Ausgabe Nr.
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J M upload 01.09.2018, Viva Edition 138 | Print article

La Gomera Teil 2 - Wanderparadies für Entdecker

El Cedro, Im Herzen des Märchenwalds auf La Gomera

Auf das kleine Eiland La Gomera entführten wir Sie in unserer letzten Ausgabe vom 6. April 2018, in der wir Ihnen von den kontrastreichen Landschaften, den romantischen Dörfern, den spektakulären Aussichtsplattformen und der guten regionalen Küche vorschwärmten. Es ist ein Juwel für Individualreisende, die Entdeckergeist und Sinn für die Schönheit der Natur haben. Somit sind wir schon beim Thema dieses zweiten und letzten Teils über diese Insel. 

Märchenhaft im Märchenwald El Cedro

Wie schon erwähnt, wartet das flächenmäßig kleine Eiland mit über 600 Kilometer Wanderwegnetz auf, perfekt beschildert und für jeden Gusto und Fitnessgrad. Ausnehmend schön und sehenswert ist der Nationalpark Garajonay in der Inselmitte, der zehn Prozent der Fläche einnimmt. Die UNESCO ernannte dieses einzigartige Ökosystem im Jahr 1986 zum Weltnaturerbe und damit übernahm La Gomera eine Vorreiterrolle auf den Kanaren.

Inmitten des Nationalparks und umgeben von tiefen Vulkanschluchten logiert auf einer Höhe von etwa 1.400 Metern ein fantastischer prähistorischer Wald. Obwohl er sich nur etwa zwölf Kilometer nördlich des Flughafens befindet, herrscht, bedingt durch die Höhenlage, ein völlig anderes Klima vor. Die Straßen sind sehr gut ausgebaut und man fährt fast wie auf Butter, während die Vegetation dichter und die Bäume zunehmend größer und stattlicher sind. Das Herzstück des Parks, das ein Muss für alle La Gomera Besucher ist, ist der märchenhafte Bosque de El Cedro. Hierzu müssen sie einfach nach links in Richtung Cruce de Zarcita abbiegen und dann weiter den entsprechenden Hinweisschildern folgen. Die schmale Straße endet an einer urigen kleinen Gaststätte mit schönem Ausblick auf das Tal und die umgebenden bewaldeten Berghänge. Tipp: Hier können Sie sich noch stärken und die regionale Spezialität „Almogrote“ probieren, eine Art pikanter Käseaufstrich. Einige Wanderwege kreuzen hier und die Auswahl könnte schwer werden, denn jede Richtung ist bezaubernd. Wanderkarten erhält man in den Touristeninformationsbüros.2)

Torre del Conde in San Sebastián

Die Baumkronen verschließen den Blick auf den Himmel und rauschen angenehm im Wind, begleitet vom entzückenden Vogelgezwitscher. Es ist, als ob man durch eine Höhle wandert. Die klare, frische Luft zu atmen ist eine Wohltat für die Lungen und die herrliche Ruhe ist Balsam für die Seele. Wandern, der bekanntlich beste Stresskiller, ist hier im Überfluss möglich! Man geht über diese dicken Schichten von Reisig auf dem Boden wie auf Wolken, wenngleich man die querenden Wurzelstränge nicht außer Acht lassen sollte. Die Feuchtigkeit ist das ganze Jahr über hoch und das wird anhand der dicken Schichten Moos auf den Baumrinden evident. Meterhohe Farne und andere Pflanzen, die förmlch aus den Felsen sprießen, belegen, warum dieses Bioreservat so schützenswert ist (siehe Foto 02 und 03). Es ist hier allerdings nicht nur feucht oder, mitunter regnerisch, auch die Temperaturen sacken um etliche Grade im Vergleich zu den Küstengebieten ab. Ziehen Sie sich entsprechend warm an, am besten mehrere Schichten übereinander und vergessen Sie keinesfalls Regenschutz, da sich das Wetter binnen weniger Minuten sehr stark ändern kann, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann.

Diese prähistorischen dichten Lorbeerwälder sind über tausend Jahre alt und würden eine perfekte Kulisse für einen Phantasiefilm à la Hollywood darstellen. Auf 500 Metern geht der Wald fließend in einen Heidemischwald über, auch schön. Für Angela Merkel scheint dieser Park einer ihrer Lieblingsdestinationen zum Wandern zu sein und mit ihrem Mann besucht sie La Gomera seit langer Zeit jedes Jahr. In dem Höhlenrestaurant La Cuevita,1) direkt an der Playa de Santiago, fanden wir in der Menükarte ein sehr altes Foto, das sie mit ihrem Mann in diesem Restaurant zeigt.

Hauptstädtchen mit Müßiggang ...

Rathaus der Inselregierung La Gomera

Man darf San Sebastián, die Hauptstadt von La Gomera, bei einem Besuch nicht auslassen. Wenngleich das Städtchen lediglich 8.760 Einwohner zählt, herrscht reges Treiben vor, allerdings keine Hektik. Mit Einheimischen vermischen sich einige Touristen und Passagiere, die sich auf den Fährbetrieb zurückführen lassen. Fred Olsen Express verbindet nämlich das Eiland mit den benachbarten Inseln Teneriffa (38 Kilometer entfernt in östlicher Richtung), La Palma und El Hierro. Hier starten zudem zwei wichtige Straßenverbindungen, wie beispielsweise die TF713 zum Flughafen oder die TF711 in nördlicher Richtung, falls sie beispielsweise Vallehermoso oder die sensationelle Aussichtsplattform Mirador de Abrante besuchen wollen.

