Ausgabe Nr.
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J M upload 17.08.2018, Viva Edition 138 | Print article

Restaurant A Gaudi by Patrick Hartl

Vor nunmehr sieben Jahren begann ich das Magazin Viva Canarias zu publizieren und ich bat den außergewöhnlichen Koch und Landsmann Patrick Hartl für meine Leser jeweils ein raffiniertes Gericht zu kochen, das allerdings leicht nachzukochen war und so druckten wir im ersten Jahr einige Rezepte ab, wie beispielsweise den butterweichen Fisch im Salzmantel oder das köstliche Mandeldessert (siehe Fotos). Dann verloren wir uns einige Zeit aus den Augen, was dem Stress auf beiden Seiten geschuldet war. Wie es der Zufall will, entdeckte ich meinen Landsmann aus der Steiermark aufgrund mehrerer Empfehlungen in meinem Umfeld wieder. Ich erfuhr, dass er am 1. September 2017 sein Lokal „A Gaudi by Patrick“ von El Tablero nach Playa del Inglés übersiedelt hat. Sofort reservierte ich einen Tisch und freute mich auf die ‚Schwierige Arbeit der Recherche‘, ein zugegebenermaßen sehr angenehmer Teil meiner Arbeit als Herausgeberin.

Klein aber fein

In einer ruhigen Appartementanlage befindet sich sein heimeliges Restaurant an der Avda. Alfereces Provisionales in Playa del Inglés und obwohl es mitten in Playa del Inglés liegt, ist es doch abseits von jeglicher Hektik. Das weiche Licht, die Einrichtung und die großzügige Platzierung der Tische mit insgesamt nur zwanzig Stühlen sorgt für ein entspannendes Ambiente, das von der dezenten Musik noch untermalt wird. Zudem hat man nicht das Gefühl mit dem Nachbartisch auf Tuchfühlung zu gehen. Das Restaurant A Gaudi öffnet nur abends und aufgrund des limitierten Platzes empfiehlt es sich zu reservieren.

Wir fielen als Gruppe ein und bestellten quer durch die Menükarte. Welche logistische Meisterleistung das im Hintergrund für ihn zur Folge hatte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht ahnen. Ich erfuhr, dass die Vorspeisenvariationen, ein „dreistöckiger Turm“ aus 48 verschiedenen Nahrungskomponenten besteht und die müssen beim Servieren alle punktgenau fertig sein. Der kleine Speisesaal gibt einen Blick in die Küche frei, wo der Meister zwar keinen Taktstock schwingt, aber nicht weniger konzentriert oder dynamisch seine Utensilien, die Zutaten und Gewürze komponiert (siehe Foto 04).

Talent und Know.How

Mit seinen Kreationen könnte Patrick einen riesigen, gut gehenden Speisetempel führen, doch das will er nicht. Als guter Koch benötigt man Talent und Know-How. Von der Hotelfachschule bis hin zur profunden Ausbildung als Koch in Österreich ist bei ihm die Basis gelegt. In Großküchen der gehobenen Hotels fühlt er sich nicht wohl und macht lieber sein ‚eigenes Ding’ - Essen als Gesamtkunstwerk. Am Ende dieses Berichts beschreibe ich Ihnen einige Gerichte und erwähne die Preise zur Orientierung.

Das größte Problem ist es, motiviertes Personal zu finden

Der Chef nennt mir seine Gründe dafür: „Kochen ist sehr viel Kopfarbeit. Wenn vier Personen an einem Tisch Platz nehmen, dann möchten sie zeitgleich ihre Speisen. Das klingt nicht kompliziert, ist es jedoch bei meinen Gerichten. Sie sind aufwendiger und ich mache alles bis auf das letzte Detail frisch und ohne Zuhilfenahme von irgendwelchen Fertigprodukten. Die Gewürze sind die Krönung der Speisen und am Ende schmeckt man das auch. Mein Problem auf Gran Canaria ist, dass es schwierig ist adäquates Personal zu finden, Menschen, die bereit sind, vollen Einsatz zu leisten. Als Koch bzw. als Restaurantbetreiber ist man viele Stunden im Einsatz. 

