern während sie fast schüchtern mit engelsgleicher Stimme eine Opernarie zu singen begann und augenblicklich die volle Aufmerksamkeit von Publikum und Jury gewinnen konnte. Doch als sie abrupt die liebliche Melodie in das rockige „Highway To Tell“ von AC DC wechselte und sich zeitgleich das Abendkleid vom Körper riss und darunter ein schwarzes Lederoutfit zu Tage trat, kreischte der Saal entfesselt. Dieser Auftritt wurde binnen vier Tagen 34 Millionen Mal in Facebook aufgerufen und katapultierte sie auf die großen Bühnen dieser Welt.

2. Etappe 2017: Sieg bei La Voz México

Cristina wurde auch von den Organisatoren des mexikanischen Formats „La voz México“ eingeladen und konnte dort Jury und Publikum ebenfalls überzeugen. Sie ersang sich in allen Etappen die Herzen des Publikums, z. B. mit „All That Jazz“ oder „The Show Must Go On“ sowie mit „Sería más fácil“ beim großen Finale am 16. Dezember 2018, wo sie 2,5 Millionen Zuschauer begeisterte. Bemerkenswert war dieser Sieg insofern, wenngleich verdient, dass Cristina beim mexikanischen TV-Format eine ausländische Kandidatin war und die Menschen ihr Talent gewürdigt haben. Noch diesen Frühling soll eine Single im Universal Music Mexico erscheinen, die von einer Tournee durch Zentralamerika begleitet wird.

America's got Talent - The Champions in Los Angeles 2019

Und nun klopfte Los Angeles an ihre Tür und lud die in Las Palmas de Gran Canaria Geborene ein bei America’s Got Talent The Champions mitzumachen. Die im Fernsehsender NBC übertragene Talentshow mit Millionen von Zuschauern lädt dabei die Besten der Welt ein, die Sieger von  Talentshows in anderen Ländern.

Plötzlich schien ihr großer Traum von einer Weltkarriere in greifbare Nähe zu rücken. Wie waren ihre Erfahrungen in der Metropole Los Angeles? Cristina legt gleich los und sie transportiert ihre große Begeisterung über diese Erfahrung: „Die Stadt ist unvorstellbar groß und zum Glück hatten wir einen Ansprechpartner, eine Koordinatorin, die sich um alles gekümmert hat. Wir wurden abgeholt und das Hotel befand sich gleich neben dem Theater, wo die Shows aufgenommen wurden. Ich wußte, dass die Latte hoch liegt, denn dort aufzutreten ist wie bei den Olympischen Spielen, die Besten der Welt treten an. Alle waren extrem professionell, die Maskenbildnern, Fotografen, Choreografen, Coaches etc. Man musste sich um nichts kümmern, nur pünktlich sein. Einmal hatte sich jemand um zehn Minuten verspätet und hat sich bei uns X-Mal entschuldigt. Ich konnte das gar nicht nachvollziehen.“

Cristina ist kein Produkt, sie ist ein komplexer Künstler

Sie sah mich mit einer Mischung aus Verwunderung und Ungläubigkeit an und amüsiert ergänzte Iñigo: „In Amerika ist alles zeitlich extrem knapp getaktet. Fünf Minuten Programm, zehn Minuten Werbepause etc. Es ist, als ob man etliche Micro-Clips wie bei einer Kette aneinanderreiht. Für Cristina ist Pünktlichkeit die allergrößte Herausforderung. In diesem Punkt ist sie ein herrlicher Chaot. Alles, was mit Zeit, Zahlen und Terminen zu tun hat ist ein Desaster.“

Sie schmunzelt und erklärt: „Die Shows sind für die Künstler emotionell sehr aufwühlend und man hat keine Zeit sich wirklich vorzubereiten. Man muss punktgenau 100 Prozent geben. Zum Glück waren Werbepausen, denn da konnte ich mich wenigstens einstimmen.“ Es ergänzen sich die beiden meiner Meinung nach.

Bei ihrem Amerikadebüt begeisterte Cristina wieder mit ihrer grandiosen Bühnenperformance, ihrem Charisma und vor allem mit ihrem fantasischen stimmlichen Können. Sie interpretierte beim Finale Queens legendäre „Bohemian Rhapsody“ zuerst mit engelszarter Stimme und verwandelte sich dann abrupt in die energiegeladene Rockröhre - ihr Markenzeichen. Sie erhielt mit ihrer Darbietung mehr Stimmen als der Sieger Darcy Lynn Farmer aus dem Jahr 2017. Cristina wurde in der Kategorie Gesang die Beste und erzielte im Finale die Top 5 Platzierung als einzige Sängerin. Ihr Auftritt wurde über 30 Millionen Mal auf YouTube angesehen. Gewonnen hat übrigens der Magier Shin Lim.