Auf der Plaza de las Americas geht es lebhaft zu und hier ist der erste größere Platz nach dem Hafen und erster Anlaufpunkt. Hernan Peraza besetzte die Stadt im Jahr 1440 und gab ihr den heutigen Namen. Die ältesten Gassen, wie z. B. Ruíz de Padrón, samt Seitenstraßen laden zum Flanieren ein und aufgrund der nied- rigen Gebäude versprüht San Sebas- tián zwar lebhaften, aber trotzdem charmanten Dorfcharakter.

Wenige Minuten zu Fuß entfernt ge- langt man zum Torre del Conde, dem Wahrzeichen der Stadt. Es ist das äl- teste profane Gebäude von La Go- mera und wurde 1447 von Hernán el Viejo als Teil einer Stadtbefestigung (Turm) erbaut, das vor Piratenan- griffen vom Meer aus schützen soll- te. Leider ist es eines der wenigen Bauwerke der Insel, die sich noch in ihrem Originalzustand be nden. Die Seefahrer lagerten bei ihren Ent- deckungs- bzw. Eroberungsfahrten ihre Schätze aus Lateinamerika hier zwischen, bis sie größtenteils weiter auf das Festland gelangten. (Bei mei- nem Besuch im Oktober 2017 war aufgrund von Renovierungsarbeiten ein Zutritt allerdings nicht möglich).

Die älteste Kirche der Insel in San Sebastián

Im Jahr 1450 wurde die erste einschiffige Kapelle errichtet, die auf- grund mehrerer Piratenangriffe der folgenden Jahrhunderte immer wieder zerstört und neu auf- bzw. ausgebaut wurde. 1632 veranlasste man schließlich die Anbringung ei- ner Seilrolle, damit die Kirchenglo- cken bei einem Angriff schnell abge- hängt werden konnten, ebenso wie den Bau einer großen Holztruhe für die wertvollen Kirchenbücher. Der Baustil ist der Gotik mit Ein üssen des portugiesischen Manuelino-Stils zuzuordnen. Der spätbarocke Hoch- altar mit der Christus gur in der heutigen dreischif gen Kirche ge- staltete der bedeutende kanarische Sakralkünstler José Miguel Luján Pérez (1756 – 1815) im spätbarocken Stil. Leider wurden viele originären Elemente im Laufe der Zeit zerstört oder einfach verkauft (Orgeln an den Schmid, das Holz verbrannt, etc.) Wer sich für die nautische Geschich- te von La Gomera interessiert, dem empfehlen wir den Besuch des Museums Casa de Colón in einem historischen Gebäude aus dem 17. Jhdt. VielederSehenswürdigkeitenreihen sich entlang der ‚Königsstraße‘ (Calle Real). Trotz des Namens dieses Museums hat, trotz vieler entgegengesetzter Behauptungen, Kolumbus in diesem historischen Gebäude nie übernachtet. Zumindest aber beinhaltet es eine umfassende Erklärung zu den Amerikareisen anhand mittelalterlichen Weltkarten und zeigt darüber hinaus Gegenstände aus La- teinamerika. Die ältesten Exponate sind auf das 8. Jhdt. n. Chr. datiert. Die Holzdecken und dicken Wände versprühen zudem einen charman- ten Charaker. Die Familie Fernández schenkte es im Jahr 1962 der Stadt, die es zu einem Museum umfunktionierte.

Megaspektakel - alle fünf Jahre

Am 8. Oktober schlägt das Herz eines „Gomeros“ höher, denn dann ndet das größte Volksfest der Insel statt: Die „Fiestas Lustrales“ werden seit 1921 zu Ehren der Schutzpat- ronin Virgen de Guadalupe zelebriert, aber nur alle fünf Jahre. Man vermutet, dass die Skulptur aus Sevilla stammt und von den Flamen beein usst wurde oder gar aus den Niederlanden stammt. Man ist sich noch nicht einig. Im Mittelpunkt steht natürlich die Schutzpatronin, die ihren Sitz in der Kapelle Pun- tallana verlässt und sich mit einem Schiffskonvoy, sprich im Rahmen einer Meeresprozession, auf die Reise nach San Sebastián begibt. Dort wird sie feierlich von tausenden Bewohnern mit Musik und Tanz empfangen und bleibt dort bis zum Ende der Feierlichkeiten. An diesen Tagen putzt sich jeder so richtig schön raus und Trachten sind natürlich ein we- sentlicher Bestandteil dieses Festes. Doch auch die inseltypischen und außergewöhnlichen Volkstänze, wie z. B. der „Baile del Tambor“, bei denen die Trommeln und Kastagnetten eine wichtige Rolle spielen, sind zu sehen.[1]

Vielleicht wäre dieser Stichtag ein guter Termin für einen Besuch, denn immerhin haben Sie nur alle fünf Jahre die Gelegenheit das mitzuerleben (siehe Foto). Mit 55 Euro hin und zurück ist man mit Binter Airlines schnell dort. www.lustraleslagomera.es

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei Ihrer Entdeckungsreise! (Sehenswertes - siehe nächster Bericht La Gomera - Sehenswertes auf einen Blick)

Footnotes

  1. ^ Einwohner Stand 1. Januar 2017, Quelle: www.ine.es