Ausgabe Nr.
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J M upload 01.02.2024, Viva Edition 208 | Print article

Bewegte Geschichte des Teatro Pérez Galdós: Ein Auf und Ab!

Teatro Pérez Galdós und re. Denkmahr Pérez Galdós

Las Palmas de Gran Canaria war aufgrund seiner strategisch optimalen Lage ein wichtiger Anlaufpunkt für den Schiffsverkehr, der zwischen Europa und der Neuen Welt verkehrte. Die Kultur war eine Facette dieses interkulturellen Austauschs und schon wuchs die Anhängerschaft der Hochkultur. In Ermangelung einer adäquaten Räumlichkeit mussten sie sich lange Zeit auf Konzerte und Kammermusik im kleinen, 1845 eröffneten, Teatro Cairasco beschränken. Heute befindet sich auf diesem Platz das emblematische Gabinete Literario. 

Nachdem für Opernaufführungen ein entsprechendes Theater fehlte beschloss im Jahr 1866 eine Gruppe finanziell potenter Kulturliebhaber Geld für die Errichtung eines entsprechenden Veranstaltungsgebäudes zu sammeln. Was dann folgte, war ein Auf und Ab im wahrsten Sinn des Wortes.

Nachdem ein passendes Grundstück gefunden wurde, die Geldmittel zur Verfügung standen, wurde 1868 der Architekt Francisco Jareno Alcarón mit der Planung und dem Bau beauftragt. 

Zur feierlichen Eröffnung im Jahr 1890 stand Giuseppe Verdis Oper La Traviata auf dem Programm - endlich! 

Das erste Drama

Das Glück der Opernfreunde währte nicht einmal drei Dekaden, denn ein Großbrand zerstörte es 1918 bis auf die Grundmauern. Doch die Kulturliebhaber ließen sich nicht entmutigen und wendeten sich beharrlich an die Stadtverwaltung, um beim neuerlichen Bau finanzielle Mittel beizusteuern. 

Der zweite Anlauf

Dieses Mal wurde einer der renommiertesten Architekten des Archipels, Fernando Navarro de la Torre, der u. a. viele stattliche Villen im Nobelviertel Ciudad Jardin erbaute, beauftragt. 1928 waren die Arbeiten abgeschlossen und es entstand das Teatro Pérez Galdós im neoklassizistischen Stil, auch heute eines der emblematischsten Bauwerke der Stadt. 

Sein Bruder, das facettenreiche Multitalent Néstor Martín Fernández de la Torre (1887 - 1938), war vor allem für das Innendesign verantwortlich. Auch er zählte zu den beeindruckendsten Persönlichkeiten des Archipels, der nach vielen Jahren Aufenthalt in Paris und Madrid das mondäne Flair ‚importierte‘. Als gefeierter Maler realisierte er Kunstwerke im Stil des Symbolismus und in seiner späteren Schaffensphase tendierte er zur homoerotischen Sinnlichkeit, wenngleich in nur minimalistischer Form. 

Das Museo Néstor ist ihm gewidmet und umfasst eine umfangreiche Sammlung, wie beispielsweise den Bildzyklus Poema del mar. Leider ist es aufgrund Umbauarbeiten voraussichtlich noch bis 2026 geschlossen.

Auch als Innendesigner, Bühnenbildner und Kostümdesigner für Opern, machte sich der Cosmopolit einen Namen und drückte dem Theater innenarchitektonisch seinen Stempel auf. Er gestaltete beispielsweise die Glasfenster, das Holzgeländer etc. und ließ dabei kanarischen Lokalkolorit einfließen. Daher finden sich in den Motiven immer wieder kanarische landwirtschaftliche Produkte. Nur bei den Deckengemälden, die er auf Leinwänden am Boden kreierte, die dann am Gewölbe angebracht wurden, sind menschliche Figuren zu sehen, oder sind es doch Engel? Jedenfalls sind sie in einer androgynen Machart weder eindeutig als Frau, noch als Mann zuzuordnen. Übrigens - Néstor Martín plante das Pueblo Canario ebenso wie den Parador in Tejeda, deren Realisierung durch seinen Bruder er jedoch nicht mehr erlebt hat. Das Multitalent kreierte auch die kanarischen Trachten, die bei den Folkloregruppen bei den wöchentlichen Folkloredarbietungen in Las Palmas de Gran Canaria zu sehen sind und mit ihren farbenfrohen Röcken, den Bommeln und weißen Spitzenblusen verzaubern.

Bei der Eröffnung Jahr 1928 wurde Verdis Oper Aida inszeniert.

ALLE GUTEN DINGE SIND DREI ...

Um den zeitgemäßen Anforderungen, was Bühnentechnik betrifft, besser bedienen zu können, wurde das Theater in den Jahren 2004 bis 2007 umgebaut und mit einem Anbau an der Rückseite erweitert. Nun gibt es genügend Platz für Requisiten, Büroräumlichkeiten etc.

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Siehe auch

Museo Néstor Martín, Symbolismus und homoerotische Malerei