Kontrastreich präsentiert sich die Gemeinde Agaete, eine der schönsten Gegenden der Insel. Egal, ob Sie als Naturliebhaber einen Ausflug in das fruchtbare Tal machen, oder sich kulinarisch mit frischem Fisch am Hafen oder im Valle mit tropischen Früchten wie z. B. den süßen Orangen oder sogar mit Kaffee-Spezialitäten verwöhnen lassen. Es gibt viele gute Gründe für einen Tagesausflug, der viel Abwechslung bietet und den sie nicht missen sollten.
Die Fahrt beginnt weniger spektakulär auf der Autobahn GC-1 in nördliche Richtung. Wir umfahren Las Palmas und folgen den Hinweisschildern nach Gáldar (GC 2) entlang der Nordküste bis nach Agaete. Der kleine Puerto ist unser erster Stopp, denn gestärkt lässt es sich besser auf Erkundungstour gehen.
Die weiße Farbe der Häuserfassaden ziehen sich durch das ganze Gemeindegebiet und ist Vorschrift. Im Hafen sind die Türrahmen und Fensterläden in königlichem Blau gestrichen und erinnern an die griechische Insel Mykonos. Würde man nicht im Hintergrund die beeindruckende Steilküsten mit den fast schwarzen Gesteinsmassiven sehen, dann könnte man sich fast dorthin versetzt fühlen.
Obwohl hier die Fähren zu den Nachbarinseln an- und ablegen ist von Hast nichts zu spüren. Entlang der Uferpromenade „Paseo de las Poetas“ bieten mehrere Restaurants vornehmlich Fischgerichte an. Natürlich kann man in Agaete auch den klassischen Wassersportaktivitäten, wie z. B. Tauchen und Windsurfen nachgehen, oder im Naturschwimmbad seine Runden drehen. In der kleinen Bucht am westlichen Ende der Promenade sieht man in der Bucht noch die Überreste der Gesteinsformation „Dedo de Díos“ (dt. Finger Gottes). Dieser brach bei einem Sturm im Jahr 2005 ab und sorgte bei vielen Einheimischen für großes Unbehagen (siehe Foto 002).
Ein Blick in die Kapelle „Eremita Virgen de las Nieves“ (dt. Schneejungfrau) aus dem Jahr 1559 (siehe Foto 001). Dort war ein Flügelaltar als bedeutendes Manifest flämischer Malerei zu Ehren der Heiligen aufgestellt. Die salzige Meeresluft und der Zahn der Zeit machen eine zeitaufwändige Restaurierung erforderlich. Auf den Holzbalken an der Decke sehen sie historische Schiffsmodelle.
Das Hauptstädtchen
Gut gelaunt und bei herrlichem Wetter starten wir nun die eigentliche Tour und fahren etwa zwei Kilometer zurück Agaete Pueblo. Auch hier ist, wie in den meisten Ortschaften auf den Kanaren, die Kirche „Iglesia de la Concepción“ der Mittelpunkt der Stadt. Auf dem Kirchplatz bieten alte Bäume Schatten und so eine angenehme Atmosphäre für einen Plausch unter den Einheimischen. Wer Lust hat, der kann den Blumengarten „Huerto de las Flores“ besuchen, der im 19. Jhdt. von der Familie Armas angelegt wurde und um die hundert exotische Pflanzen aus der ganzen Welt, aber im Besonderen aus Amerika, umfasst.
Im grünen Tal - Valle de Agaete
Am Ende der Ortschaft weist ein Schild „El Valle“ bzw. „Los Berrazales“ den Weg ins fruchtbare Tal, durch das die Landstraße mit der Nummer GC-231 führt. Die Geräusche der Möwen von der Küste werden immer leiser, während andere Vögel nun das Naturkonzert übernehmen, fröhlich und abwechslungsreich. Wir machen einige Male halt, um den Ausblick auf die sattgrünen Bergrücken beider Talseiten zu genießen. Krähende Hähne unterbrechen die Stille und vermitteln den Charakter eines Dorfes. Alles ist bewirtschaftet und man sieht endlose Reihen mit beispielsweise Orangenbäume, Palmen und bunten Sträucher.
Beeindruckend sind die steil abfallenden und zerklüfteten Berghänge des Tamadaba auf der rechten Seite der Talkerbe. Geologisch betrachtet handelt es sich um die älteste Gesteinsformationen der Insel, die beim ersten großen Vulkanausbruch vor etwa 14 Millionen Jahren entstand.
