Ausgabe Nr.
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M R upload 01.07.2018, Viva Edition 14 | Print article

KSENIA DUBROWSKAYA im Gespräch mit der Violinistin - ganz persönlich

KSENIA DUBROVSKAYA im gespräch mit der violinistin, ganz persönlich

Vor einiger Zeit führte ich für Viva Canarias ein interessantes Interview mit Prof. Justus Frantz. Dabei erwähnte der Maestro mehrmals voller Achtung und auch Bewunderung seine Frau. Schon damals weckte er meine Neugier auf sie, die selbst Künstlerin ist und mit dem Ensemble „Magdalenen Trio“ erfolgreich Konzerte gibt.

EINE FRAU, NICHT IM SCHATTEN

Der wunderschöne sonnige Tag auf dem herrlichen Anwesen der Finca Justus Frantz im Süden Gran Canarias wird nur noch vom Strahlen von Ksenia Dubrovskaya übertroffen, als sie uns mit leuchtenden Augen und großer Herzlichkeit begrüßt – ganz ohne Berührungsängste vor Medienvertretern. Dass sie an diesem Tag um sechs Uhr morgens nach nur einer Stunde Schlaf aufgestanden war (das Justus Frantz & Friends Finca Festival lief noch), ist ihr nicht anzusehen. Stundenlanges Schminken sollte sie für einen Bericht im renommierten Magazin Harper‘s Bazaar noch schöner machen. Obwohl wir ein junges Magazin auf den Kanaren sind, schenkt sie uns die gleiche Aufmerksamkeit und wir fühlen uns geehrt. Ksenia lässt es sich nicht nehmen als gute Gastgeberin - eine Eigenschaft, die sie von ihrer Mutter übernommen hat wie wir später erfahren sollten - uns persönlich Kaffee zu servieren. Auf ihr eingangs erwähntes Strahlen angesprochen meinte sie: „Ich bin einfach glücklich. Ich habe das Privileg als Ehefrau und als Mutter geliebt und in meinem Beruf ernst genommen zu werden. Das ist das wichtigste im Leben. Wenn es einem gut geht, dann strahlt man das von Innen aus und es ist egal wie man aussieht“.

WIE KAM DIE STARGEIGERIN ZUR MUSIK?

„Der erste Aspekt war meine Mutter. Schon mein Urgroßvater und mein Großvater waren Geiger und hatten sich nichts sehnlichster gewünscht, als dass auch meine Mutter dieses Instrument spielen sollte, doch sie zog es zum Klavier und so sollte diese Geige für viele Jahre unbenutzt in einem Schrank hängen bleiben. Meine Mutter ist leider vor fünfzehn Jahren verstorben doch ihr habe ich alles zu verdanken und durch sie bin ich zur Musikerin geworden. Sie war eine angesehene Pianistin und unterrichtete später Kinder und zwar mit revolutionären Methoden für die damalige Zeit. Meine Mutter war eben der Meinung, dass es für Kinder wichtig sei, sich so früh wie möglich einem Publikum zu stellen und so frühzeitig Erfolge durch die Musik erleben zu können. Aus diesem Grund organisierte sie regelmäßig alle paar Monate Konzerte, wo die jungen Talente ihr Können darbieten konnten. Diese damals in Russland neue Methode des Unterrichts war von großem Erfolg gekrönt. Viele in meiner Heimat erhofften sich, dass ausgerechnet ihr Kind das Wunderkind war. Damals war es eine der wenigen Möglichkeiten durch die Welt reisen zu können und es war mit hohem Ansehen verbunden. Mit dem Tod meiner Mutter ging dort im Laufe der Zeit auch die musikalische Seele verloren. Leider werden heute junge Talente nicht mehr im gleichen Ausmaß gefördert, wie einst“, erklärt uns Ksenia.

Sie setzt fort: „Der zweite große Aspekt meiner künstlerischen Laufbahn war der große Violinist Nikolai Hit. Bei ihm begann ich mit sechseinhalb Jahren mit dem Geigenunterricht, das für russische Verhältnisse relativ spät war. Schon nach wenigen Monaten gab ich meine ersten Konzerte und von da ab ging alles seinen Weg.

WIE VEREINT KSENIA FAMILIE UND MUSIK?

Seit mehr als 5 Jahren lebt er nun mit seinem Lebenspartner auf Gran Canaria und hat sich darauf spezialisiert Bewegungsschmerzen auf natürliche Art, ohne Medikamente, zu bessern oder zu beseitigen. So kann eine deutliche Steigerung der Lebensqualität erreicht werden.

SEELENVERWANDT MIT JUSTUS FRANTZ

„Justus Frantz war vor vielen Jahren bei einem meiner Konzerte in Moskau und hörte mich dort spielen. Wir fühlten uns von Anfang an zu Seelenverwandten und konnten stundenlang über die verschiedensten Themen philosophieren. Durch ihn begann ich später Konzerte auch in Deutschland und International zu geben. Erst viel später verliebten wir uns ineinander.“

DER ALTERSUNTERSCHIED WAR NIE THEMA

„Der Altersunterschied war für mich überhaupt nie ein Thema bis ich von Freunden oder Bekannten darauf angesprochen wurde und kann es gar nicht verstehen. 

