Dem Himmel so nah fühlt man sich auch im entzückenden Artenara, dem höchstgelegenen Bergdorf auf Gran Canaria. Verschont vom Massentourismus konnte es sich den beschaulichen Charme eines kanarischen Dorfes bewahren, jedoch hübsch zurechtgemacht und sauber.
Atemberaubende Ausblicke auf die umgrenzenden Bergmassive, die Wälder und tiefen Schluchten sowie das Schauspiel der Wolken, die sich verspielt über die Bergkämme ziehen, belohnen für die vergleichsweise lange Anfahrt von etwa eineinhalb Stunden. Der berühmte kanarische Dichter Miguel de Unamuno war bei seinem Besuch im Jahr 1910 derart angetan, dass er die zerfurchten Felsspalten als ‚versteinertes Gewitter‘ bezeichnete und dieser Spruch ist in die Chroniken eingegangen.
Am Dach der Insel
Artenara kann man von verschiedenen Richtungen aus erreichen, sei es über die GC-210 von La Aldea de San Nicolás, über die GC-210 von Tejeda aus (7 km) oder über die Hauptzufahrt von Valleseco über die GC-21. Letztere haben wir gewählt und dabei auch noch die hübsche Weingegend von Santa Brígida genossen. Die Natur ist in ihr braunes Kleid geschlüpft und man merkt, dass wir jetzt außerhalb des regenreichen Winterzeit befinden. Wie ein buntes Mosaik bedecken die kleinen Terrassen der Bauern die Hänge, die nur vereinzelt von Sträuchern und Bäumen unterbrochen werden. Nach jeder Kurve bietet sich ein neues wunderbares Landschaftsmotiv, das es Wert ist auf Foto gebannt zu werden.
Kurz hinter Vega de San Mateo sieht man noch die Reste des Brandes vom vergangenen September in Form der verkohlten Baumstämme. Zum Glück lässt sich die Natur nicht so einfach unterkriegen und erholt sich schön langsam, auch dank der Unterstützung der Forstarbeiter, die fleissig junge Bäume gepflanzt haben. Wir befinden uns nun oberhalb der Wolkendecke und interessanterweise hat es nach wie vor 29° Celsius entgegen der Prognose unseres Smart-Phones. Wir empfehlen daher auf jeden Fall zusätzlich den hiesigen Wetterdienst zu konsultieren: www.eltiempo.es
Aussichtspunkte - wohin man blickt
Ein Schild kennzeichnet, dass wir am Ziel angekommen sind. Die etwa 1.300 Einwohner leben hauptsächlich von der Land- und Forstwirtschaft, sind aber Besuchern gegenüber sehr aufgeschlossen und freundlich. Geologisch betrachtet ist das Gebiet ist geologisch betrachtet eines der ältesten der Insel in dem sich die Massive Tamadaba, Altavista und die Caldera de Tejeda befinden. Der Pico de las Nieves ist mit 1.949 Metern der höchste Punkt auf Gran Canaria und an manchen Tagen ist sein Gipfel sogar mit Schnee bedeckt, weshalb man ihn „Gipfel des Schnees“ nennt.
Der einstige Kultplatz der Altkanarier ist der Roque Nublo (1.813 m), ein Monolith aus Basalt (siehe Bericht „Nachtwanderung Nebel unter Sternen“). Auch der Roque Bentaiga (1.412 m) war für die indigene Bevölkerung ein heiliger Berg, an dem Riten zelebriert wurden und man sich zu Versammlungen traf. Heute ist am Fuße des Berges ein Interpretationszentrum untergebracht.
Kunst trifft ‚Miradores‘
Da jede Himmelsrichtung einen herrlichen Blick auf die Umgebung oder auf das Städtchen bietet, verwundert es nicht, dass es so viele Aussichtsplattformen gibt. Diese sind allesamt mit einem Kunstwerk ‚veredelt“ (siehe auch Plan am Ende dieses Berichts).
Monument „Corazón de Jesús“
Zwar nicht so groß wie jene in Rio de Janeiro, aber auch sehr schön anzusehen. Eine spirituelle Aura versprüht die Jesusfigur „Sagrado Corazón de Jesús“, die auf dem Montaña de la Cilla installiert wurde. Sie kann auf der rechten Seite des Restaurants La Cilla über einige wenige Steinstufen erreicht werden. Dort werden Sie ebenfalls mit fantastischen Ausblicken belohnt und als Bonus gibt es interessante und schöne Fotomotive. Die Skulptur stammt von dem Bildhauer José Luis Marrero aus dem Jahr 1996.
Miguel de Unamuno
Mit den Worten „versteinerter Sturm“ beschrieb der renommierte spanische Schriftsteller Don Miguel de Unamuno (1864 - 1936) seine Eindrücke während seines Aufenthalts auf Gran Canaria im Jahr 1910 als er auf die imposanten Felsformationen blickte, die er von Artenara aus hatte. Ihm zu Ehren erschuf man im Jahr 1999 die Aussichtsplattform, die seinen Namen trägt und wo auch eine lebensgroße Bronzeskulptur des Dichters steht. Diese erschuf der kanarische Bildhauer Manolo González.
Skulptur Faro de Los Alisios
Vom historischen Ortskern führt ein 250 Meter langer Weg zu einem der Miradores mit den spektakulärsten Ausblicken auf die Vulkankrater und Schluchten von Artenara: „Faro de los Alisios“ heißt die neun Meter hohe Eisenskulptur, die diese Aussichtsplattform schmückt. Sie wurde vom Bildhauer und Kunstprofessor Emilio Padrón Miranda (1917 - 1992) erschaffen. Das Kunstwerk stammt aus der Stiftung von Luján Pérez und ist ein Geschenk an die Bewohner von Artenara.
Regionale Künstler
Artenara hat zwei über die Inselgrenzen hinweg bekannte und gefeierte Künstler hervorgebracht, die aufgrund ihres musikalischen Wirkens zu Ehrenbürgern der Gemeinde ernannt wurden.
José Antonio Ramos, Schüler des legendären Totoyo Millares, führt diesen musikalischen Weg fort und besinnt sich bei seinen Konzerten seinen Wurzeln, in denen die Timple eine große Bedeutung zukommt. Inzwischen gibt der gefeierte Künstler alljährlich im Rahmen des Festivals der Höhlenjungfrau ein Konzert gemeinsam mit Künstlerfreunden.
Yeray Rodríguez, nicht minder gefeiert, vereint die kanarischen Traditionen mit Improvisationen aus südamerikanischen Kulturen, wobei die jeweils typischen musikalischen Elemente sich gegenseitig harmonisch die Waage halten. Autodidaktisch ist er zu einem Könner dieses Fachs geworden, der viele junge Generationen inspiriert.
Siehe auch