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J M upload 12.06.2024, Viva Edition 212 | Print article

Abenteuer Europafahrt. Etappe 1 mit der Fähre - Reiseblog Julija Major 2024

Kaum hat man einen erholsamen, wohlverdienten Urlaub auf den Kanarischen Inseln verbracht, schlägt die Keule der Realität mit voller Wucht zu, noch bevor man wieder in der Heimat angekommen ist. Wie ist das möglich? Ganz einfach mit der Rückreise. Ich spreche nicht vom Privatjet oder einer Fahrt auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern von einem ganz gewöhnlichen Rückflug, den wir gewöhnliche Leute normalerweise in Anspruch nehmen. 

Da fängt der Stress ja bereits an. Ich meine nicht die Warteschlangen am Flughafen, wo frustrierte UrlauberInnen um ihren Platz kämpfen und massenhaftes Gepäck vor und hinter sich herschieben. Dass die Zeit bis zum elendslangen Check-In Prozedere auch noch im Stehen gemeistert werden muss, ist körperlich geradezu anstrengend. Ob der Flug überhaupt abhebt und nicht einem Streik zum Opfer fällt ist eine andere Frage.

Heimreise mit Fähre und Auto

Auf der Suche nach Alternativen keimte vor einigen Jahren der Wunsch, die weite Heimfahrt mit meinem eigenen Auto zu fahren - ergo: die Strecke von Spanien nach Österreich zu wagen. Es lockt mich der Gedanke, dass ich alles mitnehmen kann, ohne eine qualvolle Wahl treffen zu müssen. Also normale Kleidung, Sportbekleidung, Schuhe oder Cocktailkleider, Accessoires und Kosmetik.

Dazu kommt, dass ich scheinbar mit einem „Abenteurer-Gen“ ausgestattet bin, das dazu führt, dass neue Gegenden einen magischen Reiz auf mich haben.

Und last, but not least - mein Hund Juan. Wir könnten jederzeit überall stehen bleiben und er kann meinen Erzählungen auf der Fahrt nicht entfliehen. Nicht, dass ihn das tangieren würde, denn der alte Herr macht gegebenenfalls ein Nickerchen, ohne auf meine zartbesaitete Gefühlswelt Rücksicht zu nehmen. 

Von der Idee zur Realtität. Die Fahrt

Dieses Jahr 2024 ist es soweit und ich entscheide mich für eine Heimfahrt via Fähre und Auto. Meine angepeilte Route erarbeitete ich (auch dank Feedbacks einiger diesbezüglich erfahrener Bekannten und Freunde) wie folgt:

Fähre bis Huelva. Dann die Strecke über Sevilla - Malaga - Murcia - Valencia - Barcelona - Montpellier - Genf - Lausanne - Bern - Zürich - Bregenz - Innsbruck - Salzburg - Wien.

Teil 1: Die Fähre „Marie Curie“ von Fred.Olsen

Die Fährgesellschaft Fred Olsen1), deren Gründung auf das Jahr 1904 einer Familie aus La Gomera zurückreicht, ist Platzhirsch auf den Kanarischen Inseln und verfügt über einen ausgezeichneten Ruf. Ganz bequem buchte ich für den 6. Juni 2024 und zahlte (als Residentin) 400,58 Euro für mich, meinen Hund Juan, meinen PKW und eine Kabine. Obwohl ich alleine verreiste, aber eben mit einem Vierbeiner, konnte ich zu 99 % davon ausgehen, dass ich alleine in der Kabine sein werde.

Auf dem Ticket wurde darauf hingewiesen, sich zweieinhalb Stunden vor der Abfahrt am Hafen einzufinden. Die Einfahrt zum Gelände des Puerto de Las Palmas de Gran Canaria liegt am nördlichsten Ende der Stadt, just neben dem Kreisel mit dem Leuchtturm. Zugegeben, etwas nervös und aufgeregt, fand ich mich schon vier Stunden früher ein, um die „Lage auszuloten“. 

Hafenlabyrinth für Orientierungslose

Leider verfüge ich über gar kein Orientierungsvermögen, das sich in Kombination mit meiner allgemeinen Aufregung und der Größe des Areals als Fatal herausgestellt hat. Irgendwann hatte ich den Eindruck, jeden vorhandenen Kreisel zu inspizieren und in wirklich jeder Sackgasse zu landen. Mir entgingen auch nicht die wachsamen, strengen Blicke der Hafenpolizisten, die offenbar denselben Eindruck hatten. Einer fragte dann nach, was ich denn hier tue und erbarmte sich meinem verzweifelten Blick. Schließlich erklärte er mir freundlich, fast hätte ich geschrieben „frauengerecht“, wie ich zu fahren habe und dass es ganz leicht zu finden ist, ich muss nur lesen und dem Hinweisschild „Cambulloneros2) folgen. Und tatsächlich war ich bereits ganz in der Nähe und fuhr eine der Spuren bis nach vor zur Fähre, wo mir eine überaus zuvorkommende Dame lächelnd erklärte, ich sei viel zu früh da und sie könne mich noch nicht fahren lassen. Es reicht, wenn ich eineinhalb Stunden vorher da bin. 

Was ich gedacht habe, kann ich in dieser Deutlichkeit nicht schreiben, ohne dass meine Erziehung über Bord gesprungen wäre. Schlussendlich habe ich wieder aus dem Hafengelände gefunden und am Strand von El Confital3) gechillt, bis ich mich - eineinhalb Stunden vor Abfahrt - wieder auf den Weg zum Hafen gemacht habe. Und tatsächlich habe ich diesmal sofort die Fähre finden können, indem ich ganz einfach den Hinweisschildern Cambulloneros gefolgt bin. Manche Polizisten nickten mir schmunzelnd zu, als sie merkten, dass ich schon wieder da bin. 

