Ausgabe Nr.
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J M upload 27.06.2019, Viva Edition 120 | Print article

Wunderbienen aus Moya? Zu Besuch bei Imker Carmelo Iván Santana Quintana

Zum ersten Mal überhaupt wurde ein kanarischer Honig in Brüssel aufgrund seines exquisiten Aromas mit dem Michelin Stern ausgezeichnet. Da waren sich 130 Chefs aus aller Welt einig und  gaben dem Honig „Barilla“ der Marke „Colmenar La Violeta“ von Imker Carmelo Iván Santana Quintana (im folgenden kurz Iván bezeichnet) diese Qualitätsauszeichnung. Am 14. Juni wird der junge Kanarier seinen Preis in Brüssel entgegennehmen. Damit reiht sich nach dem „Besten klaren Honig 2014“ und dem dritten Platz im Jahr 2015 auch eine international renommierte Auszeichnung an die bestehenden.

Es gibt wohl kaum einen besseren Anlass diesen Imker zu besuchen und dazu mussten wir in den grünen Norden nach Moya. Wenn Sie Sehnsucht nach etwas Abkühlung übermannt, dann kommen Sie um einen Besuch dieser kleinen Gemeinde ohnehin nicht herum. Die Gegend beeindruckt mit seinen tiefen Schluchten, den steilen Berghängen, aber vor allem aufgrund seiner üppigen Vegetation.

AUF NACH MOYA: MIKROKOSMOS IM MINIKONTINENT

Dafür sorgen zwei Hauptfaktoren. Zum einen darf sich Moya über Wasserreichtum durch mehrere Quellen freuen und zum anderen aufgrund einem natürlichen Glashaus-Effekts. Selbst wenn auf Gran Canaria normalerweise kein Regen fällt, wird die Gegend durch die aus Nordosten wehenden Passatwinde mit dem lebensnotwendigen Nass versorgt. Diese haben durchschnittlich eine Geschwindigkeit von 22 km/h und sorgen aufgrund der Temperaturunterschiede (zwischen den Schichten der feuchten bodennahen sowie der darüber liegenden trockeneren) für eine stabile Wolkendecke. Moya ist ein Mikrokosmos im Minikontinent. So hat sich im Laufe der Zeit ein besonders großer Artenreichtum herausgebildet, weshalb der größte Teil der Gemeinde zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Stellenweise fühlt man sich mit all den Sträuchern, Blumen, Kräutern, Wiesen, Farnen, Moos und Bäumen wie in einem Dschungel und das kräftige Vogelorchester sorgt für die musikalische Untermalung.

Ich will nicht ablenken, der Grund unseres Besuchs sind die kanarischen Bienen bzw. auch der daraus gewonnene Honig. Man empfing uns königlich und hatte extra einen Stand aufgebaut. Gemeindevertreter waren ebenfalls zugegen und freuten sich, dass wir an ihrer Gemeinde Interesse zeigten (was mir super peinlich war, zumal wir im ‚Ich mache Urlaub-auf-dem-Bauernhof‘ Look auftauchten. Mental dachte ich, wir müssen quasi bergsteigen … Nun kann ich es nur noch mit möglichst kompetenten Fragen kompensieren).

AM ZIEL BEIM IMKER COLMENAR LA VIOLETA

Die ganze Truppe war überaus herzlich und offen und nahm sich geduldig Zeit, uns in die Geheimnisse der Imkerei, die unglaublich faszinierende Welt der Bienen sowie die Honigproduktion ein wenig einzuführen.

„Mit vollem Magen ist gut lachen“… Dieses Sprichwort hat an diesem Tag sehr zugesprochen, denn bevor wir uns zu den Bienenpopulationen begaben, verkosteten wir die kredenzten Honige, sechs an der Zahl. Wir alle waren begeistert und auch überrascht, nicht nur ob der Geschmacksexplosionen, sondern auch ob der Vielfalt der verschiedenen Aromen und der Optik. Von dunkelrot bis milchig weiß reicht die Farbpalette.

HONIGGRUNDSORTEN

• Blütenhonig (Miel de Flores): Die Produktion ist für gewöhnlich im Frühling, wenn der Honig zu kristallisieren beginnt. Der Geschmack variiert je nach den Pflanzen der Saison obwohl durchgängig bei diesen Sorten noch eine blumige Note zu schmecken ist. Dieser Honig eignet sich besonders, um Früchte und Säfte zu süßen.

