LHD Juan Carlos I (L-61) ist das Flaggschiff der spanischen Marine und lief am 10. März 2008 vom Stapel bzw. wurde am 30. September 2010 in Dienst gestellt. Es kann sowohl die Rolle eines Flugzeugträgers als auch die eines amphibischen Angriffsschiffs übernehmen. Letzteres bedeutet, dass die Truppen und Material, unabhängig von der Hafenstruktur, von der See anlanden kann. Einige Szenen aus der beliebten amerikanischen Kultsendung NAVY CIS wurden auf diesem Flugzeugträger gedreht.
Am heutigen Sonntag, dem 2. Juli, kann in der Zeit von 10.00 bis 13.30 Uhr dieser Flugzeugträger Juan Carlos I im Rahmen einer geführten Tour besichtigt werden. Er liegt im Hafen von Las Palmas de Gran Canaria, der das Marinekommando der Kanarischen Inseln ist und einer der wichtigsten Stützpunkte neben Rota, Ferrol, San Fernando, Cartagena. Darüber hinaus sind zwei Fregatten (Méndez Núñez und Canarias), Flugzeuge AV-8 B (Typ Harrier vertikal) sowie Helikopter SH-60 F (der Sikorsky Seahawk Klasse) als Repräsentant der Armada Española vertreten.
Achtung: Aufgrund des großen Andrangs sollten Sie sich frühzeitig einfinden und auf eine längere Warteschlange einstellen, obwohl diese sich schnell bewegt. Super organisiert.
Fakten: Juan Carlos I hat eine Länge von 231 Metern für eine Besatzung von 295 Personen. Zusätzlich können 1.200 transportiert werden. Die geplante Lufttransportkapazität umfasst bis zu 30 mittelschwere und schwere Hubschrauber für amphibische Operationen (LHD Landing Helikopter Dock) sowie eine ähnliche Anzahl mittelschwerer Hubschrauber für Trägereinsätze. Die Reichweite liegt bei 9.000 Seemeilen und einer Geschwindigkeit von 15 Knoten (etwa 28 km/h).
Geschichte der Armada Española
Mit der Entdeckung der Neuen Welt begann das Wettrennen um die Vormachtstellung bzw. die Jagd nach Gold und Ressourcen. Spanien zählte über Jahrhunderte zu den dominierenden Seemächten, so wie Großbritannien und Portugal. Der Zusammenschluss der Adelshäuser Aragón und Kastilien im 15. Jhdt. führte zu einer enormen Expansion der Flotte, die mit dem Versuch die Englische Königin Elisabeth I. vom Thron zu stürzen gipfelte, jedoch kläglich an den wendigeren britischen Schiffen und den ungünstigen Wetterbedingungen scheiterte. Nicht zuletzt hatten die Briten Waffen mit größerer Reichweite.
Diese herbe Niederlage nutzte Spanien, um in seine Kriegsmarine zu investieren, zu modernisieren und zu vergrößern. Im Rahmen eines ambitionierten Modernisierungsprogramms wurde in den 1980er Jahren der Bau von sechs Fregatten der Santa-María-Klasse beauftragt. Diese im Zeitraum 1986 bis 1994 in Dienst gestellten Schiffe sind nach wie vor aktiv. Komplettiert wurde die Flotte mit fünf Lenkwaffenfregatten der F100-Klasse, deren Fokus auf der Luftabwehr liegt.
Status Quo
Die spanische Kriegsmarine stellt die Marinekomponente der spanischen Streitmacht. Sie ist eine der ältesten der Welt und heute die fünftstärkste der NATO. Der Oberbefehlshaber, Capitán Generial, in Spanien ist der König. Dahinter folgt als ranghöchster Befehlshaber der Almirante Comandante als Generalstabschef der Marine.
Die Armada Española umfasst u.a. 95 Schiffe, 60 Flugzeuge und Hubschrauber. Derzeit dienen ca. 27.000 Berufssoldaten auf Fregatten, auf dem Flugzeugträger, den Patrouillenbooten etc.
Die Belegschaft der Helikopterstaffeln, (Treibstoff)Versorgungsschiffe und Kampfjets, Logistik, Ärzte etc. auch ozeanische Forschungsschiffe, beispielsweise für Unterwasser Kartographien sowie das wunderschöne historische Segelschulschiff Juan Sebastián de Elcano, zählen zur Armada Española.
