Graffiti – Akte der Zerstörung oder doch urbane Kunst? Es ist eine Frage der Perspektive. Ihren Anfang nahmen die zunächst unwillkommenen bunten Botschaften bei rivalisierenden Gangs in Los Angeles in den 1930-er Jahren mit Botschaften in großen Schriften. Daher prägte sich der Begriff in Anlehnung an das lateinische Wort „graffito“, was soviel wie Schraffur bedeutet und an das griechische Wort„graphien“, was Schreibweise bedeutet.
Doch bei diesem „Style Writing“ waren es vor allem die Aussagen, die Aufmerksamkeit erregen sollten und unangenehme gesellschaftliche Themen adressierten und schon aus diesem Blickwinkel bei der biederen Mittelklasse höchst unwillkommen waren. Es waren Probleme, bei denen gerne weggesehen wurde, wie z. B. Rassismus.
Normalerweise ist Graffiti illegal und die ‚Künstler‘ bringen ihre Kunstwerke heimlich, meist in den Nachtstunden, an. Als Signatur verwenden sie üblicherweise Pseudonyme. Die Illegalität besteht auch heute, denken wir an die Graffitiszene am Züricher Bahnhof oder jene auf den Zügen in der Bundesrepublik Deutschland. Die Bahn schätzt, dass durch illegal angebrachte Graffiti ein jährlicher Schaden von bis zu 30 Mio. Euro verursacht wird.
Graffiti - zwischen Ärger und Kunstform
Mit der Zeit gewannen ‚nichtwritingbezogene‘ künstlerische Graffiti in der Street Art an Bedeutung und die Kunstform gewann zugleich an Qualität. In vielen internationalen Städten wurde in den letzten Jahren begonnen, Graffiti als reine Vandalismusakte zu entstigmatisieren und stellten Flächen zur Verfügung, wo sich die Künstler austoben können.
Las Palmas begann im Jahr 2013 Graffiti als Street Art Kultur willkommen zu heißen und als Beitrag zur Stadtverschönerung zu verstehen. Unansehnliche Wände, Fassaden, Mauern, Zäune etc. wurden im Rahmen von Wettbewerben mit eben diesen versehen. Das Rathaus lud die BürgerInnen der Stadt ein, Flächen zur Verfügung zu stellen, die bemalt werden durften. In der westlichen Zone rund um La Cicero am Las Canteras Strand finden sich einige schöne Exemplare.
Nationale Graffiti Liga
Spanien ging 2021 wieder einen Schritt weiter und veranstaltete einen landesweiten Graffiti-Wettbewerb, an dem die Regionen Madrid, Avises, Huelva, Cáceres, Valencia, La Coruña und nicht zuletzt Las Palmas de Gran Canaria teilgenommen haben. Dafür wurde dort Ende Oktober unter der Schirmherrschaft von El Corte Inglés und in Zusammenarbeit mit dem Rathaus ein lokaler Graffiti-Wettbewerb ausgetragen. Die zehn Besten der 35 Teilnehmer qualifizierten sich mit ihren Werken für die nationale Graffiti-Liga. Für diesen Wettbewerb wurden die nachfolgendenzwei Zonen zur Verfügung gestellt und wir haben repräsentativ einige Werke für Sie zusammengetragen.
- Calle Cádiz Nr. 34 im Stadtteil Schamann (komplette Fassade) mit Graffitis von RudiArt, Nexgraff, Nauni69, BadiColoreando, Konestilo, DadosPuntoCero sowie die drei zuvor genannten Gewinner.
- Calle Concejal García Feo im Stadtteil La Minilla (47 m lange und 3,8 m hohe Mauer, siehe Foto oben)
Die Bevölkerung konnte dem kreativen Schaffensprozess zusehen und verbreitete dies auf sozialen Medien.
Die landesweiten Sieger 2021 lauten:
1. Platz: Nesui (Motiv: Compay Segundo, Schiff aus Kuba aus dem Blickwinkel der Stadt Las Palmas) und hat am 6. Dezember 2021 auch den nationalen Wettbewerb für sich entscheiden können (siehe Foto 01).
2. Platz: Hide2
3. Platz: DankLabara
Urbane Kunst
Ein Skateboard und eine Spraydose sind wohl die Standardaccessoires der Jugendkultur in der Hauptstadt, deren wagemutige Sprünge im Park Calle Eduardo Benot bewundert werden können, sowie Graffiti ...