Ausgabe Nr.
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J M upload 27.03.2019, Viva Edition 150 | Print article

Käsefest in Santa Maria de Guia im April 2019

Santa María de Guía, die Hochburg des ursprungsgeschützten Blütenkäses „Queso de Flor de Guía“, feiert im April und Mai seine berühmte Käsefiesta. Grüne Weiden, fruchtbare Äcker und bizarre Strände bieten eine abwechslungsreiche Landschaft. Das pittoreske Hauptstädtchen wurde aufgrund der vielen historischen Gebäude 1982 zum „Monumento Histórico Artistico“ erklärt.

Nächstes Wochenende lohnt ein Ausflug in das entzückende Santa María de Guía doppelt. Das ansonsten verschlafene Hauptstädtchen der gleichnamigen Gemeinde ist ein von Touristen noch nicht entdeckter Geheimtipp, obwohl die schöne Altstadt ein Paradebeispiel für kanarische Architektur ist - egal durch welche Gasse man schlendert.

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen den Gebäuden des einfachen Volkes (arquitectura popular) und den Herrschaftshäusern (señoral). Letztere haben an ihrer Frontseite in der oberen Etage über dem Eingang ein Fenster oder eine Tür mit Zierleiste und manchmal noch einen Balkon. Typisch ist die Symmetrie und daher ist die Eingangstür normalerweise immer in der Mitte angesiedelt. Über einen Flur gelangt man in den zentral gelegenen Innenhof bzw. Lichthof, der meist üppig mit Pflanzen versehen ist. In unmittelbarer Nähe zum Rathaus und der Kirche sind  viele Beispiele dieser herrschaftlichen Residenzen zu sehen. Im oberen Teil der Stadt finden Sie hingegen die einfachen Häuser mit geradezu anarchisch angeordneten Fenstern (groß und klein) mit Wasserspeiern und viele sind mit Dachziegeln abgedeckt.

Kirche und Kammer der Virgen de Guía

Das Zentrum von Santa María de Guía bildet die neoklassizistische Kirche mir den markanten zwei Türmen aus dem 18. Jhdt., die bedeutende sakrale Kunstwerke beherbergt, beispielsweise die Schutzheilige Ntra. Sra. de Guía von dem weit über die Gemeindegrenzen bekannten Bildhauer José Miguel Lujan Pérez (1756 - 1815). Die Guienses zollen der Virgen ihre Ergebenheit schon seit der Eroberung und angeblich habe die Virgen ihren heutigen Bestimmungsort selbst auserwählt. Eigentlich hätte sie in Agaete thronen sollen, doch als die Menschen Santa María de Guía passierten, wurde der Legende nach die Skulptur derart schwer, dass man sie kaum bewegen konnte und in Agaete wieder ‚federleicht‘. Die gottesfürchtigen Menschen verstanden diesen ‚Wink‘ und so steht sie heute nicht in Agaete, sondern im Templo Matriz de Santa María de Guía.

Wenig bekannt ist, dass man 1960 die Kammer der Schutzheiligen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat - ähnlich jener der Virgen de Pino in der Basilika von Teror. Die Camarín de la Virgen de Guía ist ebenfalls im Mudjéhar-Stil erbaut und beinhaltet Gewänder, Schmuck, Goldschmiedearbeiten, Banner, Messgewänder, Skulpturen etc. Geöffnet: Mi. und Sa. von 10.00 bis 14.00 Uhr.

Gegenüber der Kirche gibt es ein weiteres historisches Juwel der Stadt und zwar die Casa de Los Quintana aus dem 17. Jhdt. Ein Highlight ist der Holzbalkon im kanarischen-mudéjar-Stil. In den letzten Jahren wurde unübersehbar viel investiert und renoviert, wie anhand der Fassaden und der neuen Wege in der Altstadt nicht zu übersehen ist.

Neben dem Bildhauer entstammt der Gemeinde eine weitere bedeutende Persönlichkeit, den kanarischen Schriftsteller, Chronisten, Komponisten und Architekten Néstor Álamo (1906 - 1994), der sich vor allem mit der kanarischen Kultur und Volksmusik auseinandersetzte. Von seinen 43 Kompositionen ist wohl „Sombra del Nublo“ das Bekannteste. Das Geburtshaus dieser facettenreichen Persönlichkeit wurde liebevoll restauriert und als Museum eröffnet und beherbergt auch die Touristeninformation. Eine Gedenkstatue steht zudem neben dem Kolumbushaus in der Altstadt Vegueta.

