Was würde die Menschheit ohne Bienen machen? Die fleißigen Helferlein sorgen für die Befruchtung unzähliger Pflanzenarten, ohne die wir nicht überleben könnten. Und, sie erzeugen aus dem Nektar der Blüten den Honig, der seit den Anfängen der Geschichte das Dasein von uns Menschen versüßt - und dabei auch noch in vielerlei Hinsicht gesund ist. Honig ist ein wahres Wundermittel. Wir wissen inzwischen längst, dass in der Ernährung wissenschaftliche Erkenntnisse und Methoden, die bessere Verträglichkeit von Alternativen belegen – ohne dass die dokumentierten Nebenwirkungen überhaupt nur angesprochen werden. Jeder Mensch mit einem Hauch von ‚Bauernschläue‘ wird nachvollziehen können, dass künstliche Substanzen, die in unseren Organismus gelangen auch Nebenwirkungen mit sich bringen. Die Warnhinweise sind gesetzlich geregelt, und dafür gibt es einen Grund!
Haben Sie sich schon einmal gefragt, wieso es nicht für jede einzelne Krankheit ein Medikament gibt. Einfach eine Tablette gegen jedes Wehwehchen wäre traumhaft. So einfach ist es allerdings nicht. Unser menschlicher Organismus ist äußerst komplex. Nicht alles lässt sich auf rein biologische Ursachen zurückführen. Wieso versagt die Schulmedizin, z. B. bei chronischen Schmerzen? Immerhin leiden Millionen Deutscher darunter (13 Prozent, Arztreport 2016, Barmer GEK). Und auch, wenn im Prinzip ein Schmerz (biologisch betrachtet) etwas Gutes ist, indem dem Hirn mitgeteilt wird, dass irgendetwas im Körper nicht richtig funktioniert. Ein Schmerz ist also ein Warnsignal! Vielleicht haben auch Sie die Erfahrung gemacht, dass die klassischen Medikamente keine dauerhafte Lösung darstellen. Es ist kein Wunder, dass immer mehr Ärzte und Therapeuten sich auf die Suche nach Alternativen begeben. Eine dieser Personen, die tagtäglich mit Menschen zu tun haben, die aus verschiedenen Gründen Schmerzen haben, ist der Osteopath1) Carmelo Sanchez(siehe Steckbrief).
Die Apitherapie - eine Chance?
Nach etlichen Fort- und Weiterbildungen ist Carmelo inzwischen so etwas wie ein Allrounder. Vor zwei Jahren entdeckte er bei einem Vortrag von Jean-Pierre Barrat die Apitherapie und leistet seitdem Pionierarbeit auf den Kanaren. Wir besuchten ihn in seiner Praxis im C. C. El Portón in San Agustín.
Der Fachbegriff der sogenannten Apitherapie leitet sich aus dem lateinischen Wort „apis“ ab, das soviel wie Biene bedeutet. In letzter Zeit breitet es sich immer mehr aus, dabei wird es in der TCO in China schon seit Jahrhunderten praktiziert und auch die Ägypter sollen das Gift der Bienen zum Heilen eingesetzt haben. In unseren Breitengraden war der österreichische Arzt Phillip Terz Vorreiter, der im Jahr 1888 darauf setzte. Dann war es lange still um die Apitherapie.
Erst in den letzten beiden Jahrzehnten gibt es bescheidene Versuche die Wirkung wissenschaftlich zu untersuchen, wie z. B. Prof. Karsten Münstedt und Dr. Andreas Hackethal vom Universitätsklinikum Gießen2). Ihre Forschungsergebnisse umreissen wir hier nur grob:
- Rheuma: Die Beschwerden haben sich oftmals gebessert. Es gibt auch überraschende Erfolge bei Kranken, die nach etlichen erfolglosen anderweitigen Therapien vollständig geheilt werden konnten.
