Es muss nicht erst ein Vulkan ausbrechen, um das ökologische Gleichgewicht zu stören. Bioinvasoren können eine ebenfalls dramatische Auswirkung haben, wie beispielsweise die kalifornische Kettennatter (Lampropeltis californiae).1) Ein unverantwortlicher Halter hat diese Reptilien illegal eingeführt und in Folge entweder absichtlich oder unabsichtlich in die freie Natur entlassen.
Die stillen Invasoren fanden auf Gran Canaria ideale Lebensbedingungen vor. Die Schlangen haben praktisch keine natürlichen Fressfeinde, finden reichlich Nahrung und durch die idealen Temperaturen sind sie, anders als in ihrer originären Heimat, das ganze Jahr über höchst aktiv und vermehren sich explosionsartig.
In der Gegend von Telde wurden im Jahr 1998 die ersten Exemplare gesichtet und 2009 erreichten sie die bisher größte Expansion. Es werden rund tausend jährlich eingefangen, aber scheinbar nicht genug. Inzwischen hat sich aufgrund dieser Bioinvasoren die Population einiger endemischer Tierarten massiv dezimiert, doch um wieviel genau?
Studie über die Auswirkungen
Eine am 15. Dezember 2021 veröffentlichte Studie,2) setzt sich mit diesem Thema auseinander und versucht den Rückgang der endemischen Reptilien auf Gran Canaria zu quantifizieren.
• Gran Canaria Rieseneidechse (Gallotia stehlini)
• Gran Canaria Kanarenskink (Chalcides sexlineatus)
• Gestreifter Kanarengecko (Tarentola boettgeri)
Die Ergebnisse sind erschütternd. Die Rieseneidechse ist praktisch ausgestorben (99,6 %) und der Kanarenskink verzeichnet einen Rückgang der Population von 82,2 %, während die des Kanarengeckos auf fast die Hälfte geschrumpft ist (52,1 %).
Das ökologische Gleichgewicht wird dadurch nicht nur bei den Tieren durcheinandergebracht, sondern hat auch Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. Einige Reptilien spielen beispielsweise bei der Bestäubung endemischer Pflanzen, wie dem Strauch Staubiger Zeiland (Neochamaelea pulverulenta), eine Rolle.
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Fotos:
01: Kalifornische Kettennatter
02: Kanarische Rieseneidechse wurden zu 99,6 Prozent durch Bioinvasoren ausgerottet
03: Kanarenskink
04: Endemischer Strauch „Staubiger Zeiland“, der von der Bestäubung durch Echsen abhängig ist
Verweise & Quellen:
1)Viva Canarias Nr. 87 vom 6.8.2018 „Status Quo im Kampf gegen die Schlangen“
2)Forschungsprojekt der IPNA-CSIC publiziert im britischen Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences“, Autoren: Julien C. Piquet und Marta López Darias. Finanziert von den Inselregierungen Gran Canaria und Teneriffa sowie der Stiftung BBVA und GESPLAN;
3)IPNA: Instituto de Productos Naturales y Agrobiología (IPNA)
4)Fotos: www.biodiversidadcanarias.es