Die Gemeinde Arucas im Inselnorden, wo Quellen die Blumen sprießen lassen und Bananenplantagen die fruchtbare Umgebung dominieren, wartet mit einer pittoresken Hauptstadt auf, die von jeder Ecke aus ein perfektes Fotomotiv bietet und sich in den 1970-er Jahren den Beinamen „Stadt der Blumen und Steine“ etablierte.
Dabei war diese Zone bereits von der Urbevölkerung besiedelt und hieß ursprünglich Arehuc bzw. Arehucas und erstreckte sich von Acequia Alta, Hoya de la Campana und Hoya de San Juan bis Montana de Cardones.
Gran Canaria konnte sich im Vergleich zu den anderen Inseln Jahrzehntelang gegen die Eroberungsbestrebungen behaupten und kämpften tapfer gegen die Eindringlinge. Einer der bekanntesten Widerstandskämpfer war der Krieger Doramas, also ‚der mit der breiten Nase‘, was sein Name übersetzt bedeutet.5)
Die endgültige Unterwerfung der Insel begann erst 1479 mit Ankunft von Hauptmann Juan Rejón. Diese gelang schließlich nur mit einer List im Jahr 1481, indem Doramas am Hausberg von Arucas von Pedro de Vera in eine Falle gelockt und von hinten mit einer Lanze niedergestreckt wurde. Heute erinnert in Memoriam an diesen letzten großen Krieger der Altkanarier eine Statue am Hauptplatz vor dem Rathaus.
(Wasser)Reichtum
Wasserrechte waren gleichgesetzt mit Wohlstand und nicht jeder Landbesitzer hatte automatisch die Rechte an seinen eigenen Quellen.
Die ersten Offiziere der Eroberer, die sich bei der Unterwerfung der Insel verdient gemacht haben, erhielten natürlich die besten Territorien. Im Jahr 1502 schlossen sich vier Adelige schließlich zusammen und gründeten die Wasserverwaltung „Heredad de Agua de Arucas y Firgas“, um eine faire Wasserverteilung zu gewährleisten.1)Der Firmensitz dieses historischen Unternehmens bekam mit dem im Jahr 1912 eröffneten Verwaltungsgebäude, einen wunderschönen architektonischen Rahmen mit einer interessanten Mischung verschiedener Baustile, vom Neoklassizismus bis hin zum Jugendstil.
Mit der Hispanisierung wuchs die Bevölkerung, wobei die Landwirtschaft die Haupteinnahmequelle war und ist - die Bananenproduktion allen voran.
Eine der größten Produktionen auf Gran Canaria befindet sich unweit von Arucas in der Hacienda Buen Suceso aus dem Jahr 1572. Es ist die älteste Farm des Archipels, das heute als Hotel betrieben wird und ein außergewöhnliches Ambiente in geschichtsträchtigem Rahmen bietet.6)
Relativ früh bildete sich in der Gemeinde eine wohlhabende Mittelschicht. Dies wird anhand der stattlichen Gebäude mit den hübschen Fassaden in der Altstadt evident. Und obwohl Arucas so klein ist, versprüht die Stadt ein urbanes Flair.
Hochgeistig ...
Bei TouristInnen ist Arucas vor allem für die dort ansässige Rumfabrik bekannt. Sie sind nach wie vor Hoflieferant des Königshauses.
Das Unternehmen hat aufgrund der konsequent regen Nachfrage die Führungen neu organisiert und bietet diese in mehreren Sprachen an. Die Tour endet mit Verkostungen von klassischen Rumsorten bis hin zu ungewöhnlichen Kombinationen.
Europas größter Rumfabrikant2) wird in dritter Generation geführt und hat auch internationale Persönlichkeiten in ihr Domizil gelockt, die sich traditionell an einem der vielen Rumfässer mit ihrer Signatur verewig(t)en, wie z. B. Julio Iglesias und Alfredo Kraus.
Prachtvoll wie eine Kathedrale
Das Markenzeichen von Arucas ist die, mit dunkelgrauem Basaltgestein errichtete und das Ortsbild prägende, Kirche. Sie ist San Juan Bautista geweiht und von jeder Seite aus eine Augenweide. An der Parroquia San Juan Bautista kann man sich nicht satt sehen und nicht umsonst bezeichnen die Einheimischen sie liebevoll Kathedrale, obwohl sie formal keine ist.
Die heutige Kirche wurde 1917 im neugotischen Stil erbaut und zwar dort, wo ursprünglich im Jahr 1503 die erste Kapelle errichtet wurde. Anlässlich des 100. Jubiläums haben wir sie umfassend vorgestellt.3)
Tradition, Brauchtum und jede Menge Trachtenvarianten können Sie beim freudigen Volksfest bestaunen, das im Juni zu Ehren von San Juan Bautista auf dem Plan steht. Nach zwei Jahren Corona bedingten Abstinenz könnte es 2022 wieder soweit sein. Wir sind gespannt.
Ein Besuch lohnt sich immer, denn dieser kann vielfältig kombiniert werden.
- Arucas und das ethnographische Erbe: Geschichtsmuseum
- Arucas und der historische Stadtpark Gourié
Wir wünschen Ihnen viel Spaß!
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Verweise (siehe www.viva-canarias.es)
1)Viva Canarias Nr. 166 vom 2.8.2020 „Wasserverwaltung seit 1502: Heredad de Aguas de Arucas y Firgas“
2)Viva Canarias Nr. 160 vom 29.4.2020 „Europas größter Rumfabrikant: 135 Jahre
3)Viva Canarias Nr. 138 vom 19.8.2018 „Lebende Mauern - 100 Jahre Kirche in Arucas
4)Viva Canarias Nr. 116 vom 2.2.2019 „Herzoginenpark mit langer Geschichte
5)Viva Canarias Nr. 141 vom 10.8.2018 „Doramas, Widerstandskämpfer
6)Viva Canarias Nr. 56 vom 25.4.2014 „Hacienda Buen Suceso - Geschichte zum Erleben“