Ausgabe Nr.
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J M upload 31.01.2019, Viva Edition 148 | Print article

Spuren eines Minikontinents by Rolando Suarez

Liebe Leserin, lieber Leser,

herzlich Willkommen zur brandneuen Kolumne „Spuren eines Miniaturkontinents“, die an dieser Stelle ab sofort monatlich erscheinen wird. Eine große Ehre, denn die preisgekrönte VIVA CANARIAS ist seit über sieben Jahren ein redaktionelles Schmuckstück auf Gran Canaria, das vor allem wir deutschsprachigen ‚residentes‘, Urlauber, Pensionäre, Sonnensucher, Entdecker, Träumer und Abenteurer stets als Lesebegleiter, Informationsblatt und Wohlfühllektüre wahlweise auf dem Nachttisch, auf dem Küchentresen oder dem Sonnenstuhl haben sollten. Oder grankanarisch gesprochen: Inmitten der Dünen von Maspalomas, auf dem Felsenriff la barra des Stadtstrandes Las Canteras oder in einem der unzähligen Konsumtempel der einkaufszentrenverrückten Insel (wobei in diesem Sinne auch eine Verkehrsinsel passen würde, denn Gran Canaria ist ebenso eine kreisverkehrverrückte Insel).

Das beste Klima der Welt

Ob wir nun auf Gran Canaria ganzjährig leben, die Wintermonate hier verbringen oder lediglich einen ein- bis mehrwöchigen Traum-Insel-Urlaub buchen, das Nummer Eins Argument auf Gran Canaria dürfte früher, wie gestern und auch heute das Klima sein. Schließlich gilt immer noch: Auf Gran Canaria herrscht der ewige Frühling und das beste Klima der Welt. Eine zugegeben nun schon über zwanzig Jahre alte wissenschaftliche Studie von Prof. Dr. Thomas Whitmore von der Universität in Syracusa (USA) bescheinigte der Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria das beste Klima der Welt. Außerdem gilt das im Süden gelegene Gebiet zwischen Arguineguín und Mogán als ein Landstrich mit einem der gesündesten Klimas der Welt, welches unter anderem Rheuma, Asthma und eine Vielzahl an Allergien lindern soll. Und ganz ohne wissenschaftlichen Schnickschnack: Wer das grankanarische Klima einmal erlebt hat, der braucht keine Beweise – in jeder Faser des Körpers spürt man, dass hier ein fantastisches Klima herrscht und zwar ganzjährig.

In den Wintermonaten beeinflussen atlantische Zyklone das Klima und es herrscht überwiegend und in vielen Teilen der Insel eine durchgehende Frühlingstemperatur. In den restlichen Jahreszeiten schickt der Passatwindgürtel stets eine Brise über die Insel, sodass niemals starke Hitze oder eine stickige Gemengelage aufkommt. Über das Jahr verteilt pendeln die Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Ein vulkanisches Zentralgebirge mit dem Profil eines zerklüfteten Berges mit unzähligen Schluchten jeglicher Art und Tiefe, die sich ihren Weg in Richtung des Meeres bahnen, unterteilt die Insel in einen feuchten, kühlen Norden und einen trockenen, wärmeren Süden, und lässt die Inselmitte im Wechsel der Jahreszeiten sowohl vegetativ als auch meteorologisch tanzen, wie sonst nur Puppenspieler ihre Puppen.

Ein Tag wie ein Jahr

Am selben Tag kann es an der Küste unter Palmen traumhaft schön sein, während es im Mittelgebirge und Norden feucht und kühl ist und in der Hauptstadt eine leicht schweißtreibende Gewächshausstimmung herrscht. Letzteres aufgrund der „panza de burro“, zu Deutsch „Eselswampe“ oder auch als „mar de nubes“, also „Wolkenmeer“ bekannt, je nachdem, ob man von unten nach oben schaut (ersteres) oder von oben nach unten (letzteres). Gemeint ist mit diesen Begriffen eine Agglomeration von Stratokumuli, also ein von etwa April bis August andauerndes meteorologisches Phänomen, welches Wolken in geringer Höhe akkumulieren lässt und das als riesiger Sonnenschirm alias Gewächshausdach auftritt.

