Bekannt ist Artenara unter anderem für seine Höhlenwohnungen. Noch heute leben knapp 2.200 Familien auf Gran Canaria in „Casas Cuevas“ und fast ein Fünftel davon hier und sogar die Schutzpatronin „Virgen de la Cuevita“ thront in einer Höhlenkapelle.
Die Nutzung von Höhlen übt seit jeher eine große Faszination auf Menschen aus und sie vermittelten Schutz und Zuflucht, Geborgenheit und Wärme – quer über alle Kontinente. Für die Altkanarier waren Höhlen eine ideale Behausung und sind es zum Teil noch heute.
In den „Casas Cuevas“ herrschen das ganze Jahr über angenehme Temperaturen. Sie boten Schutz vor Feinden, schon aufgrund des unwegsamen Geländes. Auch nach der Eroberung war es in manchen Gegenden mitunter schwierig Baumaterial heranzukarren. Die Höhlen konnten relativ leicht erweitert werden. Doch wer glaubt, dass die Menschen dort in Askese ohne Strom und Wasser hausen, der irrt. Die Eingänge wurden meist durch einen Fassadenanbau erweitert und an das Stromnetz und die Kanalisation angebunden.
Ethnografisches Höhlenmuseum Artenara
Die Gemeinde Artenara erwarb im Jahr 1993 drei Höhlenbehausungen, die schon von den Altkanariern bewohnt waren und seitdem durchgehend von Bewohnern aus der Gemeinde. Dadurch hat sich natürlich die originäre Höhlenstruktur verändert bzw. erweitert, um mehr Platz zu schaffen für die nachfolgenden Generationen.
Liebevoll wurden Utensilien aus der ganzen Gemeinde zusammengetragen, die das Leben von anno dazumal veranschaulichen und vor etwa zwei Jahren wurde es schließlich als Höhlenmuseum eröffnet. Es befindet sich etwa 150 Meter vom Kirchplatz entfernt und ein Schild weist den Eingang. Der Zutritt ist kostenlos, man bittet allerdings um eine freiwillige Spende, um den Betrieb zu erhalten.
Bereits mit dem ersten Schritt fühlt man sich heimelig und wohl. Jede Nische und Ecke ist mit Accessoires versehen oder geschmückt, unzählige Blumen zieren die Terrasse, Kissen laden zum Verweilen ein und ein spektakulärer Ausblick auf die Gegend ist noch das Tüpfelchen auf dem i. Die einzelnen Bereiche sind nach verschiedenen Themen strukturiert, wie z. B. Landwirtschaft, Waschbereich, Garten, Küche, Leben etc.
Höhle 1 „Das bescheidene Leben“
So könnte man die Höhle Nr. 1 betiteln, die das bescheidene Leben einer Bauernfamilie veranschaulicht. Nachdem es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Choleraepidemien gab, gewöhnten sich die Einheimischen daran die Höhlen einmal im Jahr zur Desinfektion zu kalken. Dadurch erscheinen diese hell und freundlich, denn immerhin gibt es ja keine Fenster und nur eine kleine Türöffnung. Die Fußböden waren ursprünglich aus Lehm.
Im Hauptraum führen drei Nischen ab, die ‚Schlafzimmer‘. Diese sind mit Eispickeln erweitert worden und dadurch verschwanden die Spuren der Originalhöhle der Altkanarier. Die Betten aus Schmiedeeisen sind sehr hoch, was vor dem feuchten Boden schützen sollte und zugleich zusätzlichen Stauraum für Gebrauchsgegenstände schaffte. Davor standen hier Schlafkisten, sogenannte „Catres de viento“.
Der hl. Antonios, Beschützter der Brautleute, hängt im Schlafzimmer der Töchter. Das Wasser wurde im sog. Tallero gefiltert, ein Filterstein aus dem Steinbruch aus La Barra de la Playa de Canteras.
Cueva 2 „Die Landwirtschaft“
In der zweiten Höhle erahnt man, wie schwer die Lebensmittelproduktion und die Landwirtschaft einst war. Die roten Maiskolben, die Sie an der Decke sehen, wurden die Körner früher von Hand vom Kolben getrennt und mühsam zerrieben. Auch das berühmte Öl der Bittermandel wurde mit der Presse (Tralla) von Hand gepresst. Es kam in der Kosmetik und Medizin zum Einsatz. Das Getreide, das einst in den Regionen der heutigen Pinienwälder in Terrassen angelegt wurde, musste man ebenfalls aufwändig und schwer mit dem Dreschbrett dreschen.
Adresse: ca. 150 Meter vom Plaza de San Matías entfernt.
Geöffnet: Täglich von 11.30 bis 16.30 Uhr Eintritt: Frei (derzeit nur freiwillige Spenden. Es ist jedoch geplant in mittelbarer Zukunft Eintritt zu verlangen)
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