Ausgabe Nr.
Ausgabe Nr.
J M upload 10.08.2018, Viva Edition 142 | Print article

Friedhof mit Geschichte in Tunte

In der ersten Dekade des 20. Jhdts. wurde die Kapelle des Friedhofs von Tunte (Hauptstadt von San Bartolomé de Tirajana) erbaut, die 1996 zum Kulturgut erklärt wurde.1) Auf der Symmetrieachse der Friedhofsfassade gelegen, hat die Kapelle einen in drei Schiffe, Presbyterium und seitliche Sakristeien definierten Saalplan. Die Fassade hat einen Sockel mit einem Formteil, dessen, durch Spitzbögen gebildete Öffnungen, den Eindruck von drei individualisierten Schiffen vermittelt, die mit Pilastern umrahmt sind, was sich auch in den vier kleinen Türmchen widerspiegelt, die das Gebäude abschließen. Der Mittelteil endet in einer dreieckigen Form, die ein inneres Tympanon bildet, in dem sich ein kleiner Fries mit einem Kreuz befindet, das in der Mitte von einem Lorbeerkranz und an seiner Spitze von einem Fleur de Lis3) begrenzt wird (siehe Kasten unten).

An der Spitze der Kapelle steht eine allegorische Bronzeskulptur des Apokalyptischen Engels, die der Stadtrat José Rodríguez del Toro in Paris um 1905 beauftragt hatte und für die er damals 2.000 Peseten berappte. Sie stellt eine junge geflügelte Figur in einem langen Gewand dar, dessen Faltenwurf ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten bildet. Die Trompete auf den in Richtung Himmel ausgestreckten Arm symbolisiert die Ankündigung der Auferstehung. Im Inneren sind die Schiffe durch Halbkreisbögen begrenzt, die im Gegensatz zur klaren Neugotischen Linie stehen. Vor dem Altar befindet sich ein Stein mit Inschrift, in dem die Überreste von Don Antonio Yánez Melián ruhen, ein prominentes Mitglied der sogenannten Tirajana-Gesellschaft aus dem 19. Jahrhundert und Wohltäter des Landes, auf dem der Friedhof steht.

Das Rathaus von San Bartolomé de Tirajana hat sich an den Kosten für die Reparaturen der Dächer und Fassaden beteiligt, die von den Pfarreien der Heiligen Dreieinigkeit von El Tablero und Santa Cruz de Castillo del Romeral getragen wurden. Die Subvention lag bei ca. 16.000 Euro. Weitere 24.000 Euro investiert die Gemeinde übrigens auch in die Pfarrei von San Fernando, wo der Glockenturm und das Mauerwerk erneuert werden müssen, um Passanten nicht zu gefährden.

3)FLEUR DE LIS: 

Darunter versteht man ein Blumensymbol, das eine Lilie oder manchmal auch eins Lotus darstellen soll. Ursprünglich war es dem französischen Hochadel vorbehalten, das erstmals König Ludwig VI. (manche Quellen nennen König Ludwig VII) in seinem Schutzschild verwendet haben soll und so zum bekanntesten Symbol der französischen Monarchen wurde. Es findet sich in vielen Wappen wie beispielsweise jenem von Karl V., der die Anzahl der Lilien in Anlehnung auf die heilige Dreifaltigkeit auf drei reduzierte.