Ausgabe Nr.
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J M upload 02.09.2018, Viva Edition 86 | Print article

Marrakesch - die Magie der Perle des Südens (Teil 2)

Bienvenue in Marrakesch, der „Perle des Südens“, die 1985 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt wurde und als eine der Königsstädte zu den angesagten Spots des Orients zählt. In unserem ersten Teil[1] in der vorangegangenen Ausgabe berichteten wir ein wenig über die Geschichte, die vielen prachtvollen Paläste, dem Kunsthandwerk und dem Handel, dem zweitwichtigsten Wirtschaftszweig nach dem Tourismus. Wie angekündigt wollen wir im zweiten Teil auf das Essen und den interessantesten Marktplatz der Welt eingehen.

Djemaa el Fna - Marktplatz der Superlative

Ein Fixpunkt beim Marrakesch-Besuch ist der große zentrale Marktplatz Djemaa el Fna (arab. Jamaa el Fna), der über eine Straße von der Koutoubia Moschee zu erreichen ist. Gleich vorweg: Man muss ihn mehrmals besuchen und zwar nicht nur, weil er so gigantisch ist. Die Eindrücke sind tagsüber einfach ganz andere als nachts. Hier erlebt man den Orient im wahrsten Sinne des Wortes. Genau aus diesen Gründen ist dieser Platz als erster Ort in die neu geschaffene Liste der UNESCO für „Liste der Meisterwerke des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ aufgenommen worden. Es herrscht reges Treiben und buntes Stimmenwirrwarr. Menschen aller Nationalitäten, Einheimische wie Touristen vermischen sich hier. Vor allem aber man sieht alles nur erdenkliche und auch Unvorstellbares – das im wahrsten Sinn des Wortes.

Unterhalter, Gaukler, Wahrsager, Musiker, Wasserträger mit ihren bunten Kostümen und natürlich Schlangenbeschwörer. Viele haben sich auf die Touristen eingestellt und für einige Euro kann man sich mit einer Schlange oder einem Affen fotografieren lassen. Doch auch hier gilt: Handeln sie, den mitunter weichen die Preisvorstellungen für ein Foto weit auseinander. Nehmen Sie sich auf jeden Fall genügend Zeit, um all diese Eindrücke aufnehmen zu können. Wir sahen sogar gebrauchte Gebisse.

Die Hohe Kunst des Stapelns

In der Mitte des Platzes sind Stände aufgebaut und alle sind mit einer deutlich sichtbaren Standnummer versehen. Die „Hohe Kunst des Stapelns“ von Obst, Gemüse oder Gewürzen könnte man in Marrakesch bestens erlernen. Fein säuberlich drapiert werden beispielsweise die Orangen, die förmlich eine Wand bilden. Hier wachsen die wohl süßesten Orangen der Welt. Für keine 40 Cent können Sie frisch gepressten Orangen- oder Grapefruitsaft trinken. 

Mandeln, Datteln, Nüsse, Pistazien und Aprikosen - und alles von einer hervorragenden Qualität. Ein Highlight waren die schmackhaften Oliven, pur oder in verschiedenen Kräutermarinaden eingelegt. Kein Wunder, dass die Küche von Marrakesch zu den kulinarisch aufregendsten der Welt zählt. 

Die Zeit steht still - Zwischen Tag und Nacht

Ruhig wird es auf diesem belebten Platz nur einmal am Tag und zwar vom Wechsel zwischen Tag und Nachtbetrieb. Dann halten alle inne, der Lärm hört schlagartig auf und es ist fast gespenstisch. Nach einem kurzen Augenblick geht es wie mit einem Startschuss mit dem Nachtgeschäft weiter. Nun befinden sich hier viele Gastro-Stände, die alle erdenklichen marokkanischen Spezialitäten anbieten. Gegrillte Hühnerspieße, Lamm, etc. Die Preise sind moderat und im Tripadvisor findet man sogar Bewertungen der Standnummern. Ein Check vorab lohnt sich vielleicht.

