Ausgabe Nr.
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J M upload 04.04.2020, Viva Edition 162 | Print article

100 Jahre Antonio Padrón - es lebe der Indigenismus, Maler auf der Suche nach den Wurzeln

Nur von der Küstenstraße getrennt sind die beiden Städte Santa María de Guía und Gáldar, die einstigen Königsstadt der Altkanarier, fast zusammengewachsen. Am Fuße des kegelförmigen Hügels Pico de Gáldar (432 m) soll der letzte Herrscher, Tenesor Semidan, im Jahr 1482 gefangen genommen und an den spanischen Königshof gebracht worden sein. Dort, im Angesicht der aussichtslosen Lage, konvertierte er zum katholischen Glauben.

In unmittelbarer Nähe zum Kirchplatz liegt das Museum des außergewöhnlichen Malers Antonio Padrón, einer der bedeutendsten Vertreter des Indigenismus. Er erblickte am 22. Februar 1920 als achtes von neun Kindern das Licht der Welt, also genau vor 100 Jahren. Anlässlich dieses Jubiläums ehrt die Kulturabteilung der Inselregierung von Gran Canaria in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Gáldar in diesem Jahr den Künstler mit einer Reihe von Sonderausstellungen und Veranstaltungen.

100 Jahre Jubiläum Antonio Padrón - die Vita

Padrón entstammt einer wohlhabenden Familie aus Gáldar. Und obwohl der Künstlerberuf damals keinesfalls ein erstrebenswerter Beruf für die gehobene Gesellschaft darstellte, konnte man nicht umhin, Padróns außergewöhnliches Talent zu bemerken und zu fördern. 

Seine Familie schickte ihn zur Ausbildung in die damals weit entfernte Hauptstadt Las Palmas de Gran Canaria. Anschließend studierte Padrón an der Akademie für Bildende Kunst San Fernando in Madrid. Mit 29 Jahren erlangte er die Professur und stellte seine Werke erstmals im Rahmen von Sammelausstellungen aus.

‚Todessehnsucht‘ in die Heimat?

Zwei Jahre danach, im Jahr 1951, zog es Padrón wieder in seine Heimatstadt Gáldar, wo er den Rest seines  kurzen Lebens als Maler, Bildhauer und Töpfer wirken sollte. Leidenschaftlich und wissbegierig begann Padrón die Suche nach den eigenen kanarischen Wurzeln. 

Er suchte das Gespräch mit ‚seinem Volk‘, mit Arbeitern und Bäuerinnen und lauschte den vielen Legenden rund um Riten, Brauchtum und dem Alltagsleben. Seine Erkenntnisse vermittelte Padrón in einer neuen künstlerischer Ausdrucksform. Er beschönigte nicht, sondern zeigte die Tragödien um Dürre, Krankheit, Tod und dem harten Leben in seinen Charakteren unverblümt auf. Symbolträchtig arbeitete er quasi die ‚kanarische Seele‘ in großformatige Gemälden ein. Padrón fokussierte sich bei der Auswahl der Farbpalette auf warme Erdtöne, wie z. B. braun, ocker, rot und curry. Seine Technik änderte sich nun vom anfänglichen Expressionismus hin zur naiven Malerei. Er brach die Themen auf die wesentlichen Elemente herunter. Kubistische Einflüsse im Stil von Pablo Picasso werden speziell in seinen Werken nach 1956 evident. Aufgrund seiner Motive avancierte er zum Pionier des kanarischen ‚indigenismo‘. 

Padrón experimentierte zudem mit Materialien und um den Heimatbezug zu unterstreichen, fand zuletzt auch immer öfter kanarische Erde ihren Weg auf seine Leinwände. Seinem Vorbild folgten viele andere Künstler, wie beispielsweise César Manrique.1)

Mit nur 48 Jahren verstarb Antonio Padrón am 8. Mai 1968 und sein Atelier wurde genau so belassen, wie er es an diesem Tag hinterließ. Sein letztes, düsteres, unvollendetes Werk steht in der Staffelei und stellt eine schwarze Madonna dar, die ihren Sohn im Schoß hält. (siehe Foto linke Seite. Daraus können Sie zudem die Entwicklung seiner künstlerischen Ausdrucksform anhand seiner Gemälde sehen.)

Vom Geburtshaus zum Museum Antonio Padrón

Sein Geburtshaus wurde zu einem Museum umgewandelt, das am 8. Mai 1971 eröffnet wurde. Der Garten ist bzw. war für Padrón eine Oase der Ruhe und der Innenhof ist mit typisch runden Steinen ausgelegt (Vorsicht ist beim Begehen mit Stöckelschuhen geboten)

Im Casa Museo Antonio Padrón sind über hundert seiner Werke ausgestellt, die viele interessante Einblicke in die kanarische Kultur bieten und jede Menge Symbolkraft haben. Flachbildschirme an den Wänden bieten per Touch-Screen interessante Hintergrundinformationen zu jedem einzelnen Werk und das in mehreren Sprachen. Seine Werke wurden von Experten fachlich hervorragend erläutert. 

Man kann die ausgestellten Gemälde in folgenden Themenblöcke  gliedern:

• Brauchtum (Costumbre)
• Kultur (Cultura)
• Magie/Mystic (Magia) 
• Meer, Wellen (Mar)

Fazit

Das Museum ist klein, aber fein und wirklich sehr sehenswert, wenn man sich für die Kanaren interessiert. Zudem bietet das einstige Geburtshaus anhand von Alltagsgegenständen auch Einblicke in das damalige Leben in seinem Geburtshaus. Der Garten ist mit endemischen Pflanzen entzückend gestaltet. Regelmäßig finden zudem Sonderausstellungen statt. Für den Besuch müssen wir uns jedoch bis zum Ende der Ausgangsbeschränkungen gedulden.

KONTAKT

CASA MUSEO ANTONIO PADRÓN
c/Capitán Queseda 3, Gáldar (Nähe Kirchplatz im historischen Ortskern „Casco Historico“), Tel.: 928 551 858
• Geöffnet: Di. bis So. von 10.00 bis 18.00 Uhr (Anm.: In den Sommermonaten Juli, bis September bis 19.00 Uhr)
• Eintritt: 2 Euro (Rabatte für Residenten und Senioren)

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Verweise (siehe: www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 159 vom 29.12.2019 „100 Jahre César Manrique - Zeitgenosse der Zukunft“