Die spät berufene Sängerin

Cristina zeigt immer wieder, dass sie verschiedene Musikgenre grandios bedienen kann, von Jazz, Rock, Pop bis Opernarien. Seit Jahren immer an ihrer Seite und wohl ihre größte Stütze: Iñigo Irigoyen, der bescheidene, aber charmante Tenor. Sie lernten sich vor einigen Jahren bei einem seiner Auftritte im Auditorium kennen und auf der Suche nach einem weiblichen Counterpart hallte ihm von allen Seiten Cristina Ramos entgegen. Es war Liebe, auf den zweiten Blick. Dafür ist diese nun von einer Tiefe, die geprägt ist von  gegenseitigem Respekt und Unterstützung, wie man sie sich nur wünschen kann. Immer wieder blicken sich beide liebevoll in die Augen, man spürt die Vertrautheit.

Der Mann 'hinter der erfolgreichen Frau'

Iñigo hat seine eigene Karriere zugunsten von Cristina ein wenig zurückgeschraubt und konzentriert sich darauf, ihr den Rücken frei zu halten damit sie sich auf ihre künstlerische Karriere konzentrieren kann. Mit verklärtem Blick erklärt er mir schwärmerisch: „Julia, ich singe gut, aber sie ist einfach auf einem anderen Niveau. Als ich sie das erste Mal gehört habe, dachte ich Rock im Chor! Ich habe hart gekämpft, um ihr Türen für die großen Bühnen dieser Welt zu öffnen. Sie ist eine echte Künstlerin, tiefsinnig und vielseitig. Man kann Cristina nicht einfach in eine Schublade einordnen und das ist auch die Herausforderung heute in der Musikbranche. Früher nahm sich ein Produzent oder ein großes Label eines Künstlers an und baute gemeinsam mit ihm an der Karriere. Heutzutage wollen die meisten ein Produkt lancieren. Sie suchen sich jemanden der gut aussieht, der formbar ist und nicht unbedingt singen können muss. Den Rest macht die Technik und das Marketing und man produziert, wenn überhaupt, einen Videoclip oder eine Single. Doch Cristina ist ein sehr tiefsinniger und feinfühliger Mensch und sehr komplex. Sie muss sich mit dem, was sie tut, wohlfühlen.“

Die malende Sängerin

Cristina sieht das ganze Musikgeschäft gelassener und Iñigo führt aus: „Sie ist eine echte Künstlerin und wäre heute international betrachtet auf einem ganz anderen Bekanntheitsgrad, wenn man die Zeit und den Zugang des Musikgeschäfts um 20 Jahre zurückdrehen würde. Sie ist so ein tiefsinniger und liebevoller Mensch, der allen in ihrer Umgebung helfen möchte - fast wie Mutter Teresa. Cristina ist auch glücklich und zufrieden, wenn sie einfach nur zuhause ist bei der Familie, wenn sie einfach mit dem achtjährigen Söhnchen herumhängt oder wenn sie malt.“

Eine für mich bis dahin neue Seite dieses Ausnahmetalents, die man in der heutigen Welt der Stars und Starletts kaum noch für möglich halten kann. Beim Thema malen hebe ich überrascht die Augenbrauen und auf meinen fragenden Blick erklärt mir ihr Lebenspartner: „Ja, doch! Cristina hat ein großes malerisches Talent und besuchte die Kunstakademie. Ihr ehemaliger Professor hat sich gewundert, dass sie singt und nicht malt. Sie hat einige Bücher, CDs etc. illustriert, wie z. B. ‚El teatro por dentro‘, erhältlich in der Bibliothek der Inselregierung.“

Unglaublich, denn bei meinem ersten Interview im Januar 2018 erfuhr ich, dass Cristina vier Jahre lang Trompete spielen gelernt hat und nur durch Anraten ihres Musikprofessors es auch mit dem Singen ausprobieren sollte. Eine wirklich facettenreiche Persönlichkeit.

Wie geht es weiter? „We can’t know“

Auf ihrer offiziellen Webseite entdeckte ich zufällig ihren jüngsten Song „We Can’t Know“, der von Richard Sanz geschrieben und in den RT Studios RT in der Schweiz produziert wurde. Ein toller Pop-Song, der ihre gesanglichen Qualitäten brillieren lässt.

Cristina und ich haben uns mehrmals, auch im privaten Rahmen getroffen und irgendwie höre ich die Sehnsucht nach der weiten Welt heraus und hake nach. Iñigo und Cristina erzählen mir: „Man macht sich schon Gedanken, denn die Kanarischen Inseln sind klein und sehr, sehr weit weg. Die Möglichkeiten eine internationale Karriere zu starten sind hier einfach sehr begrenzt. Nachdem sie gesiegt hat trauen sich manche gar nicht einen Auftritt von Cristina anzufragen und glauben, ihre Gage bewege sich in unleistbaren Sphären. Und dann gibt es noch die anderen, die sie zwar buchen wollen, aber nichts bezahlen. Auf den Kanaren hinkt die Mentalität für Kunst und Künstler zu bezahlen im Vergleich zu anderen Ländern dieser Welt nach.“

Ich bin gespannt wie sich die Karriere noch weiter entwickeln wird und wünsche von ganzem Herzen, dass sich alle Wünsche dieser beiden so lieben Menschen erfüllen werden.

Julija Major