Ausgabe Nr.
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J M upload 04.11.2022, Viva Edition 193 | Print article

Blaue Wirtschaft (Teil 2): Aquafarming - Das Grundprinzip

In der Aquakultur wird versucht, unter idealen Voraussetzungen die Reproduktion von vom Menschen verzehrten Meereslebewesen positiv zu gestalten. Diese erfolgt grundsätzlich in folgenden Schritten (siehe Skizze im Kasten links):

1. Brut: Hierbei handelt es sich um Einrichtungen an Land, in denen der Brutbestand gehalten wird und in denen embryonierte Eier für die anschließende Umwandlung in Larven gewonnen werden.

2. Fischbrut: In der nächsten, etwa sechs Monate dauernden Phase werden diese Jungfische auf eine Größe von 5 bis 10 Gramm angefüttert.

3. Fischzucht/Mastbetrieb: In Zuchtbecken werden die Tiere auf die definierte Handelsgröße aufgezogen. Dies erfolgt, je nach Spezies, mit art- und altersgerechtem Futter und dauert zwischen zwölf und 36 Monate. Der Mastbetrieb kann in verschiedener Form erfolgen:

- schwimmende Schulen im Meer

- Teichwirtschaft an der Küste in Meereshöhe, wo Meerwasser für den Wasserzyklus durch Pumpen entnommen und verteilt wird. Diese Betriebe können je nach Produktionsphase und angebauter Tierart in einem offenen oder geschlossenen Kreislauf (Rezirkulation) arbeiten.

- Gezeitenbetrieb, in denen das Wasser durch die Tide zirkuliert

- Tanks in der Nähe von Flüssen, wo das Wasser durchgeleitet wird

4. Fischfang: Wenn die Spezies ihre handelsübliche Größe erreicht haben, werden sie ‚geerntet‘.

5. und 6: Verarbeitung, Verpackung, Vermarktung und Distribution.

Vor-/Nachteile

- Die Wasserqualität ist essenziell (richtiger PH-Wert, Temperatur, Wasseraustausch, Reinigung etc.). Ergo: Frei im Meer treibende Netzgehege, wo kein Wasser für die Zirkulation zugeführt werden muss, sind grundsätzlich vorteilhafter.

- kein Beifang, keine Überfischung

- keine Schleppnetze (Schonung des Ökosystems am Meeresboden)

- keine Parasiten

- kürzere Wege bis zu den KonsumentInnen (in Europa)

- Beschäftigung durch Ansiedlung in küstennahen, ländlichen Zonen und Bewahrung der Fischereitradition

- geringer ökologischer ‚Fußabdruck‘

Nachteile, u. a.:

- Tiere haben in kommerzieller Haltung weniger Platz als in der freien Wildbahn oder in Bio-Aquakulturen

- Monokulturen (Anfälligkeit, evt. Einsatz von Gentechnik oder Pestiziden)

- Verdrängung anderer Spezies in ihrem natürlichen Habitat, falls sie ins Meer gelangen

- Einsatz von Medikamenten gegen Parasiten etc., Medikamentenrückstände im Fisch, schwache gesetzliche Vorgaben für den Medikamenteneinsatz

- Abwasser- und Abfallmanagement

- Schlachtung mitunter bedenklich, wie z. B. ein minutenlanger Todeskampf, falls Tiere ‚nur‘ auf Eis gepackt werden oder stundenlanges Verharren am Haken bei Langleinenhaltung, bis diese eingeholt werden.

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Verweise

4)Our World in Data - Population Growth, Revision in May 2019

5)Viva Canarias Nr. 159 vom 29.12.2019 - Lebensmittelverschwendung als Klimasünder? Wie sie ihre Lebensmittel richtig lagern und ‚Food Waste‘ vermeiden.

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Siehe auch

Blaue Wirtschaft (Teil 2): Aquakultur - die globale Situation

Blaue Wirtschaft (Teil 2): Aquakultur - Spanien starker Player

Aquakultur: Potenzial Kanarischen Inseln?

Pionier in Aquakultur: Aquanaria - Wolfsbarsch für Feinschmecker