Vor dem Hintergrund der Gasknappheit bemühte sich Deutschland und Spanien in den letzten Monaten, das im Jahr 2015 ins Stocken geratenen Pipeline Projekt MidCat, das eine Gasleitung von Spanien über die Pyrenäen bis nach Deutschland vorsah, wieder aufzunehmen. Diese Verbindung scheiterte nun endgültig, nicht zuletzt am vehementen Nein von Frankreichs Präsidenten Manuel Macron. Für den Regierungschef ist diese Infrastruktur unnötig, da sie ausschließlich für den Transport von Gas vorgesehen sei und dies nicht im Sinne der EU-Ziele der Ökologietransformation sei. Zudem sei es keine Lösung der derzeitigen Energiekrise und die Leitungen wären mitten durch wichtige Naturschutzgebiete in Südfrankreich gegangen.
Am 20. Oktober 2022 einigten sich die Staatspräsidenten von Spanien, Frankreich und Portugal auf ein anderes Projekt und zwar mit dem Namen BarMar. Dabei handelt es sich um eine Unterwasserleitung von Barcelona bis Marseille als „grüner Korridor“.
Spanien, die treibende Kraft hinter diesem Projekt, zeigt sich hinsichtlich einer Finanzierung durch die EU zuversichtlich. Dafür muss BarMar die Vorschriften erfüllen, die vorsehen, dass derartige Infrastrukturen spätestens bis 2030 zu 100 Prozent für „sauberen“ Wasserstoff verwendet werden müssen. Nach Abzug der voraussichtlichen Bauzeit wird BarMar also höchstens zwei Jahre lang Gas transportieren.
Diese Unterwasser-Pipeline eignet sich sowohl für den Transport von Gas als auch von Wasserstoff, womit sie als ein vorrangiges EU-Energieprojekt eingestuft werden kann. Entlang dieser 360 km langen Leitung wird parallel ein elektrisches Kabel gezogen, welches den Stromverbund der iberischen Halbinsel und den Golf von Biskaya ermöglicht. Die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen.
Zudem einigten sich Portugal und Spanien darauf, ein gemeinsames Stromspeichersystem zu errichten, um, durch die Verdoppelung der Austauschkapazität von 2.800 auf 5.000 Megawattstunden, die Stromversorgung beider Länder abzusichern.
Der portugiesische Ministerpräsident António Costa räumte am Donnerstag ein, dass sein Land noch nicht über die notwendige Infrastruktur verfüge, um den Energieverbund mit Spanien zu vollenden. Genauer gesagt, fehlen noch 162 Kilometer, um die Grenze zu erreichen. Das nächste Treffen der drei Präsidenten ist für den 8. und 9. Dezember anberaumt, bei dem fundamentale Aspekte besprochen werden sollen, wie z. B. Finanzierungsplan, Projektlaufzeit, Transportvolumen etc.
Gasversorgung und Preise
Nur etwa zehn Prozent des Bedarfs werden im Energiemix Spaniens durch Gas gedeckt, das mittels Schiffen oder Pipelines geliefert wird.1) Der Transport, das Basisnetz, die primäre und sekundäre Verteilung von Gas, die Lagerung sowie komplementäre Infrastruktureinrichtungen sind im Gesetz Ley 34/1998 vom 7. Oktober geregelt. Mit einem ausgedehnten Netz von Gaspipelines und LNG-Terminals/ Wiederverdampfungsanlagen und großer Speicherkapazität verfügt Spanien über eine der vollständigsten Verteilungs- und Versorgungsinfrastrukturen in Europa. (siehe Skizze li. Seite).
Der Gaspreis in Spanien ist gemäß Mibgas2) mit 33 Euro pro Megawattstunde (MWh) der niedrigste Europas.
Spaniens Gasimporte
Im Jahr 2020 importierte Spanien Gas aus Algerien (29 %), den USA (16 %), Nigerien (11 %), Russland (10,2 %), Frankreich (9,8 %), Quatar (9 %) und Trinidad und Tobado (7 %). Weitere Importländer mit einem Anteil von jeweils weniger als 2 Prozent sind Guinea, Angola, Portugal, Peru, Argentinien, Ägypten, Kamerun, Dom. Republik, Niederlande und Belgien.
• Die primäre Versorgung erfolgt mit Leitungen mit einem Druck von 16 bis 60 Bar, während die sekundären Long-Distance Leitungen Gas mit einem Druck von über 60 Bar transportieren.
• Die Gasversorgung von 7,6 Mio. KonsumentInnen erfolgen über ein Leitungsnetz von etwa 84.000 km mit einem Druck von 16 Bar.
• Die unterseeischen Pipelines haben einen Druck von 220 Bar.
Wie kommt Gas nach Spanien?
Derzeit gibt es sechs Eintrittspunkte, zwei davon jeweils aus Frankreich sowie Portugal und zwei unterseeische Verbindungen mit Nordafrika.
Das meiste Gas gelangte über die Maghreb-Europa-Gaspipeline (GME) bis nach Cádiz in Spanien.
Algerien hat aufgrund diplomatischer Verwerfungen mit Marokko die Lieferungen über die Pipeline von Magreb-Europ im Oktober 2021 eingestellt.
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Verweise
1)Viva Canarias Nr. 190 - LNG Terminals: Der ‚heilige Gral der Gasversorgung‘ (siehe QR-Code rechts)
2)Mibgas (operador ibérico del mercado de gas)
3)Ministerio para la Transición Ecológica y el Reto demográfico de España
4)Enagás - Gasversorgungsnetz Spanien
