Das Land des aufrichtigen Menschen heißt Burkina Faso auf Deutsch und dort, in diesem westafrikanischen Staat, lebt der multitalentierte Künstler Anol el Pemu. Er ist ein Ausnahmekünstler mit Herz und Botschaft, der den Kunstsinn der Jugend fördert und einer der wenigen ist, der von seinem Talent leben kann. Inzwischen hat er schon die über die Grenzen hinaus beachtete dritte CD herausgebracht. Wir baten Anol zum Gespräch auf das Anwesen Montecristo, wo ihm bis zum 23. Februar eine Sonderausstellung gewidmet ist.
Der singende Maler oder vice versa
Anol el Pemu heißt eigentlich Arnauld Raphael Pemutet, doch die wenigen Fremden, die sich in sein Heimatdorf verirrten hatten mit der Aussprache seines Namens Schwierigkeiten und so beließ er es dabei. In seiner Heimat lebt man von der Landwirtschaft und seinem Vater war es unverständlich, wie man denn von Kunst überleben solle. Doch sein Talent war schon von Kindheit an evident, besonders mit seinem Christusbild aus einer Kirche in Camerun. Beharrlich redeten die wenigen Ausländer, die sich in dieses bitterarme Land verirrten, auf seinen Vater ein. Dieser ist inzwischen verstorben, doch in Gedenken an ihn arbeitet Anol in jedem Gemälde Erde ein. Er wäre stolz gewesen über Anols Erfolg und hatte sich nie vorstellen können, dass man mit Kunst überleben kann.
Botschafter der Kunst
Burkina Faso zählt nämlich zu den ärmsten Ländern der Welt. Und obwohl es inzwischen eine gewisse politische und kulturelle Stabilität erreicht hat, ist das Überleben alles andere als leicht. Die medizinische Versorgung ist schlecht und u.a. sterben viele Erwachsene sterben an AIDS oder Frauen nach wie vor im Kindbett. Aus diesem Grund gibt es dort sehr viele Waisenkinder. Kinderreichtum sichert in deren Gesellschaft das Überleben. Doch wenn eine Mutter stirbt, findet sich nicht immer jemand, der die Kleinen aufnehmen könnte. Beide haben sich zur Aufgabe gemacht, den Kindern zu helfen.
man darf kindern ihre
träume nicht nehmen...
Anol sieht sich als eine Kunstförderer der Jugend und als Botschafter für die Kunst. „Ich will diesen Waisenkindern beibringen, dass es möglich ist seine Träume real werden zu lassen, wenn man nur fest daran glaubt. In meiner kleinen Kunstgalerie „La Folie de l’Art“ kommen die Kinder samstags zum Malunterricht und sie haben unendliche Freude daran. Einem Kind darf man seine Träume nicht nehmen. Manchmal machen wir auch Musik“, erklärt Anol mit glänzenden Augen. Er ist regelmäßig auch als Gastlehrer an den höheren Schulen eingeladen.
Auf Entdeckungsreise: Stop and go
Seine Frau Amalia ist gebürtige Schweizerin. Sie hat sich seit Jahren diesem Land verschrieben. Sie und betont: „Wir sammeln immer wieder Geld als Privatpersonen, um den Waisenkindern zu helfen. Wenn wir etwas verkaufen, dann geht immer etwas auch an die Kinder. Im vergangenen Herbst haben wir ihnen Schultaschen und Bücher kaufen können, die sie sich sonst gar nicht leisten könnten. Wir haben für die Ausstellung hier auf Gran Canaria einige Postkarten mitgenommen, die von den Kindern gemalt wurden. Wir verkaufen sie für zwei Euro und einen Euro erhält das Kind direkt. So haben sie etwas Taschengeld und lernen, dass man mit Kunst auch Geld verdienen kann.
