Altruismus wird in der heutigen Zeit immer weniger gelebt, also selbstlos ein anderes Individuum oder der Gesellschaft etwas zu geben ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Doch zum Glück gibt es auch andere schöne Beispiele. 

Jedes Jahr im Oktober erweckt die Bevölkerung von Cercados de Espino und deren umgebende Dörfer diesen Begriff in Form des Laufwettbewerbs des Dorfes (La carrera del pueblo) zum Leben. Eingebettet in der spektakulären Schlucht von Arguineguín haben sich die Dorfbewohner, jung und alt, zusammengeschlossen und im Jahr 2014 eine Vereinigung gegründet mit dem Ziel das lokale Naturerbe zu schützen und die alten Eselspfade wieder aufleben zu lassen. 

„La Asociación de los Acebuches“ versucht mit dem jährlich stattfindenden ‚Acebuches Trail‘ dieses ‚restaurierte‘  Naturerbe bekanntzumachen. Der Name weist auf den wilden Olivenbaum hin, Olea cerasiformis, der hier einst zur prähispanischen Zeit als dominanter Baum des thermophilen Waldes vorkam – bevor die massive Abholzung der Wälder das Gesicht Gran Canarias grundlegend veränderte. Bei der diesjährigen Edition vom 13. Oktober konnten die Läufer aus drei Strecken wählen: 7 km, 16 km und 26 km. Zwei von den drei Routen durchqueren das Gebiet „Los Acebuches“ und alle sind durch die restaurierten Wanderwege mit der Arguineguín-Schlucht verflechtet. Für die Kinder gibt es ein Kidsrun. Start, Ankunft und ‚Fiesta post carrera‘, also das Fest zum Abschluss, sind beim Fußballfeld, das sich dann in ein wahrhaftes Ameisenfeld verwandelt.

Herzerfrischende Menschlichkeit

Betriebsam und fleissig leisten über 300 Freiwillige ihren Beitrag, damit diese Veranstaltung einen krönenden Abschluss findet. Während die Männer zumeist mit der Organisation des Rennens beschäftigt sind, sind es ihre Mütter und Frauen, die für mehr als 1.200 Gäste das Frühstück und Mittagessen vorbereiten und servieren. Die Kinder weisen entlang der Strecken den Bergläufern den richtigen Weg und am Ende räumen alle gemeinsam die Wanderwege wieder auf.

Schon von weitem roch man die Gebäckringe und im Dorf herrschte eine gemütliche Feststimmung mit herzerfrischender Menschlichkeit, die so charakteristisch ist für die echten ‚Canarios‘.  Die euphorische Stimmung hing schon am Sonntagabend in der Luft und wir gesellten uns zu den Müttern, die fleissig ihre Gebäckringe kneteten. Die älteste unter ihnen führte die ‚madres‘ an und während sie Aufgaben verteilte und mit ihrem Know-How den einen oder anderen Rat gab, erklärte die betagte, aber sehr attraktive Señora: „In unserem Dorf sind wirklich alle durch den Acebuches Trail miteinander verbunden und voneinander abhängig.”

Auch der 11-jährige Aidan war schon voller Vorfreude, denn er durfte am Renntag eine der wichtigsten Gabelungen beaufsichtigen, die Läufer motivieren und ihnen die Richtung weisen. Sie schrien “Animoooooo” und “Campeones” bis das letzte Quäntchen Luft aus der Lunge raus war und am Ende räumten sie ihren Sektor wieder auf und begaben sich fast 500 Höhenmeter wieder hinab in die Schlucht.

Vom Laufen und Wandern: Sondertouren

Die Teams von Mogán Verde und Wanderguide Gran Canaria unterstützen solche lokalen Initiativen und bieten deshalb jeden Montag die sieben Kilometer lange Acebuches Wanderung an. Morgens, noch bevor die Sonne das Tal erobert hat, beginnt der Aufstieg und am höchsten Punkt genießt man bei einem kleinen Picknick den herrlichen Ausblick. Dieser Panoramatrail führt durch die ‚Naturjuwelen der Ferienregion‘ und lässt die Seelen der Wanderer und Läufer nicht unberührt. 

Alle Details zu dieser Tour finden Sie im Kasten auf der linken Seite.         

Sofie Hendrikx

Fotos - Bildunterschriften
01: Start und Ziel am Fußballplatz
02: Dorfbewohnerinnen backen für die Teilnehmer des Achebuches Trail
03: Dorfbewohner heißen die Läufer am Dorfeingang willkommen
04: Der 11-jährige Aidan überwacht eine strategische Weggabelung 

Mogán baut Wanderwegnetz aus

Ende Oktober begannen die ersten Arbeiten im Rahmen von ECO-TUR, ein von der EU gefördertes Projekt für nachhaltigen Öko-Tourismus. Die Bürgermeisterin Onalia Bueno treibt den Ausbau bzw. die Rehabilitierung des bestehenden Wanderwegnetzes voran. Der erste Abschnitt mit 29 Kilometern Länge (in den Tälern Veneguera und Barranquillo Andrés y Soría) soll bis 2020 fertig gestellt sein.