Die Fregatten patrouillieren im Mittelmeer im Kampf gegen Schlepperbanden, Drogenhändler, illegale Fischerboote etc. Humanitäre Hilfsaktionen, wie z. B. jene nach dem schweren Erdbeben in Haiti, das hundertausende Menschen obdachlos machte bzw. getötet wurden. Die spanische Seeflotte war zur Stelle und brachte beispielsweise Lebensmittel, Hilfsgüter, Medikamente sowie Sanitärprodukte. Sie half zudem den internationalen Rettungseinheiten bei logistischen Angelegenheiten (Verteilung, Registrierung, Aufräumarbeiten etc.). Derzeit sind Schiffe der spanischen Flotte bei Rettungseinsätzen stark gefordert, wie z. B. aufgrund der großen Flüchtlingsströme derzeit (siehe Foto der Fregatte Numancia vom 21. März 2016. Es wurden 422 Flüchtlinge vor der Küste Libyens gerettet, darunter 28 Kinder.)
Einige Highlights der Armada Española
Der Flugzeugträger „Príncipe Asturias“ lief am 22. Mai 1982 von der spanischen Werft Bazán vom Stapel. Sie hat eine Länge von 197,5 Metern und kann zwölf Hubschrauber und 29 Harrier-Kampfflugzeuge fassen. Ihr Fokus liegt in der Abwehr. Sie war weltweit im Einsatz, unter anderem bei Hilfseinsätzen in der Karibik. Das Konzept hatte sich bewährt und so erhielt Spanien von der thailändischen Marine im Jahr 1992 den Auftrag für einen baugleichen Flugzeugträger. Aus diesem Grund und wegen der damals vorherrschenden Wirtschaftskrise wurde Príncipe Asturias vorzeitig außer Dienst genommen.
Historisches Segelschulschiff Juan Sebastián de Elcano
So wie Deutschland hat auch die Armada Española ein Segelschulschiff, die Basis für den Einstieg in das Marineleben. Doch ist der historische Segler Juan Sebastián de Elcano noch größer und noch älter. Es ist der drittgrößte Segler der Welt und wurde 1807 gebaut.
Namenspatron ist Kapitän Juan Sebastián Elcano, der am 6. September 1522 nach dem Tod von Ferdinand Magellan das Kommando der Victoria übernahm und mit 17 Überlebenden nach etwa drei Jahren die erste Weltumsegelung vollendete. Der Seefahrer wurde von Kaiser Karl V. schließlich in den Ritterstand erhoben und mit der Ehrenmedaille „Coat of Arms“ ausgezeichnet. Diese zeigt eine Erdkugel mit der lateinischen Inschrift „Primus Circumdedisti Me“, was so viel bedeutet wie „Als erster hast du mich umfahren“.
U-Boote
Der spanische Ingenieur und U-Boot Pionier Isaac Peral y Caballero (1. Juni 1851 bis 22. Mai 1895) baute 1888 das erste U-Boot namens Peral (siehe Foto 04). Es war 21 m lang, hatte zwei 30-PS-Motoren und ein Torpedorohr. 1889 machte Peral als erster drei erfolgreiche Tests mit dem Whitehead-Torpedo. Hierbei handelt es sich um eine von einem Propeller angetriebene Seemine. Dennoch wurden seine Pläne nicht unterstützt. Das U-Boot steht heute im Seehafen von Cartagena, wo sich auch spaniens Marinestützpunkt befindet. Es ist die größte Marinebasis im Mittelmeer. Die historischen Verwaltungsgebäude der Marina stammen aus dem Jahr 1788.
Die U-Boote der spanischen Marine sind aus der Klasse Galerna S-70 mit einer Länge von 67,9 Metern. Im Jahr 2003 wurde der Bau von weiteren vier U-Booten der nächsten Generation S-80 genehmigt. Diese verfügen über vier Torpedos und haben zudem 16 in Reserve. Mit einer Länge von etwa 68 Metern können sie bis zu 300 Meter Tief tauchen und vergleichsweise lange unter Wasser bleiben.
Die „Tramotana“ ist das vierte U-Boot der Klasse Gallern, die in der spanischen Werft Bazán, ebenfalls in Cartagena, gebaut wurde. Am 30. November 1984 wurde es der Flotte übergeben.
Anekdote: Neben den nationalen und internationalen Einsätzen erhielt es im Jahr 1995 prominenten Besuch des Königs und tauchte auf eine Tiefe von 200 Meter ab. Der Film NAVY S.E.A.L. mit Charlie Sheen in der Hauptrolle wurde im Jahr 1989 u.a. auf diesem U-Boot gedreht.
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Mehr Infos der Armada Española (auf Englisch) unter:
https://armada.defensa.gob.es/ArmadaPortal/page/Portal/ArmadaEspannola/iniciohome/prefLang-en/
Hinweis zu Fotos: Die Quelle der Fotos aus Viva Canarias Nr. 99 ist mit freundlicher Genehmigung der Armada Española die Bilddatenbank Flickr.com
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siehe auch
Die Spanische Kriegsmarine - eine der ältesten der Welt
Spanische Seenotrettung - Was sie tun, wo sie stehen und wie sie auf den Kanaren wirken