• Miel de Mielada (Honigtauhonig) sind zuckerhaltige Ausscheidungen von an Pflanzen saugenden Insekten und unterscheiden sich zum Blütenhonig durch die dunklere Farbe, von rotbraun bis dunkelbraun. Er wird vom Verbraucher, insbesondere in Deutschland, sehr geschätzt, weshalb er relativ hohe Preise erzielen. Sein Aroma ist kräftig bis würzig-malzig. Auf den Kanaren wird dieser häufig vom Nektar der Bananenstauden gewonnen. Er ist ein hervorragender Begleiter für frischen Käse.

Der ‚Bienenflüsterer‘

Imker Iván, eigentlich beim Berufsheer, interessierte sich schon seit seiner frühen Kindheit für diese emsigen kleinen Lebewesen, die alles im Griff zu haben scheinen (und es größtenteils auch tun, wie wir später erfahren werden). Seit zwanzig Jahren beschäftigt er sich nun intensiv mit Bienenvölkern und gilt als wahrer Experte und plaudert ein wenig über das Leben der Bienen.

‚Marsmännchen‘ auf Wanderung

„Die Qualität des Honigs hängt von den Pflanzen ab, die sie bestäuben. Hier ist eine immens große Vielfalt an Pflanzen und das macht eben den Unterschied im Geschmack aus. Man 

Bienenkolonie, auch zum Kaufen

Iván verkauft auch Bienen, falls jemand selbst eine Kolonie führen möchte bzw. Bestäuber für seine Pflanzen auf der Finca benötigt. Diese sind in einer kleinen Box und beinhalten natürlich auch eine Bienenkönigin. Es kostet ‚im Set‘ 85 Euro.  (Kontakt - siehe Kasten re. unten).

Markierung der Bienenkönigin (gelb)
Caption

IDEALIST FÜR AUFKLÄRUNG

Weil Iván in den letzten Jahren hautnah miterlebt hat, wie die Bienen unter den Umwelteinflüssen und dem Klimawandel leiden und mitunter sterben, ist es ihm ein großes Anliegen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Er geht auf dieses ihm sehr wichtige Thema tiefer ein: „Bienen brauchen im Prinzip nur drei Dinge: Pollen (Proteine), Honig und eine Königin. Stimmt eines dieser Kriterien nicht, reagieren sie unmittelbar. Bienen sind Bioindikatoren für Umweltverschmutzung. Ist das Gleichgewicht aus dem Ruder, dann sind Bienen, die ersten die darunter leiden und mitunter sterben. Die Menschen merken es aber nicht immer gleich. 

Der Imker kennt seine Populationen und hat die im Blick. Was ist aber mit den frei lebenden Wildbienen? Wieviele inzwischen verschwunden sind kann man schwer abschätzen. Das merkt man am Anfang nicht, denn das Summen wird einfach nur weniger oder hört auf. Als Folge verschwinden manche Pflanzen und ergo verringert sich die Biodiversität. Erst das merken die Menschen.“

Regelmäßig hält Iván Vorträge in Schulen und versucht das Bewusstsein für die Bedeutung der Bienen zu vermitteln. Er empfängt immer wieder Gruppen bzw. Interessierte, die sich für die „Bienenwelt“ interessieren. 

Ich wünsche ihm inständig, dass sein jüngster Preis (und vielleicht auch ein wenig mein Artikel) dazu beitragen, dass er seine vorbildliche Arbeit weiter verfolgen kann und noch viele Menschen mit dem „Bienenvirus“ infiziert, so wie uns. Dankeschön.

Teil 2: Schmerztherapie mit Bienenstichen „Apiterapia“ - Apitherapie, wie Bienen uns Menschen noch nützlich sein können

KONTAKT

Imker Iván Santana Quintana 
(Markenname der Honige: Colmenar La Violeta aus Moya und Telde)
Internet:
www.colmenarlavioleta.com

Carmelo Suárez González
Die Honige sind u. a. bei seinem langjährigen Geschäftsfreund erhältlich, dem Osteopathen Carmelo Suárez Gonzalez. 
Adresse: C. C. El Portón, c/Las Retamas in San Agustín. 
Tel.: 673 712 620 
Email: apicarmelo@gmail.com

1)Der Honig „Barilla“ wurde im Jahr 2014 auch mit der Goldmedaille als bester monofloraler Honig auf Teneriffa ausgezeichnet und  beim nationalen Wettbewerb in Granada.

2)Siehe Viva Canarias Ausgabe Nr. 75 „Wilde Wälder, Naturschutzgebiet Los Tilos, Lorbeerwald von Moya“.