- Arthritis: Eine Studie aus dem Jahr 1966 von Steigerwaldt zeigte ermunternde Ergebnisse von 84 Prozent, in der sich das Krankheitsbild verbesserte insbesondere bei örtlich begrenzten Schmerzen.
- Arthrose, Rheuma und Gicht - hilft Bienengift bei entzündlichen Gelenk-erkrankungen? Bisher konnten keine ernstzunehmenden Hinweise gefunden werden, dass es dadurch einen positiven Effekt auf Gelenkverschleiß oder Gicht habe.
Was bewirkt der Bienenstich?
Ein Forscherteam aus Südkorea3) beschäftigte sich intensiv mit der Frage, welche Auswirkungen die Apitherapie bzw. der Bienenstich hat und entwickelte im Prinzip drei Grundtheorien:
1. Der Bienenstich führt zu einer gesteigerten Durchblutung im entsprechenden Körperteil und verändert den Stoffwechsel. Danach kommt es auf dem Blutweg zu einer Stimulation der Hirnanhangdrüse, wodurch Hormone freigesetzt werden, welche die Produktion des körpereigenen Cortisons anregen.
2. Ein Stich am Akupunkturpunkt stimuliert über die lokale Reizung, aber auch die Akupunktur-Wirkung.
3. In Muskeln und Gelenken ist der Effekt am Stärksten (ähnlich der konventionellen Medizin). Es werden verschiedene Bereiche des Nervensystems stimuliert. Untersuchungen haben gezeigt, dass die Wirkung ähnlich einer Cortison-Behandlung ist. Auch die Laborwerte hinsichtlich der Anzahl geschwollener Gelenke oder die sogenannte Morgensteifigkeit haben sich verbessert. Rheumatoide Arthritis kann nicht geheilt, aber gelindert werden.
Wissenschaftlich betrachtet besteht das Bienengift aus über 40 aktiven Substanzen. Mellitin (wirkt antientzündlich), Apamin (neurotoxisch), Cortisol (körpereigenes Cortison), NF-kappaB zur Inaktivierung von Entzündungsfaktoren, Adolapin (schmerzlindernd und Entzündungsreduktion), analgetisch, Stimmulation der Abwehrmechanismen, Aktivierung des Immunsystems, Regulierung der Produktion Freier Radikale, Unterdrückung der alpha 1-Geninduktion etc.
Aus der Praxis ...
Carmelo Suarez sieht aus seiner Praxis die Behandlungsgebiete wie folgt:
- bei allen Muskelproblemen wie z. B. Multiple Sklerose, Muskelerkrankungen
- Rheumabeschwerden (z. B. Polyarthritis, Kardiopathie)
- Stärkung des Immunsystems
- Verbesserung des Metabolismus und des Zentralnervensystems
- Psoriasis
- Bluthochdruck (I und II)
- akutes rheumatisches Fieber
- Entzündungen
- Migränesyndrom
- Paraparese
- Brustdysplasie
- Ekzeme
- Epilepsi
- Diabetes Typ 2
- Parkinson etc.
- Biene, honig & co
„Bei der Apitherapie arbeiten wir nicht ‚nur‘ mit dem Gift der Bienen, sondern mit allen Produkten, wie z. B. dem Propolis, Honig, den Pollen oder dem Gelée Royale. Das hängt individuell vom Patienten ab. Prinzipiell definieren wir die Behandlungsmethoden immer erst nach einer umfassenden Anamnese und Diagnoseerstellung. Für die Apitherapie ist ein Allergietest zwingend. Ein positiver Befund wäre klarer Weise ein Ausschlusskriterium. Dazu kommt, dass es verschiedene Behandlungsformen gibt und eventuell gar nicht mit dem ‚Stich‘ begonnen wird. Vielleicht beginnen wir einige Wochen davor mit Bienengiftpräparaten, wie z. B. Salben auf die behandelnden Körperstellen. Das können Schmerzherde, Reflexzonen oder Akupunkturpunkte sein.“ erklärt mir Carmelo.
