Ausgabe Nr.
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J M upload 12.08.2018, Viva Edition 122 | Print article

Ökofinca Veneguera Mogán – Innovationspreis für Lopesan

Yerou Lobo, Lopesan Manager Agrikultur und Isabel Jorge, Public Relations

Vor einem Jahr hörte ich zum ersten Mal den Namen Finca Veneguera. Dieser Betrieb spendet nämlich wöchentlich etwa 250 Kilogramm Lebensmittel an Organisationen für Bedürftige, wie z. B. der Banco de Alimentos. Somit waren das in Summe 2016 5.500 Tonnen. Das ist mir sehr wohlwollend ins Auge gesprungen und das verdient eine Erwähnung. 

Am 24. Juni 2018 nahm zudem der in der Lopesan Gruppe verantwortliche Manager für Agrikultur, Yerou Lobo, einen Preis der Inselregierung entgegen. Konkret wurde Lopesan für die Arbeit, die sie im Rahmen dieses Projekts leisten, nämlich Schutz und Erhalt der Landschaft sowie die Förderung der Landwirtschaft, gewürdigt. Das klingt nach viel Bla Bla, doch das Projekt ist wirklich interessant und hat Hand und Fuß. Daher entführe ich Sie nunmehr in den Südwesten von Gran Canaria in das Gemeindegebiet von Mogán, um Ihnen dieses ambitionierte Projekt von Lopesan vorzustellen. 

Gut Ding braucht Weile & starke Nerven

Murpheys Law schlug in diesem Fall wahrlich zu und so musste ich den Termin mehrmals verschieben. Am 27. Juni war es endlich soweit. An einem sehr, sehr heißen, vom Calima mit Sand versetzter Luft,  fuhren wir nach Mogán und auf dem Weg bedankte ich mich beim Universum (oder wer immer dafür verantwortlich ist), dass es heutzutage Klimaanlagen in Autos gibt. 

Treffpunkt war ein großes Eisentor an einem Kreisel in Playa de Mogán und ich dachte mir, wie sollen wir das nur finden. Aber die Realität demonstrierte uns auf gigantische Weise, dass man dieses Tor nicht übersehen kann, man könnte es höchstens aufgrund der Breite und Höhe nicht mehr als eine Einfahrt wahrnehmen. Weil bekanntlich Murpheys Gesetz immer für mehrere Faux Pas hintereinander sorgt, haben wir uns gleich auch noch 20 Minuten verspätet. Demütig schritt ich in Begleitung meines Fotografen Eric durch das Tor und war gefasst auf einen Schwall an Vorhaltungen. Doch das Gegenteil traf ein: lächelnd und charmant trat man uns gleich entgegen und freute sich, uns (endlich) zu sehen. Mir fiel ein Stein von Herzen und meine Laune stieg auf das Niveau der Temperatur an diesem Tag. Wir stiegen in den Geländewagen von Yerou Lobo ein und fuhren in Begleitung der Presseverantwortlichen Isabel Jorge los (siehe Foto oben).

Fernblick und endlose Kurven

Yerou entschuldigte sich vorab bei uns, dass er aus terminlichen Gründen höchstens eineinhalb Stunden für uns Zeit habe. Etwas vorschnell meinte ich, dass dies für gewöhnlich mehr als ausreiche. Welch ein Irrtum, wie sich später herausstellen würde.

Wir fuhren entlang einer stetig steigenden kurvenreichen Straße, vorbei an einer Art ‚Mondlandschaft‘ während Yerou uns Hintergrundinformationen zu diesem Projekt gab. Die Strecke schien schier endlos zu sein und langsam dämmerte mir die Dimension dieses Projekts und wie groß 2.800 Hektar Land sind.

