Es war im Jahr 1977, als ein gewisser Peter Meanwell gebeten wurde für die große jährliche Crufts Dog Show einen Pausenfüller zu organisieren. Vom Pferdesport inspiriert entwickelte der Brite ein Springturnier für Hunde. Das Publikum dieser neuartigen Präsentationen war so begeistert, dass beschlossen wurde die Show zu wiederholen. Und so avancierte Agility inzwischen als Selbstläufer zu einer weltweit etablierten Hundesportart, die von vielen Hundesportvereinen angeboten wird. Inzwischen gibt es von verschiedenen internationalen Verbänden organisierte Weltmeisterschaften wie z. B. von der IFCS, IMCA und der FCI für Rassehunde. Wie der Name schon erahnen lässt (aus dem engl. „Flinkheit, Wendigkeit“) geht es bei Agility darum, dass die Vierbeiner eine Reihe von Hindernissen auf einem Parcours in einer vorgegebenen Zeit fehlerfrei bewältigen. Diese Wettbewerbe sind bei Zuschauern immer sehr beliebt und auch auf den Kanaren gewinnt diese Hundesportart immer mehr an Bedeutung. Aus diesem Anlass treffen wir uns mit David Peña Gutierrez, der seit 2005 Präsident des Club Agility Gran Canaria, einem von insgesamt zwei Clubs auf der Insel, ist.
Hauptberuflich ist David in der Hotel- und Gastronomiebranche tätig und zwar in einem Konzern in der Touristenhochburg Meloneras. Gleichzeitig ist er neben seiner Tätigkeit als Vorsitzender des Agility-Clubs in Los Corralillos (Gemeinde Agüimes an der Ostküste von Gran Canaria) auch ausgebildeter Hundetrainer.
David wuchs mit Hunden auf und hatte schon in seiner Kindheit ein Faible für die Vierbeiner. Seine Eltern hatten auf ihrer Finca in Kantabrien deutsche Schäferhunde, diese Rasse gilt als äußerst lehrsam und intelligent. In seinem Heimatort Los Corralillos bei Agüimes gibt es gegenüber seines Wohnhauses eine Hundetrainingschule, die sein Interesse weckte. Immer öfter beobachtete er das bunte Treiben mit den Vierbeinern, bis er sich nach einiger Zeit entschloss, selbst auch mitzumachen. So begann seine Karriere als Hundetrainer und Agilitysportler. Wann immer der zweifache Vater Zeit findet, trainiert er mit seinen drei Hunden, und zwar sind das der fünfjährige Labrador Roby, die vierjährige Wendy und der eineinhalbjährige Border Colly Nova.
Kann jeder Hund „Agility“ betreiben?
„Im Prinzip kann es jeder Hund lernen. Manche lernen etwas schneller als andere und vieles hängt natürlich vom konsequenten Training ab. Die Hunde sollten jedoch voll ausgewachsen sein, bevor man mit diesem Hundesport beginnt. Manche Tiere im Club haben erst mit 5 Jahren damit begonnen. Doch idealerweise beginnt man das Training mit seinem Tier (frühestens) ab eineinhalb Jahren“, erklärt uns David. Diese Altersregelung ist in allen Ländern gleich. Hintergund ist, dass die Tiere ausgewachsen sein sollen, bevor sie mit diesen teils akrobatischen Übungen beginnen.
Wie viel Zeit muss man investieren?
„Etwa eine halbe Stunde „Netto-Taining“ pro Tag absolvieren die Hunde“, wie uns David erklärt. Das bedeutet, dass die Hunde ihre Lektionen nur in kleinen, kurzen und für sie mental „verdaubaren Häppchen“ lernen. Und nicht mehr als ein bis drei Minuten pro Durchlauf wird trainiert, danach gibt es eine Belohnung und eine kurze Pause, damit ihr Gedächtnis das Erlernte speichern kann. Das wird geduldig und konsequent immer wieder wiederholt. Für den Slalomlauf beispielsweise, bei dem sie zwölf Stöcke („palos“) passieren, benötigen die Hunde lediglich 2,5 Sekunden. Das kann das Auge des Betrachters kaum mitverfolgen. Stress des Trainers ist ein absolutes Hindernis bei den Übungen und überträgt sich auf die Hunde. Die Trainingseinheiten erfordern von beiden Seiten volle Konzentration.
Das Grundtraining dauert drei bis vier Monate mit zwei Trainingseinheiten pro Woche und kostet etwa 200 Euro pro Kurs.
Was macht Agility so beliebt?
Jeder Hund und jedes Herrchen kann Agility betreiben. Dass man dabei selbst auch noch ein wenig körperlich gefordert ist und viel Zeit an der frischen Luft verbringt, ist ein mehr als angenehmer Nebeneffekt.
Eine andere erwähnenswerte Sache ist die Bekanntschaft von anderen Gleichgesinnten. Ungeachtet ihrer Nationalität, ihres Alters oder Geschlechts lernt man Menschen kennen, die die eigenen Interessen teilen. In Wirklichkeit kann also Agility auch als „völkerverbindend“ betrachtet werden. Man tauscht sich gegenseitig aus, teilt miteinander die Freude über Fortschritte beim Training oder bauchpinselt sein eigenes Ego, wenn der eigene Hund vor anderen brilliert - so wie es bei den Wettkämpfen oder den Hundeshows der Fall ist. Daher ist es absolut nachvollziehbar, dass Davids Kunden Einheimische sowie ausländische Residente sind. Es macht eben enorm viel Spaß und die Hunde freuen sich mit, wenn Herrchen oder Frauchen über die Erfolge vor Freude strahlen. Das wunderbare an Agility ist, dass es die Beziehung zwischen Mensch und Tier auf schwer erklärbare Weise intensiviert.
Auf der Suche nach Plätzen im Süden von Gran Canaria: „Ja, es ist kaum zu glauben, dass es in so einer wichtigen Tourismushochburg wie Maspalomas keine Hundeplätze gibt, wo diese trainiert werden könnten“, erklärt David uns und setzt fort „In Las Palmas beispielsweise gibt es einige Hundeplätze. Bis Jahresende sollen es sieben werden. (Viva berichtete in Ausgabe Nr. 18). Dort denkt man sogar darüber nach, probeweise eine Buslinie einzuführen, die den Transport von Hunden erlaubt.
Diese Ideen scheitern im Moment noch am Widerstand von Hundegegnern.“ jm
Anm. d. Red.: Davids Hundeclub-Partner Roberto bemüht sich seit einiger Zeit um eine mögliche Lösung mit den lokalen Behörden der Gemeinde San Bartolomé de Tirajana. Wer ein Terrain für den Agility-Sport zur Verfügung stellen könnte, den bitten wir um Kontaktaufnahme und wir leiten diese dann weiter.
- UDACAN ist eine regional kanarische Vereinigung des Agility-Sports.
- UCA (Union de Club de Agility) ist eine Agility-Vereinigung auf nationalem Niveau.
KONTAKT
Club Agility Gran Canaria, Agüimes. David Peña Gutierrez
Tel.: 616 590 910
Email: info.clubagilitygrancanaria@gmail.com