Ausgabe Nr.
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J M upload 02.03.2022, Viva Edition 185 | Print article

Demontage der Raffinerie in Santa Cruz de Tenerife

Die EU hat zur Erreichung der Klimaneutralität das Jahr 2050 festgelegt und die Energietransformation zu sauberen und/oder erneuerbaren Energien ist dabei ein wesentlicher Schritt. Und in diesem Bereich ist Spanien bereits auf gutem Weg, dank der Solaranlagen und Windparks.1)

Eine wichtige Säue dieser Transformation ist der Verkehr, doch der spanische Fuhrpark zählt mit durchschnittlich 13 Jahren zu dem ältesten Europas. Das der Verkehr kurzfristig auf E-Mobilität umschwenken kann ist schon allein aufgrund der erforderlichen, aber fehlenden, Infrastruktur nicht möglich.

Gemäß Bericht vom 1. Februar 2022 der spanischen Raffinerieproduzenten AEOP2) ist im Vorjahr der Kraftstoffverbrauch um 13,9 % im Vergleich zu 2020 gestiegen. Währen der Benzinverbrauch um 5,6 % zunahm, ist Diesel mit -0,4 % leicht rückläufig.

Die Gesamtproduktionsmenge (Repsol, BP, Saras, Eni, Cepsa und Galp) lag im Jahr 2020 bei 66,5 Mio. Tonnen, also erstmals seit 2013 gab es einen Rückgang (-3,2 %). Auch die Exporte sind mit 1,7 Mio. Tonnen leicht zurückgegangen.

Spanien muss sich zur Deckung des Erdöl- und Erdgasbedarfs trotz der sich aufgrund des Kriegs in der Ukraine zuspitzenden geopolitischen Lage zwar keine Sorgen machen, jedoch wird der erwartete Preisanstieg am Weltmarkt auch hier spürbar sein.

‚Grünes Versprechen‘

Raffinerien gewöhnen sich langsam daran, ihr ursächliches Portfolio mit weiteren Geschäftsfeldern zu erweitern. Dem Zeitgeist entsprechend setzen immer mehr Raffinerien in die Produktion von sogenannten Ökokraftstoffen (Eco Combustibles3)). Diese haben u. a. den Vorteil, dass der Erdölverbrauch sinkt und durch die Nutzung von Abfällen die Kreislaufwirtschaft angestoßen wird. Dabei werden neue Arbeitsplätze geschaffen und Spanien ist in diesem Bereich schon seit Jahren tätig. Mit dieser Art Kraftstoffen könnten die CO2-Emissionen stark reduziert werden - einem äquivalent von 50 Mio. E-Fahrzeugen.

Älteste Raffinerie in Santa Cruz de Teneriffa

In Spanien existieren neun Raffinerien. Die älteste davon ist von Cepsa4) in der Hauptstadt von Santa Cruz de Tenerife (siehe Foto 01). Im Jahr 1930 erwarb das Unternehmen, ein Jahr nach seiner Gründung, dazu ein Grundstück an der Küste (Fincas der Familien Pepe Concha und Las Monjas), zum Preis von 2,30 bis 3,75 Peseten pro Quadratmeter. Schnell expandierte es auf etwa 500.000 qm und avancierte bald zur produktionsstärksten Raffinerie Spaniens.

Übrigens: Das Haus Franke aus Bremen beantragte am 18. Februar 1906 die Betriebsgenehmigung für Gas und erhielt diese für 75 Jahre. Als Gaswerk Santa Cruz de Tenerife AG produzierte und versorgte das Unternehmen die Stadt von ihrem Hauptsitz aus in Llano de los Molinos. Die Gasfabrik auf Teneriffa existierte von 1907 - 1975 (siehe Foto 02).

Paukenschlag: Im Jahr 2018 kündigte Cepsa schließlich an, nachdem die Raffinerie bereits vier Jahre lang kein Öl verarbeitet hat, den Betrieb auf Teneriffa einzustellen und die Anlage abzubauen. Das Unternehmen setzt sein Engagement3) vermehrt in nachhaltige Initiativen und das gegenständliche Projekt ist eines davon. Torres würdige diesen Schritt als wichtigen Beitrag des Transformationsprozesses im Rahmen der „Agenda Canaria de Desarrollo Sostenible 2030“ und den Beitrag, den das Unternehmen im Laufe seines 90-jährigen Bestehens in der Absicherung der Energieversorgung für die Insulaner geleistet hat.

Hauptstadt  im Wandel

Das gesamte neue Areal hat die Größe von etwa 80 Fußballfeldern. Entstehen sollen ein begrüntes Erholungsgebiet und Wohnungen (etwa 41 % der Fläche), das in der öffentlichen Hand bleiben wird. Bereits jetzt hat sich die Umweltbelastung durch Feinstaubemissionen deutlich verbessert, so Torres.

Am 28. Januar 2021 traf sich Kanarenpräsident Víctor Ángel Torres mit dem Cepsa Vertreter Maarten Wetselaar, um die Deinstallation zu besprechen. Die Geschäftslizenz unterliegt gemäß dem Bebauungsplan und ein weiterer Betrieb war ohnehin ausgeschlossen (Plan General de la ordenación de terrenos).

Die Demontage soll in vier Phasen bis 2025 erfolgen. Während der schrittweisen Außerbetriebnahme soll zu jeder Zeit die Energieversorgung der Insel sichergestellt werden. Demnächst wird mit der Entfernung und Wiederherstellung des Grundes (Merox) begonnen und danach die Zone rund um die Rohöltanks. Ein neues Tanklager soll im Hafen von Granadilla entstehen, wofür Cepsa bereits die Konzession in Händen hält. 

In der zweiten Phase wird mit dem vollständigen Abbau der Anlage und die Sanierung des Geländes fortgesetzt. 

Danach entstehen die Bepflanzung der Grünzonen sowie der Start zum Bau der Wohnungen.

Die Kosten für dieses Projekt übernimmt im Prinzip das Unternehmen Cepsa, denn es behält 33 % der Anteile. Auf 1,1 Quadratkilometern wird eine moderne urbane Stadtzone entstehen, das Hotels, Wohnungen, Geschäfte und Parks umfasst (siehe Skizze vorige Seite).     jm

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Verweise & Quellen:

1)Viva Canarias Nr. 173 vom 27.2.2021 „Spanien Topp bei erneuerbaren Energien, Windkraftenergie im Kampf gegen CO2 Emissionen“

2)Spanischer Verband der Erdölproduktbetreiber (Asociación Española de Operadores de Productos Petrolíferos)