Ausgabe Nr.
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J M upload 27.03.2019, Viva Edition 150 | Print article

In Freiheit: Lear Ara

Vor sechs Jahren hat die brasilianische Regierung der Loro Parque Stiftung zwei Paare der kritisch gefährdeten Lear Aras (Anodorhynchus leari) überlassen mit der Bitte sie zu züchten und so die Art vor dem Aussterben zu retten. Die Arbeit der Experten ist weltweit anerkannt und im November 2016 entführten wir Sie in die 30.000 qm Große Zuchtstation auf Teneriffa.1) Es gelang den Wissenschaftlern des Loro Parque binnen sechs Monaten die Papageien zur Fortpflanzung anzuregen. Inzwischen wurden dort 30 Exemplare aufgezogen. Das Ziel der Stiftung ist es, die Tiere letztendlich dem natürlichen Lebensraum zuzuführen und so die Nachhaltigkeit der Arbeit zu garantieren. 15 Exemplare wurden in die ursprüngliche Heimat zurückgeschickt, wovon 9 am nationalen Aktionsplan zum Erhalt der Art teilnehmen und so der Bestand spürbar vergrößert werden konnte.

Vorigen August wurden weitere sechs Lear Aras, die in der Anlage der Loro Parque Fundación geboren wurden, im Rahmen der Arbeit „ex situ“ nach Brasilien gebracht und in ihrem natürlichen Lebensraum ausgewildert. Die Tiere haben die erste Anpassungsphase in einer großen Freiflugvoliere in der genau gleichen Artenökologie verbracht. So konnten sie sich in ihrem natürlichen Umfeld die Geräusche der Natur und die Lebensbedingungen kennenlernen. Das Team sorgte dafür, dass die Vögel sich daran gewöhnen die Früchte der Licuri-Palme zu fressen, von der sich die Art ernährt. Bisher wurden sie mit weicherer Nahrung gefüttert. Zudem mussten sie lernen ihren Wasserhaushalt durch die Palmfrüchte zu decken und nicht Wasser aus dem Spender zu trinken. Das Team versuchte zudem ihre kardio-respirative Kapazität zu erhöhen und sie zu trainieren auf Geräusche möglicher Jäger zu achten.

Ein Exemplar der sechs Papageien war am entschlossensten und verließ als Erster das ‚soft release‘-Gehege, um die Gegend neugierig zu inspizieren. Zur Sicherheit wurde er bei den ersten Flügen mit einem Ortungsgerät versehen, das die Bewegungen registrierte. Nachdem es die Entfernungen wunderbar gemeistert hatte und sicher zum Gehege zurückkam (Foto 02), wurden auch die Türen der anderen Tiere geöffnet. Auf nahegelegenen Palmen hat das Team große Rationen Licuri-Früchte hinterlegt, um zu vermeiden, dass die Tiere, während ihrer ersten Erfahrungen in dem neuen Umfeld, auf der Suche nach Nahrung große Anstrengungen unternehmen müssten. Danach trauten sich auch die anderen das Gehege zu verlassen (Foto 03). Inzwischen haben sich die Tiere an die harten Lebensbedingungen in ihrem natürlichen Lebensraum in der Caatinga gut angepasst und fliegen bereits durch die Wälder. Dieses wichtige Projekt der Loro Parque Stiftung hat bewirkt, dass der Gefährdungsgrad auf der Roten Liste der Internationalen Union zum Erhalt der Natur (UICN) von „kritisch gefährdet“ in „gefährdet“ heruntergestuft werden konnte. Die Tiere werden weiterhin von den brasilianischen Wissenschaftlern vor Ort beobachtet. Federführende des Projektes ist die Biologin Erica Pacífico, Generaldirektorin des Auswilderungsprojekts, die in direkter Verbindung mit den Experten der Loro Parque Fundación steht, die den Entwicklungsprozess aufmerksam mitverfolgen.

1)Viva Nr. 107 vom 18.11.2016 - Zuchtstation der Loro Parque Stiftung - mit Herz und Hirn Papageien-Zuchtstation par excellence (Loro Parque Teil 2)