Ausgabe Nr.
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J M upload 31.10.2018, Viva Edition 145 | Print article

Aloe Vera Teil 2 – das vernachlässigte „grüne Gold“

Aloe Vera: gefragt wie noch nie

In unserer letzten Ausgabe entführten wir Sie mit Aloe Info Center in die Aloe Vera Bio Finca auf Teneriffa und haben ihnen Wissenswertes rund um den Anbau dieser Pflanze präsentiert. Die Nachfrage ist seit Beginn des kommerziellen Anbaus in Spanien in den  1980-er Jahren stetig gestiegen und die Aussichten für die Zukunft sind ebenfalls rosig. Dafür ist vor allem die  gute Qualität ausschlaggebend. Im Jahr 2009 lag der Exportanteil Spaniens in die EU bei 6,87 Prozent der Gesamtmenge. Die Hauptabnehmer sind Deutschland (28,31 %), Frankreich (12,26 %) und Großbritannien (9,82 %).

Immer, wenn ein Produkt auf dem Markt zur „Cash Cow“ mutiert, dann gibt es leider auch schwarze Schafe, die den Konsumenten in die Irre führen. Wir wollen in diesem zweiten Teil Sie schützen und auf einige wichtige Details in Bezug auf Aloe Vera Produkte hinweisen, doch dazu später. 

Aloe Vera von den Kanarischen Inseln: Die beste der Welt!

Die Aloe Vera von den Kanarischen Inseln gilt sogar als eine der besten der Welt. Das ist kein Marketingspruch, sondern scheint aufgrund Studien2) auch belegt worden zu sein. 

Der hohe Anteil an Acemannan (ein D-Isomer, der immunstimulierende, antivirale, antineoplastische und gastrointestinale Eigenschaften aufweist) beträgt bei den hiesigen Pflanzen etwa 15 bis 18 Prozent pro Kilogramm. Für diese außergewöhnlich gute Qualität sorgen mehrere Faktoren, wie z. B. die Lage, die ganzjährige milden Temperaturen, die Höhenlage und damit verbundenen mikroklimatischen Bedingungen und die Passatwinde und die Wüstenwinde (Calima), deren Sedimente natürliche Dünger mitführen.  

Das vernachlässigte ‚grüne Gold‘

Während in den letzten zwanzig Jahren also die Nachfrage nach Aloe Vera Produkten sukzessive gestiegen ist, hat sich die Produktionsweise sowie die -menge nicht gleichermaßen entwickelt, wie eine Studie aus dem Jahr 2017 der Universität von La Laguna de Tenerife aufzeigte.2) Dabei ist die Ausbeute pro Hektar Land mit 75 Tonnen (frühestens nach drei Jahren) relativ hoch. Doch der Anbau bedarf einer kontinuierlichen Betreuung, damit sich die Wirkstoffe in der Pflanze optimal entwickeln können, wie wir Ihnen bei unserem Besuch der Ökofinca mit dem Aloe Info Center in unserer letzten Ausgabe berichteten. Der Anbau und die Produktion erfolgt nach wie vor von eingesessenen Familienunternehmen primär nach traditionellen Methoden, obwohl der jährlich Umsatz dieses Sektors bei geschätzten 40 Millionen Euro liegt. 

Doch 85,5 Prozent der Kanarier sind im Dienstleistungsbereich tätig2) und hier vorwiegend im Tourismus. Die Abhängigkeit von diesem Sektor ist enorm. Allein im Jahr 2015 erwirtschaftete der Archipel einen Umsatz von 13,4 Milliarden Euro gemäß Exceltur und das Potential ist lange noch nicht ausgeschöpft. Durch die jahrelange harte Arbeit innovativer Unternehmer hat sich die Qualität in der Verarbeitung weiterhin verbessert und die Touristenmassen aus aller Welt haben auch dafür gesorgt, dass das Produkt außerhalb der Inselgrenzen bekannt geworden sind und somit keinerlei aggressiven Marketingkampagnen bedürfen. Dabei könnte Aloe Vera ein wirtschaftlich noch lukrativerer Sektor für den Archipel sein, wären da nicht einige Herausforderungen.

Laboratories Kosei

Christel Kummer und Willi Peer vom Aloe Info Center beschäftigen sich schon seit fast zwanzig Jahren mit der Wirkung und Entwicklung von Aloe Produkten. In Zusammenarbeit mit Dermatologen, aber auch mit ihren Produktionslabors haben sie eine Reihe an qualitativ hochwertigen Produkten auf den Markt gebracht. Mit ihnen besuche ich das Labor „Laboratorios Kosei“ in Santa Cruz de Tenerife, wo mitunter ‚mein heiliges Aloe Schmerzgel‘ produziert wird. Just soll es an diesem Tag gerade abgefüllt werden und so können wir sogar die Produktionsschiene begleiten (siehe Fotos). Allerdings müssen wir aus hygienerechtlichen Bestimmungen Schutzkleidung anziehen und sehen aus wie die Männchen vom Mars (siehe Foto auf der linken Seite). 

