Im Inselosten liegt das Gebiet von Agüimes, dessen Besuch sich im Januar gleich aus mehreren Gründen anbietet. In dieser einst so fruchtbaren Zone lebte schon vor der Eroberung der Insel die indigene Bevölkerung, wie unzählige archäologische Funde belegen. Wer sich dafür interessiert, dem empfehlen wir einen Besuch des Museo Canario1) in der Altstadt Vegueta in Las Palmas de Gran Canaria.
Höhlenwohnungen bis Mandelblüten im Barranco Guayadeque
Doch wir bleiben im geschichtsträchtigen Agüimes, wo die Altkanarier in Höhlenwohnungen hausten. Es handelte sich zwar um natürliche Höhlen in höheren Lagen an den Flanken von steileren Felshängen, die von Hand entsprechend den Bedürfnissen erweitert wurden. Das Raumklima soll das ganze Jahr über angenehm sein, ungeachtet, ob im Freien große Temperaturschwankungen vorherrschen. Aufgrund der geschützten Lage und der natürlichen Ressourcen war der Barranco de Guayadeque2) ein beliebtes Siedlungsgebiet. Heute sind die casas cuevas ein beliebtes Ausflugsziel, denn noch immer sind einige davon bewohnt, wenngleich die ‚Zivilisation‘ in Form von Wasser und Strom logischerweise Einzug gehalten hat.
Das schmale Tal zieht sich zwanzig Kilometer von Guayadeque bis zur Küste und wartet, bedingt durch das vorherrschende Mikroklima, mit einer üppigen Vegetation auf. Ende Januar, wenn die Mandelbäume erblühen, ist ein Ausflug noch reizvoller.
... in die Bilderbuchstadt
Nur drei Kilometer vom Barranco de Guayadeque entfernt liegt die gleichnamige Hauptstadt der Gemeinde, eine der schönsten und auch ältesten Städte auf Gran Canaria. Im Jahr 1487, also nur vier Jahre nach der Eroberung von Gran Canaria, wurde per königlichen Dekret beschlossen, dort ein Bistum zu errichten. Der ehemalige Amtssitz des Bischofs (Palacio Episcopal, 1941 - 1948) ist heute ein charmantes und höchst anschauliches Geschichtsmuseum von Agüimes.4)
Enge Gassen, meist mit Kopfsteinpflaster, schlängeln sich wie in einem Labyrinth, vorbei an hübsch restaurierten, historischen Fassaden und scheinen allesamt zum Altstadtherz zu führen. Die heutige Kirche San Sebastián im neoklassizistischen Stil wurde in der Zeit von 1787 bis 1888 in drei Phasen eröffnet. Markant ist ihre weiße Kuppel, die das Ortsbild von der Ferne markant prägt.
Die Bilderbuch-Stadt zählt aktuell um die 32.000 Einwohner, nicht zuletzt aufgrund des enormen Bevölkerungsanstiegs in den Jahren 2001 bis 2022. Die Kunst und das Kunsthandwerk hat einen hohen Stellenwert und wer durch die Altstadt flaniert, kommt um die vielen lebensgroßen Bronzestatuen nicht herum. Agüimes wurde als geschichtlich-künstlerisches Kulturgut der nationalen Titel „histórico-artistico“ zuerkannt.
SKULPTUREN IN DER „kunststadt“
• Der Kirchplatz wurde 1645 Ntra. Sra. del Rosario gewidmet, die die Bewohner vor einer Heuschreckenplage beschützt haben soll. Hier befinden sich weitere Skulpturen, wie z. B. „Mariquita Sánchez“, die Büste „Juan Melián Alvarado“, das Denkmal „Homenaje al Carnaval Antiguo“ und der Esel „Burro con Albarda“ …
• Stadtteil Santo Domingo aus dem 16. Jhdt. mit altem Kloster
• An der Plaza del Rosario beginnt die Calle Progreso, wo sich das Hotel Casa de los Camellos befindet sowie Skulpturen „Kamel“ und die Uhr „Homenaje a los enamorados“. Dort endet die Strecke am Parque de los Moros, wo sich der Bischofspalast bzw. das Geschichtsmuseum der Stadt befindet.
• Der Platz Orlando Hernández Martín ist dem Schriftsteller aus Agüimes gewidmet und dort steht die Skulptur „Homenaje a la Música“.
• Prinzessin Catalina Hernández de Guanarteme: Sie war die Tochter des letzten Königs der Altkanarier, Fernando Guanarteme, der im 15. Jhdt. in Agüimes lebte bzw. starb.
Sehenswert in der Umgebung
• Am Ende der Calle Sol befindet sich das historische Casa de Don Higinio Melian aus dem 18. Jhdt, das heute das Zentrum für Gleichberechtigung beherbergt.
• Centro de Interpretation del Casco Histórico befindet sich dort, wo einst die Kapelle San Antonio Abad stand.
Volksfest: San Sebastián
Ende Januar startet das Volksfest zu Ehren von San Sebastián, bei dem die Einheimischen Brauchtum und Traditionen hochleben lassen. Zu den Höhepunkten zählen die Romería, die Prozession (um den 20. Januar), der Viehmarkt sowie das große Folklorefest „Baile de Taifas“.
Wir werden das Programm auf unserer Webseite nachreichen, sobald wir es erhalten. jm
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Verweise (www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 151 vom 6.5.2019 - Museo Canario, die Geschichte des Dr. Chil, Teil 1 und Teil 2
2)Viva Canarias Nr. 172 vom 1.2.2021 - Das Tal der Quelle: Barranco de Guayadeque
3)Viva Canarias Nr. 172 vom 1.2.2021 - Archäologiewanderung „Hombre de Guayadeque“ am Montaña de Agüimes
4)Viva Canarias Nr. 102 vom 12.12.2018 - Eintauchen in die Geschichte in Agüimes