Kochen heißt für mich höchste Konzentration

Man muss schon eine gewisse Portion Leidenschaft für das Kochen haben, um es mit Freude zu machen. Nur so kann man das Beste leisten und ist gut in seinem Job. Aber das ist wahrscheinlich in jedem Metier so. Ich vermisse mitunter diese Identifikation mit dem Beruf und beobachte wie viele in der Gastronomie ihre Arbeit lediglich als Nine-2-Five-Job betrachten, mit dem sie ihr Geld verdienen. Aus all diesen Gründen mache ich die Küche alleine.“

Die ewige Suche nach der Perfektion

Man muss sich ständig weiterentwickeln, sonst macht man Rückschritte und das trifft scheinbar auch auf die Gastronomie zu und Patrick erläutert dazu seine Sichtweise: „Wie schon erwähnt, ging es mir bzw. geht es mir nicht um Geld, sondern um Qualität. Ich bin praktisch immer auf der Suche nach den besten Zutaten. Das ist in der Küche essenziell und ich kaufe täglich ein.

Man kann aus einer zweiten Qualität keine erste Qualität machen - das geht einfach nicht!

Man muss verstehen, dass man aus einer zweiten Qualität keine erste Qualität zaubern kann. Das geht einfach nicht! Zum Glück hat sich in den letzten Jahren die Situation auf der Insel bedeutend verbessert und man kommt an Nahrungsmittel, die man früher nicht finden konnte - so banale Dinge wie Schnittlauch oder Babylauch. Im Laufe der Jahre habe ich meine zuverlässigen Quellen gefunden und wenn ich weißen Trüffel, Kürbiskernöl oder Foies Gras benötige, dann weiß ich, wo ich das in der besten Qualität bekomme und es ist logisch, dass die mehr kostet als Massenware.“ Ja, und das schmeckt man, selbst Nichtgourmets. Wer immer nur auf das Geld schaut, der verliert das Endprodukt aus den Augen und Patrick setzt noch ein paar interessante Argumente nach: „Wir sind keine Essensfabrik und wir verkaufen auch keine Illusion oder Show. Unsere Gäste sollen sich wohl fühlen und das mit gutem Essen und sie sollen sich dafür auch die Zeit nehmen können. Weniger Schnick-Schnack ist manchmal mehr. Wer bei uns einen Tisch reserviert, der hat ihn auch den ganzen Abend, nur mitnehmen darf er ihn nicht,“ lacht mich Patrick an. 

Ich verkaufe keine Illusion

Als Enddreißiger hat Patrick genügend Elan und noch jede Menge Ideen. Wir sind gespannt wohin ihn seine Reise noch führen wird. Körperlich scheint er sehr fit zu sein, eher wie ein Personal Trainer als ein Koch. Wie geht das? „Als Koch muss man fit sein, denn man kämpft ständig gegen die Zeit. Ich stehe täglich um 6.30 Uhr auf und gehe dann trainieren. Dadurch bekomme ich meinen Kopf frei und danach gehe ich für den Tag einkaufen. Am Nachmittag entspanne ich noch kurz und dann geht es abends wieder los. Nur montags nehme ich mir frei, sonst sehe ich meine Partnerin Jessica, die ohnehin viel Verständnis aufbringt, und meinen Sohn Airam gar nicht mehr.“

Auf Vaters‘ spuren ...

Patrick kommt aus einer eingesessenen österreichischen Gastronomiefamilie und hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. „Man muss sein Handwerk schon a bissl beherrschen“ sagt er mit einer gehörigen Portion Untertreibung und setzt fort: „Als 6-Jähriger habe ich meinen ersten Kuchen für meine Oma gebacken, der zugegebenermaßen eher ein Ziegelstein war“ erinnert sich Patrick wehmütig und setzt fort: „Es ist interessant zu sehen, wie es meinen 5-jährigen Sohn Airam auch in die Küche zieht und er neugierig alles aufnimmt, wenn meine Partnerin Jessica ihn hierher mitnimmt. Es ist natürlich zu früh zu sagen in welche Richtung es ihn einmal ziehen wird, aber bei mir hat es auch so ähnlich begonnen, quasi kochen in der Sandkiste. Wir möchten, dass Airam die Freiheit hat, sich einmal selbst zu entscheiden, was er machen wird - da ist noch genügend Zeit.“