Mit 26 Jahren begab sich Anol mit seiner selbstgebauten Gitarre auf Entdeckungsreise nach Europa und es fing nicht gut an. Denn bei der ersten Gelegenheit wurde er ausgeraubt und hatte nichts mehr und musste bei Null anfangen. Doch Schicksalsschläge sind dazu da, um stärker zu werden. Er sang und malte, um sich die Reise zu finanzieren. Wenn das Geld verbraucht war, legte er wieder eine Pause zum Arbeiten und Geld verdienen ein und setzte seinen Weg fort. Benin, Togo oder Nigerien waren auf seiner Route. Vom baum in die galerie und künstlerwerkstatt
Anol erinnert sich an seine erste Ausstellung, denn nachdem es keine Galerie. Aus der Not machte er eine Tugend und so hing er kurzerhand seine Gemälde der ersten Exposition an Bäume.
Im Jahr 2004 eröffnete Anol seine zweite Künstlerwerkstatt „La Folie de l‘Art“. Ein Jahr danach waren seine Kunstwerke erstmals außerhalb der Landesgrenzen ausgestellt und zwar in Frankreich. Dort gab er auch seine ersten Konzerte. Anol erinnert sich noch an seine ersten Erfahrungen in dieser Fremde. Er wunderte sich, dass die Menschen nicht zurück grüßten. Ich musste schmunzeln, denn auch ich stamme aus einem kleinen Dorf, wo man sich grüßte - egal, ob man die Person kannte oder nicht. Das kalte Wetter war hart und an den neuartigen Geschmack von Käse oder Wein musste er sich erst einmal gewöhnen. Heute ist Anol ein wahrer Käse- und Weinkenner erfahren wir von Amalie.
Anol: der bescheidene Autodidakt
Anol hat sich alles autodidaktisch angelernt und begann mit Kohle und Kreide zu malen. Menschen sind sein bevorzugtes Motiv und zeigt diese zumeist in Gruppen, so wie es die inzwischen ausgestorbenen Canari taten. Die Umsetzung ist stark reduziert, doch sind die Gemälde in ihren erdigen Farbtönen fesselnd. Sie bieten dem Betrachter genügend Freiraum für ihre Interpretation und regen die Phantasie an. Anol liebt Strukturen. Gleiches gilt für das Recyceln. Immer wieder arbeitet er weggeworfene Dinge ein, wie z. B. Schuhe, Feuerzeuge, elektronische Komponenten etc. Das hat er von seiner Mutter erfahren wir, denn sie hat immer alles verwertet, was die Ausländer weggeschmissen haben, seien es Dosen, Flaschen, Beutel etc.
Keine selbstgemachten Probleme
Seine Frau ergänzt prägnant: „In Burkina Faso gibt es in vielen Haushalten nicht einmal Geschirr. Dort serviert man häufig noch in ausgehöhlten Kürbissen. Wir lassen das Leben auf uns zukommen. In einem Land, wo täglich Menschen an Hunger sterben, gibt es keine selbstgemachten Probleme. Ich wundere mich manchmal wenn ich Touristen an der Rezeption beobachte, deren größte und einzige Sorge es eine kaputte Lampe ist.“
Künstler beim arbeiten zusehen
In der Ausstellung in Montecristo wird Anol immer wieder vor Ort zugegen sein und den Besuchern die Möglichkeit bieten ihm beim Malen zu beobachten. Er wird abwechselnd auch mit seiner Gitarre singen. Beim Musizieren kann Anol seine Gefühle ausdrücken und das Malen sieht er als Ventil seiner Kreativität an der er Spaß hat. Vielleicht ist das gar keine schlechte Einstellung, das Leben ein bisschen mehr auf sich zukommen zu lassen und nicht alles „zu Tode zu denken“.
Es war eine interessante Begegnung und ich wünsche weiterhin viel Erfolg.
Tipp: Bis 23. Februar
Sonderausstellung Anol el Pemu im Anwesen von Montecristo, Barranco de Ayagaures Nr. 85. Geöffnet: Sa., So. und Mo. von 10.00 bis 18.00 Uhr. Eintritt: 8 Euro.
Hinweis: Der Künstler wird vor Ort abwechselnd singen und malen. Die Preise für seine Kunstwerke reichen von 150 bis fairen 500 Euro, je nach Technik und Format. Darüber hinaus kann man die von Waisenkindern gemalten Postkarten für zwei Euro erwerben, die so zu etwas Taschengeld kommen.