„Das Wandern ist des Müllers Lust ...“ und nicht nur des Müllers! Wandern liegt nach wie vor voll im Trend und das Durchschnittsalter rutscht von Jahr zu Jahr hinunter, denn es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, um der Alltagshektik zu entrinnen. Beim Wandern bekommt man den Kopf frei und neben den positiven gesundheitlichen Aspekten, wie z. B. auf das Herz- und Kreislaufsystem, lernt man auch noch nette Menschen kennen. Wandern ist eine aktive Kommunikationsmöglichkeit, bei der man ganz bewusst dem Gesprächspartner zuhören kann und nicht von lästigen Tönen der eingehenden Nachrichten á la WhatsApp & Co. unterbrochen wird.
Wie schon mehrfach erwähnt, setzt die Inselregierung von Gran Canaria vermehrt auf Aktiv- und Individualtourismus. Aus diesem Grund hat man vor einigen Jahren ein Wanderfestival ins Leben gerufen, das in diesem Jahr seine sechste Ausgabe feiert. Professionelle mehrsprachige Reiseführer führen Sie durch wunderbare Gegenden der Insel und geben wissenswerte Informationen zum Besten. In den vergangenen Editionen nahmen 800 Menschen aus 25 Ländern teil. Die Stimmung ist unbeschreiblich gut und neben dem Wandern beinhaltet das Package (25 Euro pro Tour) auch Versicherung, Verköstigung, Picknick und sogar Geschenke.
Einige Routen haben wir Ihnen bereits vorgestellt und so geht es dieses Mal um folgende Wanderungen.
Der Jakobsweg
Termin: Do., 9. November
Der Jakobsweg ist, wie der Name erahnen lässt, ursprünglich ein Pilgerweg der Kanarier. Er beginnt am Fuß des Wahrzeichens Roque Nublo im Herzen der Insel und zwar am Picknickplatz Llanos de La Pez. Die Route ist durch kontinuierliche Höhenunterschiede gekennzeichnet, wobei es meistens bergab geht. Auf diesen schönen Naturpfaden, wie beispielsweise dem „El Paso de La Plata“, begleitet Sie die Vielfalt der kanarischen Flora und Fauna durch Pinienwälder und immer wieder werden Sie von den Panoramen überwältigt werden. Es ist eine Wanderung, bei der die Anstrengungen zweifelsohne dem Naturerlebnis weichen werden.
Kanarische Weidenroute
Termin: Sa., 11. November
Das ist eine der schwierigsten und längsten Routen des diesjährigen Festivals. Die Route startet am Vulkankessel „Caldera de los Marteles“ (siehe Foto 01) und von der dortigen Aussichtsplattform haben Sie einen schönen Blick darauf. Der Kessel ist mit 500 Meter Durchmesser und lediglich 80 Meter Tiefe vergleichsweise klein. Diese Gegend wurde von der UNESCO am 29. Juni 2005 zum Weltbiosphärenreservat erklärt. Die Wälder sind dicht und es herrscht das ganze Jahr über eine hohe Feuchtigkeit vor. Das Wetter kann hier sehr schnell umschlagen und mitunter werden Sie in kürzester Zeit von Regen oder niedrigen Temperaturen überrascht. Der Grund dafür ist, dass sich das Kondensat der Wolken an der feuchten Luftseite nördlich auf der Leeseite auflöst (als Föhn-Effekt bekannt). Eine entsprechende Wanderkleidung empfehle ich explizit bei dieser Tour.
Weiter geht es dann ins sogenannte Falkental, dem Barranco de los Cernicalos (siehe Foto 02). Das ist eines der wenigen Bachläufe, in der fast das ganze Jahr über Wasser fließt. Einzigartig verengt sich die Strecke stellenweise auf wenige Meter. Vogelgeszwitscher vermischt sich mit dem Plätschern des Wassers und der Weg wird von Lavendel, Feuerhaarfarn, Salbei, Malven und Dickblattgewächsen gesäumt. Hier wächst sogar der blaue Natternkopf. Wenn man Glück hat, könnte man sogar einen kanarischen Turmfalken in den Lüften schweben sehen, dem Namensgeber dieser Schlucht.
Über die urigen Ansiedlungen von Las Haciendas und Las Vegas geht es dann weiter in den Barranco de San Miguel in der Gemeinde Valsequillo. Diese Gegend ist ebenfalls eine beliebte Destination für Wanderfreunde, auch aus regionaler ethnografischer Sicht. Dort befinden sich prähispanische Höhlen sowie der fast 500 Jahre alte Weiler „Caserío de El Colmenar“. Ziel ist das kleine, aber feine Gemeindehauptstädtchen Valsequillo und dort kann man sich dann wohlverdient eine Stärkung mit regionalen kanarischen Spezialitäten gönnen. Eine kleine Weinverkostung ist inklusive.