Ausgabe Nr.
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J M upload 24.04.2015, Viva Edition 77 | Print article

Arucas - die schöne Altstadt lockt

Die wunderschöne Stadt Arucas liegt etwa 17 Kilometer westlich von Las Palmas. Sie ist die Hauptstadt der gleichnamigen Gemeinde, einer der wasserreichsten Gegenden im Norden der Insel. Arucas verzaubert vor allem mit ihrer unter Denkmalschutz stehenden Altstadt, ihren freundlichen Bewohnern und ihre überragende Kirche „Iglesia de San Bautista“. Schon die Fahrt entlang der Küste wird mit herrlichen Panoramen belohnt.

Eroberung und Unterwerfung der Altkanarier

Schon die Altkanarier siedelten in dieser Gegend und nannten sie „Arehucas“, so wie die hier angesiedelte Rumfabrik noch immer heißt. Mit den Eroberungen durch die spanischen Konquistadoren wurde die Ansiedlung im Jahr 1478 komplett zerstört. Auf der Vulkananhöhe „Montaña de Arucas“ kam es zum entscheidenden Kampf zwischen dem letzten König der Altkanarier Doramas und dem Spanier Pedro de Vera. Durch eine List aus dem Hinterhalt fiel der Altkanarier. Zu Ehren dieses letzten Königs steht auf dem Hauptplatz „Plaza de la Constitución“ heute sein Denkmal.

Unmittelbar nach dem Sieg begannen die Eroberer mit dem Wiederaufbau. Im Jahr 1894 wurde Arucas zur Stadt erklärt. Auf der Anhöhe dieses geschichtsträchtigen Kegelbergs mit seinen 425 Metern Höhe haben Sie eine wunderbare Panoramsicht auf die Gegend.

Vor einiger Zeit wurde ein neues Restaurant eröffnet: „La Corona de Arucas“, das mit feinen Speisen lockt und mit Chill-Out Flair zum Entspannen einlädt. (Anm.: Es wurde uns kurz vor Redaktionsschluss empfohlen, wir konnten es aber noch nicht testen. Der Panoramablick soll auf jeden Fall fantastisch sein.)

Wirtschaftlich ging es auf und ab

Im 16. Jhdt. wurde hauptsächlich Zuckerrohr angebaut. Hundert Jahre danach wichen viele Plantagen dem Anbau von Gemüse, Wein, Getreide und nicht zuletzt Bananen. Lethere wurden Mitte des 19. Jhdts. zu einem wichtigen Witschaftszweig für die Gemeinde. In etwa zu dieser Zeit begann auf den Kanarischen Inseln auch das Geschäft mit der „roten Farbe“ der Cochenille Schildläuse, die sich vom Saft ihrer Wirtspflanze, dem Feigenkaktus, ernähren.

Auf riesigen Kakteenplantagen wurden die Läuse von den Insulanern geerntet“. Für ein Kilo Cochenille wurden etwa 140.000 Tierchen benötigt. Für diese mühsame und zeitaufwändige Handarbeit wurden schon die Kindern miteinbezogen und so blieb für den Schulbesuch keine Zeit. Die Exporte gingen großteils an die englischen Handelsagenturen. Noch heute wird auf einigen Flächen des Archipels die Cochenillezucht betrieben, dessen roter Farbstoff der einzige für Lebensmittel zugelassene Farbstoff tierischer Herkunft ist und nach wie vor als farbspendende Beigabe für diverse Nobelkosmetika oder Campari verwendet wird (siehe unseren Bericht aus Ausgabe Nr. 15, den wir Ihnen im Internet zur Verfügung gestellt haben)

Denkmalgeschützte Altstadt

Wenn Sie ihren Ausflug an einen Samstag Vormittag legen, dann erleben Sie Arucas als pulsierendes Städtchen, wo Sie am Wochenmarkt regionale Produkte und Kunsthandwerk erwerben können. Die Gassen c/León y Castillo und c/Francisco Gourié in der Altstadt in Richtung der Kirche sind eine Fußgängerzone (Zona Peatonal). Die historischen Fassaden sind liebevoll und hübsch restauriert worden. Man ahnt, dass die Gemeinde nicht unbedingt unter großem Geldmangel zu leiden hat.

IMPOSANTE KIRCHE SAN JUAN BAUTISTA

Mit ihrer imposanten Erscheinung prägt die aus dunklem Basalt gebaute „Iglesia de San Juan Bautista“ das Stadtbild schon von Ferne.Im Volksmund wird sie oft fälschlicherweise auch als Kathedrale bezeichnet, obwohl sie keine ist. Erbaut wurde sie im neugotischen Stil und obwohl das Baumaterial Basalt schwer zu bearbeiten ist, wird es noch heute gerne von Steinmetzen verwendet. Der Grund dafür ist, dass dieses langsam erkaltete Lavagestein sehr witterungsbeständig ist.

Architekt Manuel Vega begann im Jahr 1909 mit der Errichtung der Kirche. Sie ist San Juan Bautista (dt. Johannes der Täufer), dem Schutzpatron von Arucas, gewidmet und steht auf dem Platz wo einst im Jahr 1515 eine kleine Kapelle stand. Doch diese konnte trotz mehreren Umbauten und Erweiterungen den Ansprüchen der Bevölkerung nicht gerecht werden. Daher entschied man sich eine größere und imposantere Kirche zu erbauen und das ist gelungen. Heute ist es eines der Sehenswürdigkeiten von Gran Canaria, die viele Touristen anzieht. Allerdings wurde der letzte der vier Türme erst in den siebziger Jahren fertiggestellt.

Sehenswerte Kirche, auch von Innen

Auch das Innere der Iglesia San Juan Bautista ist sehenswert. Der neugotische Baustil lässt sich an den in Richtung Kuppel zusammenlaufenden Säulen gut erkennen. Die kunstvolle Fensterrosette über dem Eingangsbereich verdient ebenso Beachtung sowie die bunten Glasfenster und die vielen Heiligenfiguren, die entlang der Wände in Nischen aufgestellt sind. Die wohl bekannteste ist die Holzskulptur „Cristo Yacente“ (siehe oben). Der Grund liegt in der außergewöhnlichen Darstellung als liegende Christusfigur. Sie befindet sich hinter dem Hauptaltar und wurde von dem aus Arucas stammenden Bildhauer Manuel Ramos (1899-1971) geschaffen.

Nachdem Sie die Kirche von Innen besichtigt haben, sollten Sie unbedingt auch einen Rundgang um sie herum machen. Die vielen architektonischen Details und die Präzision beeindrucken aus jeder Perspektive.

Auf der Rückseite laden Holzbänke unter schattigen Bäumen zur Rast ein. Gar nicht selten sitzen hier lesende Einheimische. Der große Kirchplatz davor „Plaza de San Juan“ wurde in seiner jetzigen Form von Rafael Henríquez Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut.

Am Ende der Straße erreichen wir die eingangs erwähnte Plaza de Constitución. Hier liegt das Gemeindemuseum „Museo Municipal de Arucas“, auch als „Casa Gourié“ bezeichnet. In dieser einstigen Privatville der Familie Gourié ist heute das Gemeindearchiv untergebracht sowie Ausstellungsräumlichkeiten mit festen und wechselnden Expositionen. Angrenzend befindet sich der ehemalige Garten der Familie Gourié (Jardín de Gourié) sowie der kunstvoll angelegte Stadtpark (Parque Municipal). Beide befinden sich seit 1948 im Besitz der Gemeinde.