Manche Grabanlagen beeindrucken auch Jahrhunderte nach ihrer Errichtung, wie beispielsweise der atemberaubende Taj Majal in Indien oder die gigantischen Pyramiden in Ägypten. Auch im Abendland wurden Begräbnisstätten geschaffen, die wahre Kunstwerke in Ehrerbietung vor den Verstorbenen umfassen. Ein kleines Schmuckstück ist der historische Friedhof in der Altstadt Vegueta, der älteste auf Gran Canaria. "Cementerio de Vegueta" wurde 1811 notgedrungen angelegt. Zwei Epidemien machten dies erforderlich. Genau zu dieser Zeit wurde Las Palmas de Gran Canaria von einer Gelbfieberepidemie heimgesucht und viele Toten waren zu beklagen.
Bis dahin hatte man keinen Friedhof, da aufgrund der geringen Zahl der Bevölkerung keine Notwendigkeit bestand.
Mit dem Anstieg der Menschen und auch der Toten der zuvor erwähnten Epidemie entschloss man sich den ersten Friedhof der Stadt zu kreieren.
1851 sorgte eine Choleraepidemie für fünftausend Opfer, das etwa der Hälfte der damaligen Bevölkerung entsprach.
200 JAHRE „CEMENTERIO DE VEGUETA“
Vor sechs Jahren wurde dieser kleine etwa 9.600 Quadratmeter umfassende Friedhof zum Kulturgut erklärt (BIC – Bien de Interes Cultural). Markant sind die verschiedenen architektonischen Elemente, die Präzision der Skulpturen und Figuren. Solch aufwändige Grabgestaltung war natürlich nur für die herrschende Oberschicht vorgesehen oder Bürger in angesehenen Positionen, wie z. B. Anwälte, Ärzte oder Militärangehörige, deren Familien sich das auch leisten konnten.
Auch der gefeierte Tenor Alfredo Kraus hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden. Viele der Nachnamen finden wir heute zudem als Straßennamen wieder. Es sind auch viele Ausländer auf diesem Friedhof beigesetzt worden, die die enge Interaktion zwischen den Nationalitäten belegen (u. a. aufgrund des Hafens von Las Palmas als wichtige 01 Handelsstation oder Anlaufstelle für Kreuzfahrtschiffe und Überseeverbindungen).
Edle Grundmaterialien, wie z. B. Marmor, Basalt etc., wurden mit viel Kunstfertigkeit und Ausdrucksvermögen zu großartigen Kunstwerken verarbeitet. Die Vorderseite der Friedhofsmauer gestaltete der angesehene José Luján Pérez, Meister der Sacralkunst, in der Zeit von 1812 bis 1815. Ponce de León erschuf um die 22 der schönsten Grabdenkmäler, wie z. B. jenes der Skulptur „Victorio Macho“ oder jenes des bedeutenden Poeten Tomás Morales. Nur die modernen Bauten im Hintergrund, wiebeispielsweise die riesigen viereckigen Glaskomplexe der Gerichtsgebäude, den Straßenlärm, die Mülltonnen auf dem doch kleinen Gelände und auch die Spuren der Zeit, die überall zu nagen scheinen, muss man sich beim Müßiggang durch diesen kleinen Friedhof wegdenken.
_________________________________
siehe auch Friedhof mit Geschichte in Tunte