Ausgabe Nr.
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J M upload 30.08.2018, Viva Edition 102 | Print article

Launisch – Fenchel (Italiens Liebling in unseren Gärten)

Der Gemüsefenchel ist nicht für jeden unbedingt das Lieblingsgemüse. Aber es gibt so unwahrscheinlich tolle Arten ihn zu kochen und zu garen, dass immer mehr plötzlich ihr Herz für den Fenchel entdecken. Der Gemüsefenchel wurde in Italien gezüchtet und wird dort seit dem 19. Jahrhundert angebaut. Verständlich, dass die Italiener so viel und so gern mit ihrem „Finocchio“ kochen. Gemüsefenchel gilt als sehr launisch, denn in manchen Jahren tut er einfach was er will, nämlich blühen statt wachsen. 

Die Italiener säen ihn erst im Sommer und tricksen so erfolgreich die Pflanze aus. Stichtag dafür ist der 20. Juni, durchaus aber auch später. Bis dahin übt man sich besser in Geduld. Was aber ist das Besondere an diesem Tag? Es ist Sommersonnenwende und die Tage werden kürzer. Fenchelliebhaber wie ich, sehnen diesen Tag herbei. Sie zücken dann das Samentütchen und lassen die Fenchelsamen in Töpfchen mit Aussaaterde rieseln. Die Geduld wird belohnt, denn die späte Aussaat im Jahr ist erfolgversprechend. So wird die Langtagspflanze Fenchel durch die kürzer werdenden Tage daran gehindert vorzeitig zu blühen. Etwas das man unbedingt und unter allen Umständen verhindern will.

Wie die Italiener

Frühe Fenchelsorten wie Fino könnte man zwar schon im zeitigen Frühjahr vorziehen, um ihn dann bereits im Sommer zu ernten. Doch ich mache es wie die Italiener, die den Gemüsefenchel einst gezüchtet haben und verlege die Ernte auf den Herbst, wenn die Beete im Gemüsegarten beginnen sich langsam zu leeren. Man macht immer wieder gute Erfahrungen mit der Vorkultur. Bei der Direktaussaat im Beet könnte man die Bodenfeuchte nicht garantieren, die der Fenchel zum sicheren Auflaufen braucht. Und ganz klar – ständig jäten müsste man auch. 

Humus, nährstoffreicher Boden & Co.

Wenn nur der Zeitpunkt der Aussaat entscheidend wäre, würde man nicht vom „launischen Fenchel“ sprechen. Auch andere Umstände können ihn zur Blüte und uns an den Rand der Verzweiflung treiben. Nährstoffarme oder zu leichte Böden etwa. Fenchel kommt zwar auf leichteren Böden zurecht, sie sollten dennoch humus- und nährstoffreich sowie tiefgründig sein.

Folgt Fenchel auf ein stark zehrendes Frühgemüse, wie beispielsweise Frühkartoffeln, dann sind noch genügend Nährstoffe vorhanden. Ansonsten wird der Boden mit Kompost aufbereitet. Leichte Böden können Wasser nicht gut speichern und sollten im Sommer regelmäßig gewässert werden. Auch im Spätsommer nehmen die wachsenden Fenchelknollen die Zusatzbewässerung gerne an. Ist der Boden nämlich zu trocken löst das Wachstumsstockungen aus und die wiederum führen zum Schossen. 

Die Jungpflanzen setzt man mit etwa 30 cm Abstand weit auseinander. Die freien Flächen werden mit Rasenschnitt gemulcht. So hat Unkraut keine Chance und der Boden bleibt feucht. Mischkultur-Fans füllen die Lücken zwischen dem langsam wachsenden Fenchel gern mit Salatsetzlingen. Der Salat wird geerntet sobald sich die Blattstiele des Fenchels an der Basis zu einer Knolle verdicken. Übrigens, das ist auch ein guter Zeitpunkt, um noch einmal Flüssigdünger zu geben. Wenn alles klappt, kann man ab Oktober ernten.

Vielseitiger - geht nicht

Der Fenchel ist Heilpflanze, Gewürz und Gemüse. Die Knollen werden gedünstet oder geschmort. Man kann ihn als Tee, Sirup oder Gewürz verwenden. Auch roh in feine Streifen gehobelt und kurz in Salatsauce mariniert schmecken sie oder auch als Pesto. Neue Rezepte findet man in italienischen Kochbüchern. Minestrone mit Fenchel, Spaghetti mit Fenchel und Sardinen oder Lachs, Dorade auf geschmortem Fenchel u.s.w.

Die Italiener lieben eben das anisähnliche Aroma ihres Finocchios. Und wenn der launische Italiener eben blühen will, dann soll es so sein und man erntet statt der Knolle Blätter und Samen. Dennoch: im nächsten Jahr versuche ich es wieder. Auch beim Fenchel sollte man, wie im ganzen Garten, gegen Schädlinge das Granulat US1504 plus einsetzen. Einfacher geht es nicht. Absolut giftfrei, nur einmal pro Jahr ausstreuen und es wirkt gegen alle Schädlinge an allen Pflanzen. Man hat sogar ein Jahr Wirkgarantie. Denn nur ein schädlingsfreier Garten ist ein schöner Garten, wo man sich so richtig wohl fühlt. Wir wollen aber doch botanisch korrekt bleiben. Wir sprechen immer von Fenchelknollen. Botanisch handelt es sich aber tatsächlich um eine Zwiebel.

Ihr Urban Schumacher
Gärtnermeister
Email: info@urban-schumacher.de