Viva Canarias Online vom 8. Januar 2025 | Zum Jahresende vermeldete das Innenministerium Spaniens knapp 64.000 Aufgriffe von Illegalen Migranten, davon 63 % auf den Kanarischen Inseln. Im Vergleich zur Anzahl der Auftriffe im Jahr 2022 hat sich die Zahl des Archipels somit verdreifacht. Auch in diesem Jahr ist die von Frontex als Westafrikaroute titulierte Strecke stark angestiegen (+17,4 %). Inzwischen macht diese ein Fünftel der gesamten Aufgriffe an den EU Außengrenze aus Dafür sind die illegalen Grenzübertritte an allen anderen Seerouten des Landes deutlich zurückgegangen. (Details - siehe Tabelle).
Die meisten Migrantinnen auf dieser Westafrikaroute kommen aus Mali, Marokko und Senegal.
Vor diesem Hintergrund hat der Kanarenpräsident Fernando Clavijo den EU-Kommissar für Inneres und Migration, Magnis Brunner, eingeladen, damit dieser sich selbst ein „reales Bild über die extreme Situation“ machen könne. Zudem solle bei der Verteilung der Finanzmittel die Inselgruppe vorrangig berücksichtigt werden, die unter der größten Migrationskrise seiner Geschichte leidet.
Eine besondere Aufmerksamkeit müsse den unbegleiteten Minderjährigen zuteil kommen. Aktuell sind es 5.400, die in etwa 80 speziellen Jugendzentren (CATE, Centros temporales de atención a extranjeros) bis zur Klärung des Migrationsstatus beherbergt werden. Obwohl es das staatliche Protokoll vorsieht, die Minderjährigen nach Klärung der Stati und Personalien auf andere Regionen zu verteilen, ist dies bisher kaum geschehen. Hier stellt das spanische Ausländergesetz eine kaum überbrückbare Hürde dar und die Kanaren fühlen sich von der Zentralregierung in Madrid im Stich gelassen, die die Situation auf dem Archipel durch Stillschweigen und Handlungspassivität ignoriere, so Clavijo.
Darüber hinaus wurden zusätzlich zu den aktuell 39 dafür dedizierten SozialarbeiterInnen des zuständigen Ministeriums (Consejería de Bienestar Social, Igualdad, Juventud, Infancia y Familias) der Personalpool um weitere 20 in der Verwaltung und 19 SozialarbeiterInnen aufgestockt.
Nicht unerwähnt bleiben darf die hohe Sterblichkeitsrate auf dieser gefährlichen Seeroute im Atlantik. Gemäß Jahresbericht der NGO Caminando Fronteras haben im Vorjahr 9.757 Menschen ihr Leben auf ihrer Flucht auf See verloren, was durchschnittlich 28 Todesfälle pro Tag entspricht.
Generelle Vorgehensweise bei Aufgriffen
Die Rettung der ankommenden Flüchtlingsboote erfolgt prinzipiell vom spanischen Seenotrettungsdienst (Salvamento Marítimo), dem Roten Kreuz (Cruz Roja), Teams der Inselregierung sowie Einheiten der Nationalpolizei (Policía Nacional).
Der Erstkontakt nach dem Aufgriff und die Registrierung liegt im Verantwortungsbereich der Zentralregierung in Madrid. Ankommende illegale Migranten werden in temporären Unterkünften bzw. Internierungszentren (CIE, Centros de Internamiento de Extranjeros) untergebracht, bis die Formalitäten geklärt werden konnten. Davon hängt die weitere Vorgehensweise ab. Die Feststellung des Alters sei immer wieder ein Problem, weil Dokumente fehlen oder von den Aufgegriffenen widersprüchliche Angaben gemacht werden.
Zwei der landesweit existierenden CIE-Zentren befinden sich auf den Kanarischen Inseln:
• Gran Canaria: CIE in einer aufgelassenen Militärkaserne im Barranco Seco in der Ctra. del Centro 5 A bei Las Palmas de Gran Canaria. Tel.: (+34) 914 326 291
• Teneriffa: CIE in Hoya Fría
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Verweise/Quellen
- Ministerio del Interior, Inmigración Irregular, Stichtag: 31. Dezember 2024;
- Frontex, Bericht vom 13. Dezember 2024 (für November, die neuesten Daten lagen noch nicht vor)
- Gobierno de Canarias
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Weitere Artikel
- Salvamiento Spanische Seenotrettung - Was sie tun, wo sie stehen und wie sie auf den Kanaren wirken
- Jahresabschlussbericht Migrationszahlen 2022 vs. 2021. https://viva-canarias.es/blog/illegale-migration-jahresabschluss-2022-spanien-kanaren/
- Spanischer Seenotrettungsdienst CCS (Centro de Coordinación de Salvamento) hat seit 1993 eine Niederlassung auf Las Palmas de Gran Canaria; https://viva-canarias.es/blog/spanische-seenotrettung-was-sie-tun-wo-sie-stehen-und-wie-sie-auf-den-kanaren-wirken/
- CIE Centro de Internamiento de Extranjeros; Anm.: Diese stehen landesweit immer wieder in der Kritik, da ‚Migration kein Delikt sei und daher die Internierung von Personen nicht rechtens ist und das Menschenrecht auf freie Bewegungsfreiheit beschneide.
- Kanarisches Statistikamt http://www.gobiernodecanarias.org/istac/