Das riesige Eisentor in der Ortschaft von Puerto de Mogán sei für gewöhnlich geöffnet. Jetzt während der Bauphase ist es aus Sicherheitsgründen geschlossen. Wenn alles fertig ist, dann wird die Finca Veneguera für jedermann zugänglich sein. Die Straße wurde auf eigene Kosten neu asphaltiert. Links und rechts säumen frisch gepflanzte Olivenbäume die Strecke - alle vier Meter (!) 1.600 Bäume wurden bereits gepflanzt und es werden noch viele folgen. Gleichzeitig wurden alte und eingetrocknete (nutzlose) Pflanzen entfernt. Die einzelnen Bougainvilleas zählen zu diesen Pflanzen (so wurde mir erklärt). Sie verbrauchen enorm viel Wasser und verursachen zudem extrem viel ‚Mist‘. 

Nach etwa zehnminütiger Fahrt kamen wir zur ersten der fünf Fincas, die in diesem Projekt „Costa Canaria de Veneguera“ zusammengefasst wurden. Über Jahrzehnte wurde diese Gegend von etwa 3.000 hiesigen Kleinbauern bewirtschaftet, dann kam die Krise und einige Jahre lagen  diese Ländereien im Besitz der Banco Santander. Wie immer, wenn etwas nicht betreut wird und brach liegt, hinterlässt das Spuren. Dieser Stillstand hielt bis 2014 an, als Lopesan das Areal als Mehrheitseigentümer erwarb und gemeinsam mit 120 kanarischen Landwirten der Finca Veneguera zu neuem Glanz verhelfen möchte. Zu der bisher 57 Hektar bewirtschafteten Fläche haben sich in den letzten drei Jahren 9,4 Hektar dazu gesellt.

Adaption: Aus 'Alt mach Neu'

Die erste Station ist bereits ‚fertig adaptiert‘. Damit ist gemeint, dass Unrat und Unkraut beseitigt wurde und neue Pflanzen eingesetzt wurden. Es findet eine Art Transformation zur ‚neuen Art der Landwirtschaft nach traditioneller Methode‘ statt. Das klingt ambivalent – neu nach alt? Damit ist beispielsweise gemeint, dass die Landwirtschaft ohne unschöne Abdeckungen erfolgt, alte Blätter und unschöne Leitungen entfernt werden etc. Auch die Einzäunungen sollen sich harmonisch in die Natur integrieren.

Die Agrarwirtschaft soll in der traditionellen Form geschehen, das ist zwar etwas teuerer, zahlt sich aber hinsichtlich des schönen Landschaftsbildes absolut aus. Von überall bietet sich ein herrlicher Aus- und Fernblick auf den Barranco oder das Meer. Wir kommen im Zuge unserer Führung an ein Gebäude, wo etwa 2.000 Jungbäume (Pitaya, Lyches, Granatbäume, Pitahaya etc.) nur darauf warten endlich in die Erde gepflanzt zu werden. Das soll in diesen Tagen geschehen doch aufgrund der extremen Temperaturen des wütenden Calima-Windes musste man noch etwas abwarten.

Eines Tages sollen Gäste herkommen und die Landschaft genießen, Einheimische wie Touristen. Wir laden Sie ein, die Gegend zu erkunden, zu wandern, die kanarischen Produkte in ihrer freien Natur zu ‚erleben‘, aber auch zu genießen. Kosten wird erlaubt sein. Angebaut werden auf der Finca Veneguera u.a. Mangas, Avocados, Bananen, Zitrusfrüchte, Ananas, Granatäpfel, Limetten, Oliven, Kräuter und Gemüse. Geplant ist zudem 1.360 Weinreben der Sorte Malvasia anzupflanzen.

Autark mit Wasser und Strom

Ökofinca und saubere Energie

„Die Gegend liegt im regenarmen Südwesten von Gran Canaria und zum Glück zählen fünf eigene große Wasserspeicher (Pozos) zum Anwesen. Diese wurden neu abgedichtet und die Leitungen neu verlegt, um den Wasserschwund zu verringern und so können sie sich völlig autark vom öffentlichen Wassernetz versorgen. Ziel ist es, im Endausbau die Finca mit höchst möglicher Effizienz zu bewirtschaften. Schließlich soll sie sich irgendwann selbst tragen, sprich rechnen. Das verstehen wir unter Nachhaltigkeit“, erklärt Yerou.

