María Elena Espino Santana heißt die Gemeinderätin für Kultur und lokale Entwicklung der Gemeinde San Bartolomé de Tirajana, die die Verantwortung übernommen hat, im Sinne der Menschen und für die Menschen unbürokratische und notwendige Entscheidungen zu fällen. Sie empfängt uns freudestrahlend in ihrem Büro mit einer herzerwärmenden Offenheit und mit einer großen Portion positiver Energie. Wir wollen mehr über die Arbeit des Zentrums für „Servicios Sociales“ erfahren.
Elena führt aus: „Die Verteilung von Essen ist einer von mehreren Themenbereichen, die in diesem Zentrum an die Bürgerinnen und Bürger adressiert werden. Diese Krise hat tiefgreifende Auswirkungen, wie beispielsweise auf das Wohnen, die häusliche Gewalt, die wirtschaftliche Situation der Familien, die Schulkinder etc. Wir konnten beobachten, dass sich die Anzahl der Menschen, die um Essen bitten, multipliziert hat. Viele leben in einer ungeregelten Situation, auch viele Ausländer. Historisch betrachtet war es in unserer Tourismusgemeinde üblich, dass man keine Arbeitsverträge o. ä. hatte und so gelangten viele im Laufe der Zeit durch verschiedene Auslöser in eine Abwärtsspirale und in die Bedürftigkeit. In keiner anderen Gemeinde der Insel sind so viele Menschen obdachlos wie hier. Wir versuchen diesen Menschen bei der Anmeldung zu helfen.
Wir benötigen daher auch die Unterstützung der Inselregierung, sonst können wir das alleine nicht schaffen. Zu all diesen Fällen kommen jetzt all jene von der Coronaviruskrise betroffenen Personen dazu.“
Eine neue „Qualität“ der Bedürftigkeit
Elena fährt fort: „Dabei handelt es sich um eine andere „Qualität der Bedürftigkeit“ sozusagen. Es sind Neulinge, die noch nie in so eine Situation geraten sind.
Das Einkommensniveau und die Arbeitslosigkeit sind sehr hoch. Selbst wenn beide beschäftigt waren, dann haben sie mitunter beide die Arbeit verloren oder wurden in das ERTE Programm versetzt. Die Gehälter reichen normalerweise gerade aus, um die Mieten oder Hypotheken und das Essen zu bezahlen. Die wenigsten haben ein finanzielles Polster, das es ihnen ermöglicht monatelang ohne Einkommen über die Runden zu kommen. Plötzlich stehen sie vor der Frage, wie sie ihre Familie ernähren können.
Andere schämen sich für die Situation, besonders Geschäftsleute. Ihnen fällt es besonders schwer um Hilfe zu bitten. Niemand sollte, egal wie sich die persönliche Situation darstellt, um Essen betteln müssen.
Geld können wir vom Sozialzentrum keines geben, aber Nahrungsmittel schon. Wir befürchten leider, dass sich die Situation in den nächsten Wochen noch verschärfen wird, denn jetzt sind wirklich alle Reserven der Menschen aufgebraucht. Jetzt müssen wir alle solidarisch sein, unabhängig aller Umstände. Wir nehmen jede Hilfe an, jeden Sack Kartoffeln etc. Viele Bauern haben uns sehr geholfen, damit wir das Notfallessen verteilen konnten. Wir können wirklich alles gut gebrauchen, auch Hygieneartikel und Babynahrung. Was wir nicht nehmen ist Geld!
Wir haben drei Zentren und dieses hier ist nun das Vierte. Ohne die Hilfe der Freiwilligen könnten wir das alles gar nicht schaffen, wie z. B. Paco, Claudio, Navila, Sara, der Zivilschutz, das Rote Kreuz etc. Viele von ihnen helfen jeden Tag, auch an den Wochenenden. Ich möchte diese Gelegenheit gerne nutzen, um mich bei all diesen Helfern aus ganzem Herzen zu bedanken.“
Spezialisten für jeden Bereich
Elena steht auf und holt mir ein kleines Poster und fährt mit ihren Ausführungen fort: „Wir sind für die Bürgerinnen und Bürger da und versuchen ihnen in jeder erdenklichen Notlage zur Seite zu stehen. Wenn ein schwerkranker Mensch nicht einmal das Geld für das Busticket hat, um eine Chemotherapie in Las Palmas zu machen oder die Kinder keine Mahlzeit, weil das Schulessen weggefallen ist, dann sind das extreme Situationen. Für all diese unterschiedlichen Situationen haben wir speziell geschulte Leute.
Wir sind die einzige Gemeinde auf der Insel, die für jeden Bereich Personen abgestellt hat, die direkt über Durchwahlen erreicht werden können. Das publizieren wir auch (siehe Kasten).
Unser Gemeindegebiet ist sehr groß, etwa ein Fünftel der Inselfläche. Nicht jeder hat Internet und andere können es gar nicht bedienen, vor allem die Senioren in abgelegenen Dörfern. Wir haben also unser Informationsblatt als Poster gedruckt und haben es im gesamten Gebiet verteilt und ausgehängt. Das Internet ist eine wertvolle Ergänzung. Wir arbeiten auch an einer Online-Plattform, auf der wir den einzelnen Landwirten und kleinen Gewerbetreibenden kostenlos die Möglichkeit bieten möchten, ihre Waren zu präsentieren und zu verkaufen. Als Gemeinde versuchen wir jetzt öffentliche Arbeiten zu realisieren, die von der Inselregierung gefördert werden. Dadurch können wir Leute aus der Gemeinde aus der Arbeitslosigkeit führen.“