Ausgabe Nr.
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J M upload 13.12.2018, Viva Edition 32 | Print article

Ihre Stromrechnung - Sie verstehen nur „spanisch“?

Auch in Spanien sind die Strompreise in den letzten Jahren stark gestiegen und erreichen nicht selten schmerzhafte Grenzen. Immer öfter fragen sich deshalb viele Menschen, was denn da eigentlich alles berechnet wird? Vieles auf der Stromrechnung wird recht kryptisch beschrieben und kommt uns unter Umständen „Spanisch“ vor. Dipl. Ing. Uwe Schmid, Geschäftsführer der Soloconsol Energia Solar S.L. hat sich freundlicherweise bereit erklärt, für Viva Leser ein wenig „Licht ins Dunkel“ zu bringen.

Zwar ist der Strommarkt auch in Spanien bzw. den Kanaren liberalisiert worden, was dem Verbraucher zumindest theoretisch die Möglichkeit bietet zu anderen Stromanbietern zu wechseln. Da die elektrischen Netze der verschiedenen kanarischen Inseln jedoch weder miteinander (Ausnahme Fuerteventura und Lanzarote) noch mit dem spanischen Festland verbunden sind und auf den Kanaren einzig die Endesa S.A. größere Kraftwerke zur Stromerzeugung betreibt, ist sie faktisch der einzige wirkliche Stromerzeuger auf den Kanaren. Daher nehmen wir eine Endesa-Rechnung als Muster für nachfolgende Erläuterungen.

„Datos del cliente“

Hier befinden sich die Kundendaten (Name, Adresse, Steuernummer). Der Punkt „Potencia contratada“ zeigt die maximale Leistung an, die vertraglich abgeschlossen wurde wie z. B. 3,3 kW (3.300 Watt) bzw. 5,0 kW (5.000 Watt) bei neueren Anschlüssen. Das bedeutet, dass wenn beispielsweise der E-Herd (ca. 1.500 Watt), Boiler (ca. 1.500 Watt) und Waschmaschine (ca. 1.200 Watt) gleichzeitig laufen und dann vielleicht noch der Kühlschrank anspringt, die Sicherung fliegen kann, da die maximale Leistung überschritten wurde.

„Resumen de la factura“

In diesem orangefarbenem Kasten ist eine Zusammenfassung der Rechnung zu sehen, also die Verrechnungsperiode, das Rechnungsdatum sowie in fetter Schrift der zu zahlende Betrag und darunter das Fälligkeitsdatum.

CONSUMO ELÉCTRICO

Hier ist der Verbrauch zu sehen. Anzumerken ist, dass Endesa bisher zwar monatlich eine Rechnung schickte, aber nur alle zwei Monate abgelesen hat. Das bedeutet, dass für die „Zwischenmonate“ der Verbrauch geschätzt wurde. „Lectura Real“ zeigt das Datum der Ablesung und „Lectura Estimada“ das Datum der Schätzung. Die Differenz aus beiden Zahlen zeigt den monatlichen Verbrauch, in unserem Fall 142 kWh (Kilowattstunden). Anm.: Ab 1. April wird die Rechnung immer die Daten des tatsächlichen Verbrauchs ausweisen, dafür nur alle zwei Monate zugestellt. FACTURACIÓN

Hier wird der zu zahlende Betrag der Rechnung näher aufgeschlüsselt.

• „Facturación del consumo“ - Abrechnung des Verbrauchs:

Hier werden die monatlich verbrauchten bzw. geschätzten Kilowattstunden aufgelistet und mit einem Preis pro Kilowattstunde multipliziert. In Spanien liegt dieser derzeit bei 0,150938 Euro. In diesem Preis pro Kilowattstunde sind verschiedene Kostenblöcke beinhaltet (siehe Aufstellung „Aufschlüsselung der Kosten pro Kilowattstunde).

„Potencia“ - Leistung:

Damit verrechnet uns der Stromanbieter den Service, uns den Strom quasi zu unserem Haus zuzustellen. Je höher der Wert der „Potencia contratada“ ist, desto höher ist dieser Betrag. Derzeit werden ca. 0,06 Euro pro Tag und Kilowatt Leistung berechnet.

• „Impuesto electricidad“ - Stromsteuer:

Hier handelt es sich um die Steuer auf den verbrauchten Strom.