Die Wahl, eine Qual

Das Kundenklientel zieht sich durch alle Nationalitäten, ein Vorteil gegenüber vielen anderen Lokalbetreibern, die sich nur auf ihre Landsleute konzentrieren. Sind die Menschen bereit für Qualität zu bezahlen? „Manche ja, manche nein“ sagt Patrick und führt aus: „Im Laufe der Jahre habe ich mit meinen Stammgästen eine sehr gute Beziehung aufbauen können und sie schätzen was ich tue. Sie sind treu, ein Luxus. Natürlich gibt es auch Menschen, die sich selbst nichts gönnen. Mir kommt es so vor, als ob man generell den Schein nach außen lebt mit viel blink blink, trägt teure Kleidung oder fährt teure Autos. Dabei vergessen sie auf ihr Inneres, auf ihren Körper zu hören. Es ist wie bei einem Auto, der wird regelmäßig überprüft, gewartet, mit dem teureren Treibstoff betankt etc., damit die Lebenszeit verlängert wird. Aber beim ‚Tanken‘ des eigenen Organismus macht sich geiz breit, traurig eigentlich.“ Patrick spricht mir aus der Seele.

Der Jungpapa sprüht vor Kreativität und schließt unser nettes Gespräch wie folgt ab: „Wichtig ist auch am Boden zu bleiben und nicht überheblich zu werden. Essen kann nicht wichtiger sein als der Gast, denn wir sind Dienstleister. Ich mache für meine Kunden alles, sofern ich die Zutaten irgendwie organisieren kann. Wir wünschen ihm weiterhin viel Erfolg!

Fazit

Das Restaurant A Gaudi by Patrick ist höchster Genuss für Auge und Gaumen, den man so schnell nicht vergisst und man fast schon garantiert wiederkommen wird, um die kulinarischen Kreationen durchzuprobieren. Raus aus der Hektik und rein in einen angenehmen Abend im heimelig romantischen Ambiente. Die feine Weinauswahl ist hervorragend! Bitte nehmen Sie sich Zeit. Definitiv: Viva’s Choice.

Speisenauswahl

Der Geschmackstest (Anm.: Einige Preise schreibe ich zur Orientierung dazu). Als Gruß des Hauses wurde uns eine Platte mit verschiedenen Broten mit Frischkäse, Aufstrich und der besten Butter der Welt serviert. Alles hausgemacht.

• Die Kartoffelsuppe in einer ausgehöhlten gebackenen Kartoffel zu servieren ist ein genialer Gag und sie hat zudem einen herrlich intensiven Geschmack, der von der Wildfang-Garnele gekrönt wird (7 Euro)

• Hausgemachte Teigtaschen mit Kräuterbutter und Parmesan (10 Euro)

• Schwarze Spaghetti mit rotem Gemüse und Garnelen (13,50 Euro)

• Delikat schmeck auch der leicht geräucherte Lachs mit Mango-Senfsauce und Kirschtomaten-Ruccolasalat (14,50 Euro)

• Exquisit ist der Ziegenfrischkäse mit Ofentomaten, Basilikumpesto und Palmenhonig (9,90 Euro)

• Ein Hit ist der Salatteller ‚A Gaudi‘ mit wildgefangenen Riesengarnelen im Speck, die dezent gewürzt wurden (13 Euro)

• Die beliebte Duo-Spezialität ist der ‚Turm‘, sprich die Trilogie für Zwei mit 48 Einzelkomponenten, eine Geschmacksexplosion (27 Euro)

• Göttlich köstlich ist das Rinderfiletsteak mit sagenhafter Entenstopfleber, klassischer Demi-glace, Kartoffeln und frischem Gemüse (26 Euro)

• Der Gaudi-Burger ist eine anspruchsvolle Interpretation eines saftigen Rinderfiletsteaks in der  Blätterteighaube, Demi-glace, Kartoffeln und frischem Gemüse (22 Euro)

• Fantastisch ist die Rosa Entenbrust im Passionsfruchtmeer mit Kartoffeln, Karotten und grünem Spargel (19,50 Euro, siehe Foto unten)

• Himmlisch: Das Mandelparfait mit eingemachten Kirschen (siehe Foto unten) - mein Favorit!

Hinweis: Hummerkreationen und andere Menüwünsche erstellt Patrick auf Wunsch und Vorbestellung. 

Guten Apetitt!

Kontakt

Restaurant A Gaudi by Patrick Hartl, Erdgeschoss von Apartementos Teror, Loc 103, Av. Alfereces Provesionales 24, 35100 Playa del Inglés, Las Palmas
Öffnungszeiten: Täglich ab 19.00 Uhr. Reservierung empfohlen.
www.a-gaudi.com
Telefon: 928 14 14 85