José García, der Chef von Laboratorios Kosei und studierter Pharmazeut, und seine Frau Osa, ebenfalls vom Fach, stehen uns bereitwillig zur Verfügung. Seit 1994 produzieren sie für die Pharmazie und Kosmetikindustrie, wie beispielsweise das Aloe Info Center. Die komplette Fabrikationshalle und der Produktionsprozess muss von der Sanidad abgenommen sein und wird regelmäßig unangekündigt auch kontrolliert. Schließlich geht es hier um Gesundheitsprodukte.

Der Anfang: Die Idee

Willi Peer ist jemand, der genau beobachtet und den Menschen zuhört sowie ihre ‚Wehwehchen‘ ernst nimmt. So ist ihm im Laufe seines Lebens immer wieder eine gute Idee gekommen, die sich am Ende auch ausgezahlt hat. Viele Kunden betagteren Alters klagten über zum Teil chronische Schmerzen. Er erinnerte sich an ein Hausmittel seiner Oma und so entstand das Aloe Vera Schmerzgel Fuerte. Es ist inzwischen fix im Produktportfolio. Der Clou war -  grob umrissen - der Aloe Vera die schmerzlindernde natürliche Wirkung der Teufelskralle beizumengen und es funktionierte. 

Ganz so einfach ist es nicht, wie ich vom Laborchef García erfahre: „Man muss schon wissen, was man tut. Es ist enorm wichtig die einzelnen Inhaltsstoffe für ein Produkt genauestens zu dosieren. Wie eingangs erwähnt ist die Qualität der Pflanzen das A und O.  Dieses gelangt dann in homogenisierter Form und wird in speziellen Behältern emulgiert. Danach geht es

weiter in die Abfüllanlage mit etwa800 bis 1.000 Flaschen pro Stunde. Abschließend wird noch die Gewichtskontrolle der einzelnen Flaschen durchgeführt, bevor diese endgültig verschlossen und in die Verpackung gehen.

Analyse der Experten

Die Aloe Barbadensis Miller Pflanzen (im Folgenden Aloe Vera bezeichnet) beinhalten um die 200 Inhaltsstoffe, die sich im Gel befinden, wie z. B. Vitamine, Mineralstoffe, essenzielle Aminosäuren, Anthrachinon, Enzyme etc.

Die Wirkstoffe bilden sich bei Pflanzen ab drei Jahren voll aus. Das Aloe Blatt besteht aus drei Schichten. 

- Blattgel im inneren Kern des Blattes. Dieses wird seit vielen Jahren als Lebensmittel verwendet(als Saft, Gel oder Drink), wobei eine Selbstzubereitung im Haushalt Risiken birgt - siehe Aloine 4)

- Latexschicht mit Gefäßbündeln, die ein gelbes Sekret absondern und hohe Mengen an Aloin enthalten

- Oberschicht (bitter schmeckende Stoffe)

Der Nutzen von Aloe Vera ist wissenschaftlich in einigen Anwendungsgebieten6) belegt, wie z.B. der Feuchtigkeit spendende Effekt, die heilende Wirkung bei Sonnenbrand oder Verbrennungen. Die Pflanze soll auch bei Besenreissern und Altersflecken höchst hilfreich sein. Immer mehr Anti Aging Produkte setzen auf Aloe Vera, wie z. B. Serum Deluxe 4 von Aloe Info Center oder Crema Gold. 

Die Pflanze hat auch eine abführende Wirkung (siehe Kasten unten) 

Manche Duschgels, Cremes, Geschirrspülmitetl etc. enthalten Aloe Vera nur in so geringen Mengen, dass es keinerlei Wirkung hat. Hier herrscht hinsichtlich der Etikettierungsvorschriften definitiv Handlungsbedarf seitens der Behörden und zwar auf europäischer/internationaler Ebene.

Wo sehen die Experten die größten Herausforderungen für die kanarische Aloe Vera Produktion bzw. Vermarktung?2)

- Inzwischen gibt es für die Regulierung des ökologischen Anbaus von Aloe Vera die Organisation C.R.A.E.5) - Es gibt jedoch keinen Produktschutz für die Kanaren, kein Ursprungszertifikat, keinen Qualitätsschutz. Dadurch ist es für (ausländische) Kunden schwierig bzw. fast unmöglich sich das Konvolut der angebotenen Waren zu durchschauen.