Dahinter liegt der gleichnamige Naturpark, wo sich einer bzw. der am besten erhaltene Wald mit Kanarischen Kiefern (Pinus Canariensis) von Gran Canaria befindet. Dort haben auch einige seltene endemische und geschützte Vogelarten ihre Brutstätte. Die Höhe des Bergmassivs von um die 1.000 Metern halten die Wolken und sorgen so für eine konsequente Feuchtigkeit. Dadurch bedingt ergeben sich ideale Bedingungen für ein dichtes Unterholz (Heidekraut, Farne, Moos etc.). Wasserquellen versorgen die Gegend mit wertvollem eisenhaltigen Wasser wie z. B. die Quelle von „Los Berrazales“.
Die Straße des „Valle de Agaete“ endet vor El Sao. Von dort führt ein Fußweg nach El Hornillo, wo sich die der ersten Höhlenwohnungen der Ureinwohner befanden. Diese Gegend war eine bedeutende Siedlungsgegend der indigenen Bevölkerung, was archäologische Funde sowie das bedeutende Gräberfeld am Talausgang belegen (siehe Bericht Necropolis del Maipés, Königsgräber in Agaete ).
Kaffeefinca - in der Mitte des Tals
In der Mitte des Tals, nur wenige Kilometer nachdem wir die Fahrt ins Valle begonnen haben, liegt das kleine verträumte Dorf San Pedro, in das wir nun hinsteuern. Hier befindet sich eine der bekanntesten Plantagen der Insel, die inzwischen von vielen Touristen besucht wird. Besonders geschätzt wird die familiäre und zugleich professionelle Führung durch das Anwesen und der anschließenden Kostprobe. Jetzt ist Erntezeit für Kaffee, ein guter Grund für einen Abstecher.
Finca los Berrazales - in fünfter Generation
Das Familiengut „Finca Los Berrazales“ wird bereits in fünfter Generation bewirtschaftet und das etwa zwölf Hektar große Areal nunmehr vom Spross Víctor Lugo Jorge geführt. Sein Herz schlägt für den Anbau von Wein und Kaffee gleichermaßen. Seine Weine sind viel beachtet. Sieben Sorten werden in dieser Bodega gekeltert. Im Jahr 2011 erhielten Sie beim kanarischen Weinwettbewerb Agrocanarias die Goldauszeichnung in der Kategorie halbtrocken des Jahrgangs 2010 („Medalla de Oro en la Categoría Semiseco 2010“).
Die familiäre Bewirtschaftung ist an vielen liebevollen Details rund um das Anwesen ersichtlich. Blumentöpfe, Ziergegenstände und Antiquitäten spiegeln mit einem Schuss Humor die Seele der Familie wieder. Tausende Besucher finden jedes Jahr den Weg hierher und es werden immer mehr. Zu sehen gibt es neben den Kaffeepflanzen und Weinreben, auch Orangenbäume und sogar neun Sorten Mangos bzw. Mangas.
Geduld gefragt - Kaffeeanbau in der Finca La Laja
Die „Finca La Laja“ ist ein Teil des Anwesens, der vornehmlich Kaffeeanbau gewidmet ist. Der Name stammt von einem riesigen Felsblock (span. Laja, siehe Foto li.) der sich vor vielen Jahren löste und heute als schmuckes Gesteinsmonster ein innenarchitektonisches Highlight in der Bodega ist. Die Kaffeepflanzen wurden entlang von Mauern oder unter schattenspendenden Bäumen gepflanzt. So haben sie einen Schutz vor Wind und zu starker Sonneneinstrahlung, auch wenn sie es warm lieben. Wettereskapaden sind den sensiblen wellenförmigen Blättern sofort anzusehen. Wenn es zu kalt ist, dann trocknen sie ein.
Angebaut wird die Sorte Arabica Typica, die vor etwa zweihundert Jahren aus Kuba nach Gran Canaria kam. Die Pflanzen können riesig werden, doch aus produktionstechnischen Gründen versucht man sie bei maximal zwei Metern höhe zu halten. Viele von ihnen sind inzwischen vierzig bis sechzig Jahre alt. Bis die Kaffeepflanze erstmals Beeren trägt, dauert es drei Jahre und weitere vier, bis sie voll entfaltet ist und die maximale Kapazität von etwa sieben Kilogramm Kaffee pro Saison erzielt.
Diese gleiche Menge ist auch erforderlich, um nach dem Röstvorgang einen Kilogramm gemahlenen Kaffee zu haben. Mit etwa 4.000 Pflanzen erzielen sie eine Produktionsmenge von 1.600 Kilogramm Kaffee. Die Kaffeebauern von Agaete haben sich inzwischen zusammengetan, um ihren Qualitätskaffee gemeinsam zu vermarkten und Informationen auszutauschen. Víctor ist auch deren Präsident.