Paradox: Die kanarische Sonnensteuer (!)

Lopesan‘s Vision ist die Finca Veneguera eines Tages als Ökofinca und zu hundert Prozent mit erneuerbaren Energien zu betreiben und falls möglich völlig autark. Die Installation von riesigen Solaranlagen steht noch an, denn der Weg war keinesfalls leicht. So paradox es klingen mag, auf den Kanaren gibt es eine Art „Sonnensteuer“ für jene, die mit Solarenergie arbeiten möchten. Damit soll angeblich die Infrastruktur der öffentlichen Versorgung bezahlt werden (Achtung: Diese erfolgt größtenteils durch Importe von Öl! Die Ölkonzerne und ihre überaus ‚guten Verbindungen‘ haben es möglich gemacht. Den Rest können Sie sich wahrscheinlich denken.) 

Lopesan - der Name bringt nicht immer Vorteile

Ein Teil der Finca Veneguera befindet sich im Naturschutzgebiet „Parque Rural del Nublo“, weshalb sehr strenge Umweltauflagen zum Tragen kommen. Und obwohl keinerlei Neubauten gemacht werden und man sich verpflichtet habe, lediglich zu restaurieren und herzurichten, scheinen Teile der Bevölkerung und Umweltorganisationen dem nicht Glauben schenken zu wollen. Der Name Lopesan ruft die Skeptiker automatisch auf den Plan und so ist man neben der Koordination der Landwirte und Handwerker immer wieder mit administrativen und behördlichen Belangen beschäftigt. Wöchentlich gehen neue An- und Nachfragen ein. Das kann schon sehr nervenaufreibend, wenn nicht frustrierend sein, wie wir erfahren.

Herr Lopesan ist die treibende Kraft für die Umsetzung dieses seines Herzensprojekts und so ist er regelmäßig persönlich vor Ort, um die Fortschritte zu beäugen und sich mit den Verantwortlichen auszutauschen. „Er ist ein aktives Mitglied“ wie wir von den beiden erfahren. Überall sieht man die Menschen fleissig arbeiten. In Anbetracht der vorherrschenden Temperaturen ziehe ich respektvoll den (imaginären) Hut. Die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Dann soll die Finca Veneguera als Pionier auf den Kanaren hundert Prozent ökologisch mit sauberen Energien und nachhaltig betrieben werden und zugleich ein Ausflugsziel für Einheimische und Touristen sein, die die Natur genießen möchten. Schon jetzt sind neben dem Bauteam vierzig Bauern aus der Gegend fix beschäftigt und die Zahl wird steigen. Wir bleiben am Ball und freuen uns, Sie über die Fortschritte der Finca Veneguera auf dem Laufenden zu halten.

Infokasten

Um den Namen Lopesan kommt man auf Gran Canaria nicht herum. Es ist ein Bauunternehmen zu dem  19 Hotels in vier Ländern sowie einige Einkaufszentren und Golfplätze zählen. Der Eigentümer meidet die Öffentlichkeit und so bleibt sein Privatleben ein gut gehütetes Geheimnis. Eustasio López, geboren im idyllischen Städtchen Agüimes, ist einer der beiden Kanarier, die es zu den reichsten Spaniern auf der Forbes-Liste1) schafften. Sein Vermögen bzw. das der ganzen Familie wird auf 650 Millionen Euro geschätzt und somit rangiert Lopesan auf Platz 16. Die richtige Idee zum richtigen Zeitpunkt ist wohl eine der Schlüsselfaktoren für einen Mega-Erfolg und natürlich dürfen Kontakte, Visionen und Pioniergeist nicht fehlen.

Finca Veneguera – innovatives Projekt von Lopesan