Die Adventszeit ist in Spanien unweigerlich mit dem Glücksspiel verbunden, denn mit dem „fetten Gewinn“ der Weihnachtslotterie winken Millionen. Der Ursprung reicht über 250 Jahre zurück. Spanien verdankt nämlich nicht nur den Krippenkult, sondern auch die Lotterie ihrem pfiffigen König Karl III. aus dem Haus Bourbon (1716 - 1788). Er wurde dabei inspiriert von Neapel, wo die Lotterie schon seit 1682 gespielt wird. Der Monarch legte den Grundstein mit seiner königlichen Lotterie (Lotería Real) per Dekret vom 30. September 1763, in der er gleichzeitig andere Glücksspiele verboten wurden und erschuf somit ein Monopol. Der ursprüngliche Grundgedanke war der soziale Nutzen, nicht ohne einen gewissen Eigennutz.
Wörtlich heißt es darin […] „unser Lotto ins Leben gerufen wurde, dass ich es für angebracht und zweckmäßig halte in Madrid eine Lotterie einzurichten […], damit sie Krankenhäusern, Hospizen und anderen öffentlichen und frommen Werken zugutekommt, für die jährlich viele Mittel aus meiner königlichen Schatzkammer verbraucht werden.“
Die erste Ziehung fand schließlich am Plaza de San Ildefonso statt, wo sich der Sitz der Loterías befand. 1812 markierte für Spanien ein Jahr der Veränderungen, wie beispielsweise die Geburtsstunde der spanischen Verfassung aber auch des staatlichen Lotterieunternehmens (Lotería Nacional) mit Sitz in Cádiz, wo am 4. März 1812 die erste Ziehung durchgeführt wurde.
Sechs Jahre später wurde erstmals zu Weihnachten eine Sonderlotterie (Sorteo Extraordinario de Navidad) aufgelegt, die allerdings erst 1839 auf regelmäßiger Basis durchgeführt wurde. Diese spanische Weihnachtslotterie, ist demnach nicht nur eine der größten, sondern die älteste der Welt. Aufgelegt wurden Viertellose mit 4.000 Pesetas als Hauptgewinn
Die Auslosung startet alljährlich am 22. Dezember ab 9.00 Uhr morgens und zieht sich über Stunden. Traditionell verkünden Schüler der Waisenschule San Ildefonso die ausgelosten Gewinnernummern in einer Art Singsang. Das Spektakel wird live im TV und Radio übertragen und lockt Millionen vor die Fernseher, denn, wie die Statistiken zeigen, besitzt jeder Haushalt mindestens drei Zehntellose (décimos) und alle hoffen auf den ‚dicken Gewinn‘ (El Gordo).
2019 betrug die ausgespielte Gesamtsumme 2,38 Milliarden Euro, was 70 Prozent der Einsätze entsprach. Für Spanien ist die Weihnachtslotterie noch immer lukrativ, denn nur 3,7 Prozent der verbliebenen 30 Prozent werden als Provisionen an die Ticketverkaufsstellen bezahlt und der Rest geht an den Staat. Beim deutschen Lotto werden im Vergleich nur die Hälfte der Einnahmen ausgeschüttet.
Zudem waren in Spanien Lotteriegewinne bis 2013 steuerfrei. Heute sind es nur noch welche bis zu einer Gewinnsumme von 2.500 Euro, für jene darüber müssen 20 Prozent an das spanische Finanzamt abgeführt werden. In Deutschland ansäßige GewinnerInnen können aufgrund des Doppelbesteuerungsabkommens mit Spanien die Steuer im Folgejahr beim Spanischen Finanzamt zurückfordern.
Wer bei der Weihnachtslotterie leer ausgeht, hat etwa zwei Wochen später bei der Auslosung „Lotería El Niño“ eine neue Chance auf einen Gewinn. Diese „Jesuskind-Lotterie“ findet immer am 6. Januar statt, also in der Nacht bevor die Heiligen Drei Könige die Bescherung bringen. Im Pot liegen insgesamt 700 Mio. Euro mit 2 Mio. Euro je Serie als Hauptgewinn.
Kompliziertes Losnummernprinzip
Das staatliche Unternehmen für Lotterien und Wetten (Loterías y Apuestas del Estado) mit Firmensitz Madrid betreibt u. a. Lototurf, Bono Loto, Lotería Primitiva etc und die zuvor beschriebene Sonderziehung zu Weihnachten.
- Für Sorteo Extraordinario de Navidad werden etwa 85.000 Lose mit fünfstelligen Nummern aufgelegt.
- Zehn Lose bilden eine Serie, für die jeweils mit 1,9 Mio. Euro dotiert sind.
- Für den Hauptgewinn (El Gordo) wuchs von 4.000 Peseten im Jahr 1812 auf heute etwa 3 Mio. Euro je Serie vorgesehen.
- Darüber hinaus werden jeweils eine Mio. Euro für den zweiten Platz, 500.000 Euro für den dritten und 200.000 Euro für den vierten Platz ausgeschüttet.
Ein ganzes Los (billete) kostet 200 Euro, was relativ teuer ist. Aus diesem Grund haben sich in Spanien Spielgemeinschaften etabliert, sei es im beruflichen oder familiären Umfeld, ganze Dörfer oder Unternehmen.
Am meisten verkauft werden daher die Zehntellose (décimos), die nur mit 20 Euro zu Buche schlagen.
Etwa zehn Prozent der TeilnehmerInnen erhalten ihren Einsatz zurück, knapp sechs Prozent gewinnen und der Rest geht leer aus.
Glücksritter im ‚Glücksdorf‘ Sort
Das beschauliche Städtchen mit dem verheißungsvollem Namen Sort, also zu Deutsch Glück, gilt als Mekka der Lotteriefans. So manch hoffnungsvolle SpanierIn macht sich auf, um dort ihr Glückslos zu erwerben. Tatsächlich ist die Zahl der Gewinne mit Losen aus Sort überdurchschnittlich - was, rein logisch betrachtet - darauf zurückzuführen ist, dass dort ja auch viel mehr Lose erworben werden.
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Fakten
1763 Gründung Königlichen Lotterie (Lotería Real)
1812 Gründung Lotería Nacional
1818 Erste Sonderlotterie zu Weihnachten
1985 Gründung Lotería Primitiva (La Primitiva)
1988 Erste Verlosung BonoLoto
1993 El Gordo de la Primitiva
2004 Teilnahme an Euromillions
2005 Pferdewetten Lototurf und Quíntuple
2005 Sportwetten El Quinigol und Quiniela (Wetten auf geschossene Tore)
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Foto historisch: Sociedad Estatal Loterías y Apuestas del Estado S.A. unter www.selae.es
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