Wer Justus Frantz kennt, der weiß welch jugendlichen Elan er hat – fast so wie unser siebenjähriger Sohn. Er ist so interessiert und offen für alles Neue, dass das Alter einfach kein Thema ist. In einer gesunden Partnerschaft ist neben der Liebe gegenseitiger Respekt die Voraussetzung ebenso wie die Gemeinsamkeiten. Im Laufe der Zeit „runden sich die Ecken und Kanten“ in einer Beziehung ab und es wird immer harmonischer.“

DIE UNTERWÜRFIGKEIT VIELER FRAUEN

„Die Unterwürfigkeit anderer Frauen kann ich nur schwer verstehen. Einige meiner Freundinnen wechseln sogar ihre Stimmlage, wenn ihre Liebsten sie anrufen und zwar zu einem süsslichen Gesäusel. Das käme bei mir nie in Frage. Ich bin eine temperamentvolle Frau und bin genau so wie immer und wie bei jedem. Nur mein Sohn ist in besonders innigen Momenten manchmal eine Ausnahme und dann könnte es schon sein dass ich meine Stimme verändere.“

WIE VEREINEN ZWEI WELTMUSIKER FAMILIE UND BERUF?

„Früher waren wir sehr spontan und sehr viel unterwegs. Seit unser Sohn auf der Welt ist hat sich das ein wenig verändert. Unser Hauptdomizil ist wegen der Schule nun Hamburg und wenn ich auf Konzertreisen bin, dann plane ich das von langer Hand und versuche die Abwesenheit so kurz als möglich zu halten. Alle meine Termine stimme ich mit unserer Kinderfrau ab. Es ist ein und dieselbe Person seit seiner Geburt an. Ich wollte nie mein Kind alle paar Monate in die Obhut von irgendwelchen Au-pair-Mädchen geben, so wie es viele tun. Sie ist bei uns wie ein Familienmitglied und keine Angestellte. So kann sie für Justus Jr. eine Art Ersatzoma sein, weil wir ja beide keine lebenden Eltern mehr haben. Für unseren Sohn ist die Stabilität ganz wichtig. Auf der anderen Seite schätze ich es heute vielmehr wenn wir in den Urlaub fahren weil es eben nicht so selbstverständlich ist. Die Vorfreude beginnt schon Wochen davor und jetzt schätze ich es umso mehr mit meiner ganzen Familie zu verreisen.“

WIE VIEL ÜBEN STECKT NOCH HEUTE IN DER MUSIK?

Natürlich standen anfänglich mitunter fünf bis sechs Stunden üben auf der Tagesordnung. Jetzt bin ich auf einem anderen Niveau und die Zeit, um ein neues Stück einzustudieren hat sich entsprechend verkürzt, da man ja die grundsätzliche Spieltechnik beherrscht. Trotzdem ist es enorm wichtig sich laufend weiterzuentwickeln und zu verbessern. 

Derzeit studiere ich bei Prof. Zakhar Bron in Zürich für den Master of Music in Performance. Er ist großartig, das Studium ist so interessant und wertvoll. Im Konservatorium in Moskau beispielsweise wird nach einem anderen System unterrichtet. Der Schwerpunkt liegt beim Einzelunterricht zum Solisten. Doch in der Realität ist es so, dass die meisten nicht (nur) als Solisten auftreten, sondern gemeinsam mit anderen Künstlern bzw. Ensembles.“

​KONZERTE MIT DEM MAGDALENENTRIO

"Wir drei kennen uns schon seit Kindheit an. Unser Ensemble besteht noch aus Natalia Lubimova (Viola), die den 1. Preis beim internationalen Musikwettbewerb für junge Interpreten in Togliatti, Russland, gewann. Die Dritte im Bunde ist Cellistin und Kammermusikerin Olga Lubotsky. Wenn wir gemeinsam Konzerte geben ist es eine doppelte Freude, weil wir auch Freundinnen sind. Meiner Meinung nach muss man seine Freundschaften hegen und pflegen, insbesondere unter Frauen. Wir kommunizieren anders als Männer und tauschen uns anders aus. Wir müssen das Gefühl haben, dass wir das Erlebte jemanden erzählen können, der es aus unserer Sicht versteht. Das nächste Mal sind wir gemeinsam auf Lanzarote zu Gast und ich freue mich schon sehr darauf.

​STECKBRIEF

Ksenia Dubrovskaya wurde 1979 in Kolomna bei Moskau geboren und absolvierte das Moskauer Konservatorium mit Auszeichnung. Sie gewann z. B. den Tschaikowsky-Jugendwettbewerb und macht zurzeit den „Master of Music in Performance“ bei Prof. Zakhar Bron in Zürich. Als Solistin musizierte sie mit Dirigenten wie Saulius Sandeckis, Justus Frantz, Helmut Müller-Brühl, Jacek Kaspszyk, Shinik Hahm, Viktor Ilief und Oleg Soldatov. Große Erfolge feierte sie bei Auftritten mit Juri Bschmek, Liana Issakadze oder Gernot Winischhofer. Ihr Repertoire umfasst Werke von J. S. Bach bis hin zu Schnittke. Sie spielt auf einer Geige von Giovanni Battista Gabrielli aus dem Jahr 1770, einer Leihgabe der Reinhold Würth Musikstiftung für hochbegabte Musiker.