Zu früh ist viel zu früh

Auch die Dame vor der Fred.Olsen Fähre erinnerte sich an mich und ließ mich gleich als erstes Hochfahren und das war ein Kinderspiel. An jeder Ecke winkten die Einweiser der Crew bzw. des Hafens und schon war ich samt Auto an Deck. Nach all dem Vorbereitungsstress hat sich in diesem Augenblick das erste Mal eine Vorfreude und Urlaubsgefühl eingestellt. 

Kabine ... mit Überraschungseffekt

Vom Autodeck geht es direkt zur Rezeption, wo den Passagieren die Kabine zugewiesen und eine Schlüsselkarte übergeben wird. Gut, das ist heutzutage ein QR-Code, echt praktisch, denn man bekommt ihn auch auf das Mobiltelefon und das legen die meisten Menschen fast nie aus der Hand. 

Als wir, Juan und ich, die Kabinentür öffnete, war ich auf den ersten Blick überaus positiv überrascht. Klein, aber fein, das trifft hier im wahrsten Sinn des Wortes zu. Trotz der ‚Größe‘ ist jede Ecke effizient gestaltet und ausgenutzt worden. Die Kabine bietet neben den Betten auch einen kleinen Schreibtisch, Miniregal, TV etc. und, das Wichtigste, ein eigenes Bad. Und wie ich später rausgefunden habe, hat das Wasser einen herrlichen Druck und man kann sich lange heiß duschen. Sogar zwei Flaschen mit Wasser stehen bereit und für Juan eine Hundedecke samt Fressnapf.

Volle zehn Punkte für Unterkunft meinerseits!

Ein weiteres Detail. Vor meiner Abreise besorgte ich mir Tabletten gegen Seekrankheit, von der ich wusste, dass ich dazu neige und glatt habe ich sie in all dem Stress vergessen. Es war aber auch gar nicht notwendig, denn wie sich herausstellen sollte, war die Überfahrt derart ruhig, dass ich oft vergaß, dass ich auf See bin. Es hat sicherlich auch etwas mit der Größe der Fähre zu tun. Jedenfalls bin ich froh nicht unnötig Medikamente eingenommen zu haben. Geschlafen habe ich wie ein Baumstamm (so formulieren es die Spanier) und freue mich schon auf die zweite Etappe. Start in Huelva.

Alles zu seiner Zeit - die Terminblöcke

Für Essen, Zugang zum Auto als auch zum Gassigehen sind bestimmte Zeitslots vorgesehen. Angaben in kanarischer Zeit (MEZ - 1h):

Büffet (Selbstbedienung)
8.15 - 9.00 h Frühstück
12.45 - 13.30 h Mittagessen
19.45 - 20.30 h Abendessen

Zugang zum PKW
9.00 - 9.15 h
14.00 - 14.15 h
21.00 - 21.15 h
*Sonntags nur 21.00 - 21.15 h

Zugang zum Haustierbereich (falls nicht in der Kabine), jeweils für 15 Minuten erlaubt und zwar um:
5.00 h, 8.00 h, 12.00 h, 13.00 h, 17.00 h, 19.00 h und 21.00 h

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2. Etappe Reise mit dem Auto quer durch Europa

GESAMTSTRECKE: 2.983 km

Spanien (Total 1.366 km)

Huelva - Sevilla (über A-49, 93 km)

Sevilla - Granada (über A-92, 250 km)

Granada - Murcia (über A-330, 296 km)

Murcia - Valencia (über A-33, 216 km)

Valencia - Tarragona (über AP-7, 258 km)

Tarragona - Figueres (über AP-7, 231 km)

Figueres - La Jonquera (über AP-7, 22 km)

 

Frankreich (Total 640 km)

La Jonquera - Perpignon (über A-9, 40 km)

Perpignon - Avignon (über A-9, 245 km), Maut: 

Avignon - Valence (über A-7, 129 km)

Valence - Voreppe (über A-49, 83 km)

Voreppe - Genf (über A-41, 143 km), Maut: 

 

Schweiz (Total 404 km)

Genf - Lausanne (A1, 63 km)

Lausanne - Bern (A12, 106 km)

Bern - Zürich (A1, 122 km)

Zürich - St. Margarethen (A1, 113 km)

—> Autobahnvignette: 45 Euro

 

Österreich (Total 573 km)

St. Margarethen - St. Anton am Arlberg (A14, 91 km)

St. Anton am Arlberg - Innsbruck (E60, 98 km)

Innsbruck - Kufstein (E60, 79 km)

Kufstein - Salzburg (A8, 111 km), über das „Deutsche Eck“

Salzburg - Linz (A1, 134 km)

Linz - Amstetten (A1, 60 km)

 

—> Autobahnvignette: 28 Euro

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Verweise

1)Viva Canarias Nr. 208 vom 1.2.2024 „50 Jahre Fred Olsen. Platzhirsch“ https://www.viva-canarias.es/blog/50-jahre-fredolsen-faehrgesellschaft-der-platzhirsch-uebersicht-faehrverbindungen/

2)Viva Canarias Nr. 191 vom 2.9.2022 „Cambulloneros, die einstigen Hafenhändler von Las Palms de Gran Canaria“

https://www.viva-canarias.es/blog/cabulloneros-die-einstigen-hafen-haendler-von-las-palmas-de-gran-canaria/

3)Viva Canarias Nr. 54 vom 9.8.2018 „Playa El Confital: Sinfonie aus Natur und Moderne“ 

https://www.viva-canarias.es/blog/playa-el-confital-sinfonieaus-natur-und-moderne-1/