• „Alquiler de equipos eléctricos“ - Miete für elektrische Ausstattung:

Damit ist die Miete für den Stromzähler gemeint. Dieser ist Eigentum der Stromgesellschaft Endesa S.A..

• „IGIC“ - Kanarische Mehrwertsteuer:

Auf die Summe der oben erwähnten Positionen wird die kanarische Mehrwertsteuer (Impuesto General Indirecto de Canarias) erhoben. Anm.: Da zuvor schon die Stromsteuer berechnet wurde, zahlt man also Steuern auf Steuern.

AUFSCHLÜSSELUNG DER KOSTEN PRO KILOWATTSTUNDE

• Reale Kosten: Etwa die Hälfte dieses Betrags machen die realen Kosten der Stromerzeugung aus (ca. 0,08 Euro). Der Rest ist für eine Vielzahl anderer Positionen, die uns gar nicht bewußt sind so wie z. B. „Peajes de acceso“ (die Erschließungsgebühren), die vom Staat und nicht vom Stromerzeuger festgelegt werden.

• Konzessionsabgaben: Diese machen etwa 30 Prozent dieser „Peajes de acceso“ aus und sind für die großen Kraftwerksbetreiber (Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke) in Spanien. Die fünf größten Stromerzeuger heißen Endesa, Iberdrola, Eon, Gas Natural Fenosa und Hidrocántabrico.

• Vergütungen für Erneuerbare Energien (wie Solar- und Windenergie). Diese betragen auch in etwa 30 Prozent dieser Position und gehen an die Besitzer dieser Anlagen.

• Subventionen für Gebiete außerhalb des spanischen Festlands. Hier werden benachteiligte Regionen wie z. B. die Kanaren, Ceuta und Melilla subventioniert. Im Jahr 2012 betrug dieser Betrag 1,3 Milliarden Euro - geht letztendlich an Endesa und subventioniert das Verbrennen von Öl zur Stromerzeugung.Diese Position beträgt 7,2 Prozent.

• Energietransport deckt die Kosten zur Erhaltung des elektrischen Netzwerks (Übertragungsnetze vom Kraftwerk bis zum Haus) und geht an den Netzbetreiber, dem sogenannten REE (Red Eléctrica de España). Diese Kosten haben einen Anteil von ca. 10 Prozent.

• Nukleartilgung: In den 80er Jahren wurde in Spanien zweitweise der Bau neuer Kernkraftwerke unterbrochen, nachdem es in den USA zu schweren Unfällen gekommen war. Durch diese Unterbrechung kam es zu finanziellen Ausfällen der Kraftwerkbetreiber die nun noch immer abbezahlt werden. Der Anteil beträgt etwa 1 Prozent.

• Andere kleinere Positionen: 10 Prozent.

WISSENSWERTES TEUERUNG

Vom billigsten zum teuren Strom? Residente, die schon länger auf den Kanaren leben, werden wissen, dass der Strompreis in den letzten Jahren kontinuierlich und zudem sehr stark gestiegen ist. Konkret ist in den letzten sechs Jahren der Strompreis in Spanien um 70 Prozent gestiegen.

War der Strom hier im Jahr 2006 noch einer der billigsten in Europa, ist er jetzt mit der teuerste. Betrachtet man den reinen Strompreis ohne Steuern ist allein in Irland und auf Zypern der Strom noch teurer als in Spanien. Für diesen starken Anstieg werden von den fünf großen Stromerzeugern gerne die Erneuerbaren Energien, vor allem die Solarenergie als Ursache angegeben. Wie zuvor gesehen werden auch tatsächlich die Vergütungen der Solarenergie mit der Stromrechnung gezahlt und richtig ist auch, dass diese in den letzten Jahren gestiegen sind.

Allerdings macht dieser Teil (ähnlich wie in Deutschland übrigens) nur ca. 13 bis 14 Prozent der Rechnung aus und ist somit deutlich weniger stark gestiegen als der Rest der Rechnung. Warum also der Strom soviel teurer geworden ist hat hauptsächlich andere Gründe, aber das ist ein umfangreiches Thema das ein anderes Mal betrachtet werden kann.

KONTAKT

Dipl. Ing. Elektrotechnik Uwe Schmid
Geschäftsführer der Firma
Soloconsol Solar Energia S.L., Las Palmas de Gran Canaria
Tel.: 928 263 910, Mobil: 691 224 488
Email: info@soloconsol.com
www.soloconsol.com