Erntezeit
Von März bis Mai ist Erntezeit und an den Ästen leuchten die roten Beeren, die sorgsam von Hand und einzeln gepflückt werden müssen. Reisst man sie an einer falschen Stelle ab, trägt die Knospe im nächsten Jahr keine Bohnen mehr. Im Inneren der Beere befinden sich zwei grüne Bohnen. Mehrere Wochen dauert der Trockenprozess in der „Cama África“ und danach werden sie geröstet.
Tipp vom Profi: Mehr Aroma - frisch gemahlen
Victor empfiehlt, den Kaffee erst kurz vor der Zubereitung zu mahlen, denn: „Nur dann kann sich das Aroma voll entfalten und in die Tasse gelangen“. Wenn der Kaffee zu lange in gemahlenem Zustand bleibt, verliert er Substanz, Geschmack und Wirkung.
Die Reise der fünf Sinne
Nach dem angenehmen Spaziergang durch das Areal führt man uns zur Bodega. Dort endet jede Führung, auf sehr angenehme Weise, nämlich mit einer Verkostung. Sie nennen es „Visita para los cinco sentidos“ (dt. Besuch der fünf Sinne), in Anspielung dass alle Sinne angesprochen werden. Hier werden wir nun diesen regionalen Spezialitäten auf den Grund gehen.
Während wir gespannt auf einem der Tische der Terrasse Platz nehmen werden Tassen, Teller und etliche Gläser gebracht. Es beginnt mit einem edlen Tröpfchen eines halbtrockenen Weißweins, dessen Aroma an tropische Früchte erinnert und mit der schönen Farbe auch das Auge zum Leuchten bringt. Das edle Flaschenetikett gestaltete niemand geringerer als der angesehene Künstler Pepe Dámaso.
Der zweite Wein „Tamadaba“ ist ein süßer Weißwein, ein Moscatel. Der intensive Geschmack harmoniert mit dem Käse von Fuente Morales (aus Ziegen- und Kuhmilch), der den zweiten Rang belegte. Ebenso köstlich dazu der milde Honig. Der nussige Geschmack des Schinkens passt wiederum sehr gut zum Rotwein „Rosado Berrazales“.
Der Kuchen ist für den Kaffee gedacht, der den krönenden Abschluss bildet. In einer Kanne wird er frisch gebrühte serviert, ohne Zucker und Milch selbstverständlich. Schließlich soll man das milde Aroma schmecken. Víctor sagte einst bei unserem Besuch vor zwei Jahren: „Wenn du die Augen schließt und die Nase an die Kaffeetasse führst, ist es wie wenn du eine Pralinenschachtel zum ersten Mal öffnest!“ Glückstrahlend verlassen wir diesen zauberhaften Ort und freuen uns bald wieder zu kommen.
Fazit
Man hat sich inzwischen auf den Besuch eingerichtet und jeder, besonders auch Individualreisende, ist hier herzlich willkommen. Für 6 Euro pro Person erhält man eine kompetente Führung durch das schöne Anwesen. Man erfährt Wissenswertes von der Finca und dem Kaffeeanbau (Englisch oder Spanisch). Dazu gibt es im Anschluss eine Verköstigung mit wertvollen Tipps zur Degustation von Weinen. Kontaktdaten siehe Kasten rechts oben.
Kontakt
Finca La Laja, c/De los Romeros s/n in San Pedro im Tal Valle de Agaete.
Mo. bis Fr. von 10.00 bis 17.00 Uhr und Sa. bis 14.00 Uhr.
Kosten: ca 6 Euro pro Person mit Führung und Degustation.
E-Mail: lugojorge3@hotmail.com
www.bodegalosberrazales.com
Anm.: Führungen einschließlich Wein- und Kaffeedegustationen (ab 2 Personen) nach telefonischer Voranmeldung unter der Rufnummer 628 922 588 (spanisch, englisch).
Hinweis: Kaffeeplantage, Orangenanbau und Wein. Führung durch die Plantage mit anschließender Wein- und Kaffeedegustation mit regionalen Produkten; Orangenproduktion von etwa 200 Tonnen jährlich mit 1.100 Bäumen. Auf weiteren fünf Hektar wird Wein angebaut der Sorten Listan Negra, Moscatel, Malvasia und Listan Blanco. Das Volumen beträgt um die 41.000 Kilogramm Trauben pro Jahr.