Ist die Apitherapie eine bestialische Behandlung? Normalerweise sterben die Bienen, wenn sie uns Menschen stechen. Hier gibt es eine Entwarnung für Umweltschützer, denn es gibt eine Art Netz, das auf die Haut des Patienten gelegt wird. Dadurch reißt der Stachel der Biene nicht ab und die überlebt. Es gibt inzwischen sogar Apparate für die Extraktion des Gifts, falls eine konkrete Dosierung beispielsweise mittels Applikation erforderlich ist. Falls es nicht anders geht, so nimmt Carmelo Bienen, die den Großteil ihres kurzen Lebens bereits gelebt haben. Für gewöhnlich werden sie ja nur um die 45 Tage alt und sie tun etwas Gutes, indem sie Menschen helfen. Carmelo sieht meinen besorgten Blick und kommentiert beruhigend: „Ich bin Buddist und töte keine Tiere.“
Anmerkung: Die Bienen stammen vom langjährigen Freund und Kompagnon, dem Imker Carmelo Iván Santana Quintana aus Moya. Sie erinnern sich vielleicht an unseren Bericht in Ausgabe Nr. 120, wo wir ihn besuchten4). Anlass war die internationale Michelin Auszeichnung für den Honig Barilla der Marke Colmenar La Violeta mit der erstmals ein kanarischer Honig diesen prestigeträchtigen Preis für sich beanspruchen darf. Der Osteopath Carmelo hat in seiner Praxis immer Honige von diesem Imker parat.
Zur Person des Osteopathen
Carmelo ist, wie schon mehrfach erwähnt, Osteopath, aber behandelt auch mit Massagen, Akkupunktur und Shiatshu. Seine Praxis im Süden von Gran Canaria hat er 2013 eröffnet und seit 2 Jahren ist er als Einziger auf der Insel im Bereich der Apitherapie tätig. Seine Praxis ist mit dem Qualitätszertifikat „Calidad Turística“ ausgezeichnet worden. Zu den Bewertungskriterien zählen neben der fachlichen Qualifikation auch die sogenannte Corporate Identity und die Erfüllung der Umweltauflagen.
Mindestens drei bis vier Aus- und Weiterbildungskurse belegt er pro Jahr und argumentiert dies mit den Worten: „Ich bin in einem Bereich tätig, der sich ständig ändert. Einerseits gibt es immer wieder neue Krankheitsbilder, aber andererseits auch neue Behandlungsformen. Als Therapeut versucht man die Beschwerden seiner Patienten zu lindern und daher ist man immer auf der Suche nach noch besseren Lösungen. Man muss den Körper ganzheitlich betrachten, um den Ursachen auf den Grund gehen zu können. Fakt ist, dass neunzig Prozent der Beschwerden durch Organe und aufgrund falscher Ernährung verursacht werden. Dazu kommt der unterschätzte Stressfaktor und die Folgen manifestieren sich in Fehlfunktionen. Es ist sehr wichtig sich Pausen zu gönnen, sich zu erholen und vor allem, glücklich zu sein.
Fazit
Die Apitherapie stellt eine interessante neue Behandlungsform dar, die besonders bei rheumatischen Erkrankungen zum Einsatz kommt. Leider sind die Behandlungserfolge noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt, um den Skeptikern Gegenargumente zu liefern. Besonders die Pharmaindustrie hat kein Interesse an dieser Therapie. Einen Vorteil sieht Carmelo auch darin, dass viele Patienten eine enorme Kombination ann Medikamenten einnehmen, die viele Auswirkungen auf den Körper haben und Nebenwirkungen mit sich bringen können, die bei der Apitherapie wegfallen.
Kontakt
Osteopathiezentrum Carmelo Suárez
(Anm.: Er spricht spanisch, deutsch und englisch)
C. C. El Portón, San Agustín
c/Las retamas s/n
Tel.: 673 712 620
Email: carmelosuarezgonzalez@hotmail.com