Unser Tipp: Achten Sie darauf, wo das Produkt produziert wurde! Wenn ein Hersteller nicht die Menge von Aloe Vera angibt bzw. diese ‚unter ferner liefen‘ ganz am Ende des Etiketts angeführt, dann ist es kaum vorhanden. Folglich hat die Aloe Vera auch gar keine Wirkung! Es sind bestimmte Menge bzw. Konzentrationen notwendig, damit die Aloe Vera ihre Wirkung voll entfalten kann. Der Pharmazeut García bestätigt dies: „Nur wenn bestimmte Inhaltsstoffe in bestimmten Dosen vorkommen, dann zeigen sie auch Wirkung beim Menschen. Leider reicht Spuren von Aloe beizumengen und schon kann man Aloe Vera auf die Verpackung drucken, ein Marketingnepp. Konsumenten haben kaum Möglichkeit die Unterschiede beim Kauf zu erkennen. Noch weniger funktionieren Produkte, die auf Basis des Aloe Pulvers basieren. Bei diesen ist die Wirkung längst verloren gegangen.“

Die Herausforderungen und Chancen mit Aloe Vera für die Kanarischen Inseln

• Unternehmer und Produzenten sind/waren lange Zeit auf sich selbst gestellt bzw. auf eigene Initiativen und Forschungen angewiesen, da es keine überterritoriale Organisation gab.

• Die geografische Distanz des Archipels bringt hohe Lieferkosten, wodurch die wettbewerbsfähigkeit negativ beeinflusst wird;

• Das Bewusstsein der Landwirte auf den Inseln fehlt, dass sie mit Aloe Vera eine lukrative Alternative aufbauen könnten;

• Der Zoll ist eine Barriere für den Handel. Die Anhebung des Zollfreibetrags für Aloe Vera bei Lieferungen bis zu einem Wert von 3.000 Euro begünstigt den E-Commerce auf den Kanaren. Lieferverzögerungen halten viele im Ausland von einem Internetkauf ab. Das ist auch die Erfahrung von Willi Peer. Er hat daher als einer der Vorreiter in diesem Gebiet schon vor Jahren eine Internet Verkaufsplattform programmieren lassen und die dahinter liegenden Lieferprozesse optimiert. Seine, zumeist deutschen Kunden, erhalten ihre Waren binnen 1 bis 2 Tagen direkt von seinem Zentrallager in Deutschland. Seine Kunden schätzen vor allem den pünktlichen Service, die nicht vorhandenen Sprachbarrieren und die Geschwindigkeit der Lieferungen.

• Die Landwirtschaft auf den Kanaren konzentrierte sich lange Zeit, wenn nicht sogar über Jahrhunderte, auf den Anbau von Tomaten und Bananen und daher fehlt es am Bewusstsein, aber auch an Unterstützung in Form von „Beste Praktiken“ im Anbau und der Produktion. (Welche Bedingungen sind ideal? Welche Schädlinge können auftreten? Etc.) Zudem könnte Aloe Vera die durch die Wirtschafts- bzw. Tomatenkrise eingebrochenen Beschäftigungszahlen kompensieren und eine Alternative für Landwirte darstellen.

• Die Konsumenten, insbesondere aus dem Ausland, sind sehr Qualitäts- und Ökobewusst, was dem qualitativ hochwertigen kanarischen Produkten zugute kommt.

Kontakt

Wenn Sie noch mehr über die Einsatzgebiete und Produkte von Aloe Vera erfahren möchten, dann steht Ihnen das Team von Aloe Invo Center im Marktgebäude San Fernando de Maspalomas (jeweils mittwochs und samstags) zur Verfügung. 

Mehr Informationen: www.aloe-canarias.de

Verweise
1)Ministerium für Industrie, Energie und Tourismus aus dem Jahr 2016
2)Die Fakten aus dem gegenständlichen Bericht stammen von der Studie der Universität von La Laguna de Tenerife „Aloe Vera: the forgotten and profitable agro-industry“ von Judit Morales Álvarez und Ángel Mora González vom 8. Juni 2017
3)WHO und das amerikanische National Institutes of Health (NHI) 
4)Studie der Universität Stuttgart CVUA „Anthranoide, 2017“ - Aloine haben stark abführende Wirkung und wie Studien3) zeigen, soll diese auch krebserzeugende Wirkung haben. Daher ist beim Verzehr höchste Vorsicht geboten! Bei der industriellen Produktion wird diese Blattoberschicht mit höchster Sorgfalt abgetrennt. Bei selbst gewonnenen Produkten liegt der Aloinwert im Vergleich zu industriell hergestellten Produkten um das zehnfache höher!
5)C.R.A.E. Consejo Regulador de Cultivo Ecológico de Canarias;
6)Verein für Konsumenteninformation VKI;