Gran Canaria und das Klima, zwei unzertrennliche sich liebende Herzen, die stärker füreinander nicht schlagen könnten. Und jetzt kommt´s: Gran Canaria ist mit insgesamt 14 Mikroklimazonen äußerst vielseitig an Flora und Fauna und wird deshalb oft und gerne als Miniaturkontinent bezeichnet. Und zwar nicht erst in der Moderne. Zurückzuführen ist dieser starke Vergleich auf den kanarischen Humanisten des vergangenen Jahrhunderts Domingo Doreste alias Fray Lesco; nur weiß das kaum einer. Sie, liebe Leserin und lieber Leser, jetzt schon! Gerne weitererzählen, denn nicht selten meint man es sei lediglich ein findiger Slogan eines pfiffigen Werbetexters, um der Insel ein großklassiges Image zu verpassen.

Aber nein, es ist tatsächlich was dran an dieser Formulierung und der gute Domingo Doreste hatte ein fundiertes Wissen über die Insel und verstand Gran Canaria treffend zu beschreiben wie kein zweiter. In dieser Gran Canaria-Kolumne werde ich genau diesem Begriff des Miniaturkontinentes nachgehen und versuchen diesen „geklauten“ Werbeslogan für Sie nah- und spürbar zu machen.

Der Garten Eden

Um 1952 herum hatte der schwedische Botaniker Eric Ragnor Svensson, der seinen Namen in Sventenius latinisierte, die Vision, das üppige und prächtige Pflanzenreich der Insel an einem Ort zu versammeln. Heute, mehr als sechzig Jahre später, gibt es diesen Ort immer noch: el jardín canario (www.jardincanario.org). Auch bekannt als Jardín Botánico Canario „Viera y Clavijo“. Ein botanischer Garten, der seitens der Flora einen großen Überblick über die Pflanzenvielfalt bietet und einen angemessenen Nachweis für die Beschreibung Gran Canarias als Miniaturkontinent liefert.

Letztes Jahr präsentierte der Garten sein neues Maskottchen, das unter anderem als Marionette – da haben wir wieder die tanzenden Puppen - den Taxon des Gartens repräsentieren soll und überall verteilt den Besuchern auf Informationstafeln zusätzliche Orientierung geben und Wissen vermitteln soll. Tami, so der Name, ist eine „dracaena tamaranae“, sprich ein Drachenbaum. Eine endemische Art, die nur auf Gran Canaria beheimatet und vom Aussterben bedroht ist - es gibt nur noch wenige Exemplare in freier Natur und ihre Standorte sind nur wenigen bekannt.

Über 150.000 Gäste haben im Jahr 2017 den botanischen Garten besucht. Der Garten ist ganzjährig geöffnet und der Eintritt ist frei. Im Jahr 2018 wurden viele Teile des Gartens erneuert, wie auch ein neuer Parkplatz geschaffen, das Besucherpersonal hochgeschraubt und das Angebot an Führungen ausgedehnt. Ein Besuch der Extraklasse im Garten Eden Gran Canarias ist auch für viele Canarios ein Muss im jährlichen Terminkalender.

Abschließend möchte ich Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, sagen, dass ich mich sehr darüber freuen würde, wenn Sie mich zukünftig mittels der Printausgabe und/oder auch online auf der für Sie neu gestalteten Internetpräsenz www.vivacanarias.es regelmäßig begleiten würden, und aus der Kolumne etwas für Sie ganz persönlich mitnehmen können. Lassen Sie uns gemeinsam die Spuren des Miniaturkontinentes Gran Canaria lesen – hier treffend als Wortspiel ebenso wortwörtlich gemeint. Und ja, bitte setzen Sie sich unbedingt mit mir in Verbindung und fragen Sie was Ihnen beliebt und erzählen Sie mir vor allem, was Sie an Gran Canaria lieben. Schicken Sie klassisch postalisch einen Leserbrief an die Redaktion oder in Zeiten der Bits und Bytes eine E-Mail (siehe Impressum).

Rolando G. Suárez

Autor Rolando Suarez

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Bildtitel

01: Presa de los Pérez
02: Dunas de Maspalomas (Dünen)
03: Barranco Hondo
04: Roque Nublo (1813m)
05: Playa de las Canteras in Las Palmas de Gran Canaria
06: Playa Güi Güi (Playa Guguy)