In den einsamen Palmenhainen von El Ingenio bei Santa Lucía wohnen seit Jahrzehnten Hippies. Höhlen, Baumhütten, verborgene Quellen, Felsbrocken, wie von Geisterhand platziert, sind die perfekten ‚Zutaten‘ einer kanarischen Herbstwanderung!
Wir starten unsere Tour im Bilderbuchdorf Santa Lucía, inmitten des gigantischen Tirajana-Kessels. Der alte Camino Real schlängelt sich zum Barrancobett, wo die stolzen kanarischen Dattelpalmen (phoenix canariensis) dichte Palmenhaine bilden und ihre Kronen ausladend gen Himmel recken. Quellen und der Schatten auf dem Grund der Schlucht bieten eine Erfrischung. Das Wasser speist den Bambus- und Weidenhain, der einen ganz eigenen Duft versprüht.
Grün ist z. Zt. die dominante Farbe, aber auch Lila schmeichelt unserem Auge. Die Landschaft bietet zerklüftete Bergkämme am Horizont und sie erstrahlen nach dem ersten Herbstregen im bunten Reigen aus blühendem Lavendel, Salbei und Krummblüte.
Der kanarische Winter hängt zwar in der Luft, aber die Baumhütten inmitten der Palmen entführen uns in die Tropen.
Zweihundert Meter weiter steht hoch oben auf der Felswand die verlassene Wassermühle Molino de Cho Cabello. Hier bietet sich ein grandioser Blick auf die schroffen Windungen des Amurga-Massivs. Auch die alte Mühlenwohnung ist von Hippies bewohnt. Ein Wanderweg schraubt sich den Hang hinauf und führt zum Weiler Ingenio. Der Ortsname kommt vom portugiesischen „engenho“: Zuckerfabrik. Nach der spanischen Eroberung war die Zuckerkultur die wichtigste Wirtschaft und in El Ingenio de Santa Lucía gab es solch eine Zuckerfabrik.
Die nächste Strecke führt uns, an einem mit verwilderten Getreideterrassen bedeckten Bergrücken entlang, zur letzten Festung der Ureinwohner: La Fortaleza de Ansite. Es gibt aber auch Archäologen, die behaupten, dass die Schlacht von Ansite nicht am großen festungsartigen Felsen stattfand, sondern oben auf dem Amurga-Massiv. Am Endziel erwartet uns ein spiegelglatter Stausee, noch mehr Palmen und, ....eine extrem urige Bar!
Sofie Hendrikx