Neben den Holzschnitzereien und Korbwaren ist Guía vor allem für die jahrhundertelange Handwerkskunst der Kanarischen Messer3) (Cuchillo canario) bekannt. Die Messer mit den optisch ansprechenden Griffen sind ein beliebtes Souvenir und auf allen anspruchsvollen Märkten mit Kunsthandwerk zu finden.

Käse und Wein, ein Fest für den Gaumen

Wenn Liebe durch den Magen geht, dann werden Sie sich in Guía neu verlieben, denn es ist die Hochburg des ursprungsgeschützten Käses „D. O.P. Queso de Flor de Guía“2). Dieser wird noch genau so hergestellt, wie vor 400 Jahren und unterliegt strengen Herstellungskriterien.

Mindestens sechzig Prozent der Milch müssen von hiesigen Schafen der autochthonen Rassen („Oveja Canaria“) stammen. Zudem dürfen sie nur auf bestimmten Wiesen in den Gemeinden Moya, Gáldar und Santa María de Guía weiden. Toleriert wird höchstens, wenn die Tiere zum Übernachten in die Ställe geführt werden. Als Lab werden getrocknete Blütenblätter der wilden Artischocke verwendet, die dem Käse mitunter diese zartbittere Note verleihen. Der  kanarische Blütenkäse erreicht regelmäßig beim World Cheese Award Top Platzierungen.

Dem kulinarischen Stolz der Bewohner wird alljährlich beim großen Käsefest gebührend Tribut gezollt. Die Kreativität hält auch in der Küche Einzug und so bieten sich ungewöhnliche, doch deliziöse Kreationen, wie z. B. Lutscher mit Käse und Papaya, Käseschaum mit Joghurt und Erdbeeren und Kaffee aus Agaete oder Trüffel und Käse auf Bizcocho (Keksgebäck aus Moya).

Käse und Wein sind wie Braut und Bräutigam. Sie sollten harmonieren, um sich gegenseitig zu bereichern. Süße Weine passen hervorragend zu Käse, insbesondere bei einer herzhaften würzigen Note. Aber, je milder, wie es bei der ‚Braut aus Guía der Fall ist‘, desto dezenter sollte auch die Weinbegleitung sein und zudem Arm an Säure und keinesfalls zu trocken, um den dezenten Käsegeschmack nicht zu überlagern. Wer es herzhaft liebt, der wird garantiert bei einen der Käsereien aus anderen Regionen der Insel fündig.

Die Käsefiesta 2019 wird vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wahlen, anstatt am Sonntag schon am Samstag, dem 27. April veranstaltet, während die Woche darauf das traditionelle Käsefest im Dorf Montaña Alta4) am 5. Mai über die Bühne geht.

Erkundung im 'Vorbeigehen'

• In dem Dorf Montaña Alta wurde vor drei Jahren eine Aussichtsplattform errichtet, von der Sie einen wunderbaren 360° Panoramablick auf die saftigen Wiesen und Wälder des „Käselandes“ haben. Das ehemalige Käsemuseum ist allerdings nur noch auf Termin und Anfrage bei der Gemeinde zugänglich.

• Abstecher in die benachbarte Stadt Gáldar, wo der sehenswerte Archäologiepark und das angeschlossene Museum Einblicke Sie in die Welt der Altkanarier entführt.

• Auf der Rückfahrt können Sie noch einen Zwischenstopp in der ehemaligen Kornkammer der Altkanarier machen, der Höhlenkomplex „Cenobio de Valeron“1).

• Wenn Sie ein Fan von Naturschwimmbädern sind, dann empfehlen wir den herben Charme von San Felipe.

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Verweise (nachzulesen auf unserer neuen Webseite www.viva-canarias.es)

1)Viva Canarias Nr. 24 vom 7. Dezember 2012 „Cenobio de Valerón“ Cenobio Valeron - Kornkammer der Altkanarier

2)Viva Canarias Nr. 135 vom 9. März 2018 „Käsefest“

3)Viva Canarias Nr. 96 vom 25. März 2016 „Cuchillo Canario, kanarische Messerschmiedekunst“ Cuchillo Canario - kanarische Messerschmiedekunst seit vielen Generationen

4)Viva Canarias Nr. 110 vom 30.12.2016 „Aussichtsplattform in Montaña Alta“ Käsefest in Montaña Alta bei Santa María de Guía