Besuchen Sie auch eine vielen Reformhäuser, in denen Heilkräuter und Tees für jedes erdenkliche Wirkung angeboten werden. Blitz-Blank strahlen die Gläser in ihren Regalen. Man mischt bei Bedarf auch für die individuellen Wünsche der Kunden. Dort können Sie auch das begehrte Arganöl erwerben, allerdings viel günstiger als bei uns.

Die Souks

Hinter dem zentralen Markplatz führen viele Marktgassen, die zum Schutz vor der Sonne größtenteils mit Stoffen, Netzen oder Holz überspannt sind. Spätestens jetzt können Sie sich davon überzeugen, dass die Marokkaner zu den besten Handwerkern bzw. Kunsthandwerkern zählen.  Feine Stoffe, Kaschmir, geknüpfte Teppiche, Filzschuhe, Lederwaren, Schmuck, Kerzen, Keramiken, Blechwaren etc. Man kann sich aufgrund der großen Auswahl nur sehr schwer entscheiden. In den Gassen dahinter wird alles hergestellt und so gibt es eine der Schmieder, Wollfärber, Filzproduzenten etc.

Aufregende Küche

Wie schon erwähnt zählt die Küche von Marrakesch zu den aufregendsten der Welt. Schweinefleisch findet man logischerweise nicht, dafür leckere Huhn, Rind oder Lammgerichte. Sie sind Künstler im Einsatz der Gewürze und davon gibt es unbeschreiblich viele in einer immensen Intensität, wie z. B. Safran, Paprika oder Pfeffer.

Was der Wok für die Chinesen ist die Tajine für die Marokkaner. Das sind Schmorgefäße aus Ton mit einem hochgezogenen Deckel. Dabei werden die marinierten Fleischstücke sehr langsam zart gegart und so ziehen die Gewürze intensiv in das Gericht ein. Vielerlei Gemüse begleitet die Speisen, ebenso wie Soßen oder das typische Fladenbrot. Die Nationalspeise Couscous findet man praktisch auf jeder Karte und dabei können die Kombinationen süß (garniert mit Zimt, Rosinen, Pflaumen oder Datteln) oder salzig sein.

Die Nachspeisen dürfen Sie nicht auslassen. Wer zu den Naschkatzen zählt, dem kann ich einige zusätzliche Pfunde prognostizieren. Die Wahl fällt schwer zwischen  sündhaft süßen Schokoladentorten, Mandelcremen, Nougatvariationen, gefüllten süßen gefüllten Teigblättern (Baklava). In Marrakesch gibt es einige köstliche Nachspeisen. Wenn Sie ein begeisterter Esser von Süssigkeiten sind, kommen Sie in Marrakesch voll auf Ihre Kosten. Ein frischer Orangensalat mit Datteln und Mandeln oder B’stilla, knusprige gebackene Teigblätter mit einer Mischung aus gemahlenen Mandeln, zerstoßenem Zucker oder Zimt bestreut, werden Sie begeistern. Die Teigblätter werden mit einer dicklichen Mandelcreme serviert. Auch der weiße Nougat ist eine besondere und sehr süße Versuchung.

Der marrokanische „Whiskey“ - Pfefferminztee

Als „Marokkanischer Whisky“ wurde mir mit einem Augenzwinkern von Einheimischen der typische süße Tee mit viel Zucker und Minzeblättern vorgestellt. Alkohol gibt es normalerweise nicht aber in einigen auf Touristen ausgerichteten Hotels geht man auf die Wünsche ein und man bekommt Wein, Bier etc. Vor Dieben muss man sich in Marrakesch nicht fürchten und das spürt man. Hier wird Diebstahl nämlich noch mit Hand abhacken bestraft! 

Es war eine für mich unvergessliche Reise in eine andere Welt: dem Orient!                 jm

Footnotes

  1. ^ Marrakesch - die Magie der Perle des Südens (Teil 1)