Ausgabe Nr.
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J M upload 01.03.2024, Viva Edition 209 | Print article

Blaue Wirtschaft: Strategien und Potenziale für Kanarische Häfen & Kennzahlen 2023.

Die Altkanarier betrieben keine Schifffahrt, doch das änderte sich spätestens seit der Hispanisierung vor etwa 500 Jahren. Der Hafen von Las Palmas de Gran Canaria, Puerto de la Luz, hat sich aufgrund seiner natürlichen Gegebenheiten und der strategischen optimalen Lage im Schnittpunkt dreier Kontinente schnell zu einer wichtigen Anlaufstelle entwickelt.

Vor der Atlantiküberquerung zwischen der Neuen Welt und Europa wurde hier noch Proviant gefasst oder letzte Reparaturen an den Schiffen durchgeführt. Später nahm der Passagierverkehr zu, wie z. B. bei den Ein- und Auswanderungswellen zwischen Europa und Amerika, und heute ist er als sogenannter Puerto Base ein wichtiger Hafen für Kreuzfahrtbetreiber.

Passagiere 2023

Die kanarische Tourismusvermarktungsagentur Promotur vermeldet 2,6 Mio. Kreuzfahrttouristen für das Jahr 2023, wobei 1,5 Mio. auf die Häfen der Provinz Las Palmas (Puerto de la Luz/Las Palmas, Puerto del Rosario auf Fuerteventura und Arrecife auf Lanzarote) entfielen und 1,1 Mio. auf die Provinz Teneriffa (Santa Cruz und Los Cristianos auf Teneriffa, San Sebastián auf La Gomera, Santa Cruz auf La Palma und La Estaca auf El Hierro). Somit konnte der pandemiebedingte Einbruch im Kreuzfahrttourismus überkompensiert werden (Steigerung 45,5 %), während der globale Kreuzfahrtmarkt noch leicht unter dem Niveau vor der Gesundheitskrise liegt. Dazu kommen etwa Passagiere aus der regulären Linienschifffahrt bzw. den Fähren, die Daten für 2023 lagen noch nicht vor.

Wussten Sie, dass ... ?

Amerika die Kreuzfahrtnation ist und mit 10 Mio. jährlichen Gästen etwa die Hälfte des weltweiten Volumens ausmachen (DRV). In Europa gingen 6,7 Millionen Passagiere im Jahr 2016 an Bord eines Schiffes und laut CLIA, dem Kreuzfahrt-Verband, führt Deutschland mit etwa 2 Mio. Gästen die Rangliste als Kreuzfahrernation an, Tendenz steigend. Würden wir das Volumen allerdings in Verhältnis zur Einwohnerzahl eines Landes setzen, dann reihen sich vor Deutschland die Länder Norwegen, Großbritannien und Irland.

Zukunftsstrategien

Beatriz Calzada Ojeda übernahm im August 2023 als erste Frau die Position als Präsidentin der Hafenbehörde von Las Palmas und löste Luis Ibarra Betancort, der maßgeblich am wirtschaftlichen Erfolg der Geschäftsaktivität während der letzten Dekade verantwortlich war, ab.

Die Blaue Wirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor2) für die Stadt. Las Palmas de Gran Canaria unterhält enge Beziehungen zur Hafenbehörde um in einer Art Symbiose monetär, wirtschaftlich, touristisch und marketingtechnisch zu profitieren. 

Las Palmas de Gran Canaria vermarktet sich mehr und mehr als Puerto Ciudad und sieht seinen Puerto de la Luz als führenden Hafen im mittleren Atlantik mit mehreren lukrativen Wachstumssegmenten. 

Über fünfzig internationale Kreuzfahrtbetreiber operieren in Puerto de la Luz als sogenannter Puerto Base, also als Start- und Endhafen für die Kreuzfahrten. Hier klingelt die Kasse zusätzlich für Dienstleistungen, wie z. B. Müllentsorgung oder Proviantaufnahme. Es operieren AIDA Cruises, Royal Caribbean, Celebrity Cruises, Thomson, Cunard, MSC, TUI Cruises, Hapag Lloyd, Norwegian Cruise Line etc.

Und es werden noch mehr. Pullmantur hat für die nächste Saison 2024/2025 angekündigt, den Basishafen für die Kreuzfahrten ebenfalls nach Las Palmas de Gran Canaria zu verlegen. Einer der Gründe dafür sind die politischen Unruhen im Gewässer des Nahen Ostens, die seit dem Terrorangriff vom 7. Oktober 2023 die Sicherheit des internationalen Schiffsverkehrs stark gefährden, wie z. B. Hamas Übergriffe. Inzwischen laufen Gespräche auch mit anderen internationalen Kreuzfahrtunternehmen, die einen Wechsel des Basishafens vor diesem Hintergrund überlegen.

Die Vergabe des Baus neuer Kreuzfahrtterminals auf Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote an den multinationalen Konzern Global Ports Holding aus der Türkei hat großes geschäftliches Interesse der Türkei an der Kanarischen Inselgruppe geweckt. 

Gemeinsam mit dem lokalen Dienstleistungsunternehmen Servicios Portuarios Canarios (Sepcan) wurde das Joint Venture Global Ports Canary Island gegründet, das 40 Mio. Euro in den Ausbau der Häfen investieren wird (Pressenotiz vom August 2023).

Beatriz Calzada Ojeda, die neue Präsidentin der Hafenbehörde, traf sich Ende Dezember 2023 mit dem Kanarenpräsidenten Fernando Clavijo, der sich einen Überblick der laufenden Projekte verschafft hat und insbesondere den Bau dieses neuen Kreuzfahrtterminals. Dieser wird auf einer Fläche von 14.500 Quadratmetern errichtet und bis zu 18.000 Passagiere abfertigen können. Die Arbeiten sollen 2025/2026 abgeschlossen sein und auf dem letzten Stand der Technik alle zeitgemäßen Ansprüche erfüllen und als eine Visitenkarte des Archipels dienen können. 

Darüber hinaus unterstrich Calzada bei diesem Treffen die enorme Bedeutung  zur Schaffung von dualen Ausbildungssystemen im Bereich der Blauen Wirtschaft.1) Diese würde zudem ein Mittel zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sein.

Das neue zentrale Autosilo der Gruppe Domingo Alonso mit einer Fläche von 80.000 Quadratmetern soll rund 6.000 Fahrzeuge aufnehmen können und so den Transit von PKWs, die bisher auf LKWs erfolgten, reduzieren.

Am 27. Oktober 2023 wurde die internationale Vereinigung der Häfen von Inseln Makaronesiens (Asociación Internacional de Puertos de las Islas de la Macaronesia) gegründet, zu der auch die Hafenbehörden Teneriffa und Gran Canaria zählen, sowie von den Kapverden und Madeira. Ziel ist es u. a. gemeinsame Vermarktungsstrategien zu setzen.     jm

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Verweise:

1)Viva Canarias Nr. 194 vom 1.12.2022 „Blaue Wirtschaft (Teil 3): Hafen und Hafendienstleistungen“

2)Viva Canarias Nr. 192 vom 1.10.2022 „Blaue Wirtschaft bringt 2,4 Milliarden Euro. Überblick Segmente“

3)Promotur: Tráfico de cruceristas en Canarias, Dezember 2023;