Die Kanaren sind prädestiniert für den Einsatz sauberer und erneuerbarer Energien, die durch Korruption und Misswirtschaft lange Zeit verhindert wurden. Doch in den letzten Jahren ist eine Trendwende zu erkennen. „Horizonte 2025“ heißt das Strategiepapier der Kanarischen Inseln, das zwei wesentliche Ziele beinhaltet. Der Anteil den Energiebedarf mit erneuerbaren Energien zu decken soll auf 45 Prozent angehoben werden. Dieser lag 2015 bei acht Prozent. Der Ausstoß von CO2-Emissionen soll im Vergleich zum Wert im Jahr 2014 um 21 Prozent reduziert werden.
Hintergrund: Nach fünf Jahren Verzögerung unterschrieb das Ministerium für Infrastruktur der Zentralregierung in Madrid im Jahr 2007 eine Vereinbarung mit der Kanarenregierung, die den Bau von Windparks vorsieht und die zu gleichen Teilen finanziert werden. Die Verzögerung entstand aufgrund des Einspruchs der Flughafenbehörde, denn viele der geplanten Windräder befänden sich in der Einflugschneise des Flughafens und somit müsse jedes einzelne Windrad vor dem Bau auf mögliche Sicherheitsrisiken geprüft werden.
Das Projekt umfasste den Bau von 45 Windparks mit einem Investitionsvolumen von 510 Millionen Euro, die bis Ende 2016 den Energiebedarf zu 21 Prozent mit sauberer Energie deckten. 19 dieser Windparks befinden sich auf Gran Canaria (125,2 MW), 12 auf Teneriffa (204,75 MW), 6 auf Fuerteventura, 2 auf Lanzarote, 2 auf La Palma und weitere 2 auf La Gomera. Mit der Umsetzung würde die Quote von 93 Prozent der vom Ministerium designierten Kapazität von 450 Megawatt erreicht werden. Der Bau eines Windrads mit einer prognostizierten Lebensdauer von 20 Jahren beträgt normalerweise zwölf Monate.
Dadurch solle die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen reduziert werden und zudem jährlich 150.000 Tonnen weniger Kohlendioxid in die Umwelt ausgestoßen werden. Inzwischen haben viele Windräder ihren Betrieb aufgenommen, wovon man sich auf der Autobahn GC-1 auf Höhe Arinaga überzeugen kann.
z.B. Stromproduktion über den Erwartungen in Agüimes
Ein Beispiel für die gewinnbringende Investition ist die Gemeinde Agüimes auf Gran Canaria mit knapp 31.000 Einwohnern, in der viel in Windkraft investiert wurde, z. B. der Windpark Carretera de Arinaga. Im Vorjahr wurden dort 27.408 MWh produziert, mehr als prognostiziert und es wurde ein Plus von 992.504 Euro erwirtschaftet. Zwanzig Prozent dieses Parks in der Industriezone, also 11 Windräder, gehören der Gemeinde, die sich so über ihren Anteil von 198.500 Euro ‚Zusatzeinkommen‘ freut. Man werde auch weiterhin auf erneuerbare Energien setzen und sieht sich in den Bemühungen um Nachhaltigkeit und Umweltschutz bestätigt, so Bürgermeister Óscar Hernández bei einer Pressekonferenz am 12. April 2019.
Offshore Windkraftanlagen - Das Potenzial für die Kanarischen Inseln
Wind und Wasser, eine ideale Kombination, um Energie zu gewinnen. Der Anteil der sogenannten Offshore-Windkraftanlagen ist im Jahr 2018 europaweit um 18 Prozent gestiegen. Diese können bei geringeren Kosten (kW/h) größere Energiemengen produzieren und haben eine Kapazität von bis zu 12 MW. Vereinfacht formuliert handelt es sich dabei um Windräder, die im Meer positioniert und in 99 Prozent der Fälle am Boden fest verankert werden. Etwa ein Prozent der weltweit installierten Offshore Windkraftanlagen sind nicht fix montiert, sondern treiben. Gegenwärtig gibt es weltweit vier Prototypen für diese flotierenden Systeme und zwar in Japan und Nordeuropa (besonders in Schottland).
Auf dem Archipel herrschen ideale Bedingungen für den Einsatz von Offshore-Windkraftanlagen vor. Lediglich die großen Tiefen, die sich durch den vulkanischen Ursprung ergeben, erschweren eine durchgängige Installation. Allerdings gibt es in östlichen Zonen Gebiete mit vergleichsweise niedrigeren Meerestiefen (z. B. vor Anaga auf Teneriffa oder vor La Gomera). Auf den Kanarischen Inseln hat sich seit 2011 die Menge des durch Offshore Windkraftanlagen produzierten Stroms seither verfünffacht. Dieser Sektor stellt ein wichtiges Wirtschaftssegment mit einem enormen Wachstumspotenzial dar. Um diesen Sektor weiter vorantreiben zu können, seien allerdings dringende Investitionen in die notwendigen Infrastrukturen für die Energieverteilung notwendig, wie Pedro Ortega, der Energieminister der Kanarenregierung bei der Internationalen Konferenz für Offshore-Windkraftanlagen am 5. April 2019 verkündete.
Siehe auch
Windkraftenergie in Spanien - Zahlen und Fakten
Pionierprojekt im Windkraftanlagenbau: Elisa - Elican (Plocan)