Ausgabe Nr.
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J M upload 03.11.2021, Viva Edition 181 | Print article

Die Geschichte eines Friedhofs: Tunte als Kulturgut

Für gewöhnlich ist der Zugang zum historischen Friedhof von Tunte nicht gestattet, da er am 23. Dezember 1996 mittels Dekret 2086/96 zum Kulturgut erklärt wurde. Doch üblicherweise ist es am 31. Oktober und am 1. November, anlässlich von Allerheiligen und Allerseelen, in der Zeit von 8.00 bis 16.00 Uhr möglich.

Die Geschichte eines Friedhofs

Während die Altkanarier ihre Toten in eigens dafür vorgesehenen Bestattungshöhlen oder in von den Siedlungen entfernten Gräberfeldern begruben, haben die mit der Eroberung sukzessive eingetroffenen ‚neuen SiedlerInnen‘ ihre Toten in Kirchen und Kapellen bestattet. Falls kein Platz mehr war, wich man in das angrenzende Land aus. Die, die über eigenes Land verfügten, haben ihren Verwanden dort die letzte Ruhestätte gewährt.

Aufgrund gesundheitsrelevanter Aspekte entschied König Karl III. im Jahr 1782, dass Tote nicht mehr in Kirchen beerdigt werden dürften. Fünf Jahre danach legte der Herrscher zudem fest, dass eigene Friedhöfe zu errichten seien, sehr zum Unmut der hiesigen Bevölkerung.

Der Widerstand, vor allem wegen der damit verbundenen Kosten, ließ diese Vorgabe in den Hintergrund rücken und das, obwohl durch das Bevölkerungswachstum der Platzmangel immer größer wurde. Erst im Jahr 1824 setzten die hiesigen Behörden die Wünsche um und dedizierten das Areal, auf dem sich heute der Friedhof von Tunte befindet. In seiner ersten Version war er viel kleiner. Mehrere Aus- und Umbauten sowie Erweiterungen des Areals folgten in den Jahren 1900, 1902 und 1909. Der Endausbau des cementerio umfasst 3.100 Quadratmeter und wurde im Neobarock mit eklektischen und neugotischen Elementen realisiert.

Auf der Symmetrieachse der Friedhofsfassade gelegen, hat die Kapelle einen in drei Schiffe mit Sakristeien und Presbyterium. Der Mittelteil endet in einer dreieckigen Form, die ein inneres Tympanon bildet, in dem sich ein Fries mit einem Kreuz befindet, das in der Mitte von einem Lorbeerkranz und an seiner Spitze von einer Fleur-de-Lis begrenzt wird. Die Aussenfassade steht auf einem Sockel und hat mehrere Durchgänge in Form von Spitzbögen.

Der Mittelpunkt ist das Haupteingangsportal, auf dessen Dach eine allegorische Skulptur thront, die „der schweigende Engel“ genannt wird. Sie stellt eine junge geflügelte Figur in einem langen Gewand dar, dessen Faltenwurf ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten bildet. Die Trompete auf dem in Richtung Himmel ausgestreckten Arm symbolisiert die Ankündigung der Auferstehung. Das Kunstwerk wurde von Stadtrat José Rodríguez del Toro im Jahr 1905 in Paris in Auftrag gegeben, wofür er damals 2.000 Peseten berappte.

Im Inneren sind die Schiffe durch Halbkreisbögen begrenzt, die im Gegensatz zur klaren Neugotischen Linie stehen.